Category: 2012 BALTIKUM


25.8. Fazit Sommertour 2012

Es ist wie immer ein komisches Gefühl, wenn etwas, was einen sehr lange beschäftigt hat im Vorfeld, plötzlich Vergangenheit ist.

Ich habe insgesamt vierzig sehr intensive Tage erlebt und dabei nie das Gefühl von Langeweile oder gar Einsamkeit gehabt.

Meine Erwartungen an Länder, Städte, Menschen und Landschaften wurden in großem Maße erfüllt. Die Bilder die ich so im Kopf hatte, speziell was die Natur im Baltikum betrifft wurden deutlich übertroffen.

Ich hatte wahnsinnig viel Glück, überwiegend bestes Radwetter, gerade mal zwei Tage Regen und den nicht einmal ganztägig. Keine einzige Panne !! Nur ein kleiner Hinfaller im Sand in Estland.

Keinerlei Bedrohungen oder gefährliche Momente in der Begegnung mit Menschen. Drei Hundeattacken, davon eine ziemlich grenzwertig.

Es gab sicher einige brenzlige Situationen im Verkehr, aber selbst die berüchtigten polnischen LKW-Fahrer waren faire Partner auf der Straße.

Natürlich sind rund 250 Stunden Radfahren nicht in jeder Minute lustig, da gab es Phasen, wo ich mich richtig gequält habe, aber überwiegend war es Vergnügen.

Mein „Blauer Elephant“ hat sich bestens bewährt. Einige kleine Anpassungen werde ich mit Tino Hasenstab diskutieren. Vielen Dank nochmal an alle, die ihr Scherflein dazu beigetragen haben.

Die Highlights waren sicher die gigantische Natur, hunderte Kilometer menschenleerer Strände, die beiden estnischen Inseln Saarema und Hiiumaa und der litauische Teil der Kurischen Nehrung.

Begeistert haben mich im städtischen Bereich Helsinki und Danzig. Tallinn ist ebenfalls sehenswert. Riga ging nicht so an mich und Kaliningrad fand ich eher „schräg“. Als Perle würde ich Tartu in Estland, das ehemalige Dorpat bezeichnen, wer Remmidemmi an Stränden mag der ist mit Palanga (Litauen) und Sopot (Polen) aber auch Pärnu (Estland) gut bedient. Klaipėda und Ventspils waren okay, aber nicht aufregend.

Mit Ausnahme der russisch dominierten Welt in Estland und dem sog. Kaliningrader Gebiet bin ich meist auf sehr aufgeschlossene und hilfsbereite Menschen gestoßen. Die Generation der unter 40-Jährigen konnte in allen Ländern ordentlich Englisch, so dass eine Verständigung unproblematisch immer möglich war.

Der Einkauf der täglichen Grundbedürfnisse wie Wasser, Obst, Kuchen und sonstige Lebensmittel war völlig problemfrei, fast überall konnte alles zu jeder Zeit gekauft werden.

Ich habe diesmal einen guten Mix aus Hotel- und Zeltübernachtung hinbekommen. Klar dass ich gerade bei den „freien Tagen“ in den großen Städten im Hotel war. Insgesamt habe ich 11x gezeltet. Die Zeltvariante ist zweifelsfrei die wesentlich stärkere kommunikative Variante.

Ich hatte keinerlei gesundheitliche Probleme über die ganze Tour.

Es hat Spaß gemacht quasi als „eigenes Tagebuch“ zu bloggen, wohl wissend, dass weit über 100 Leser zu Hause meine „Taten“ mit echtem Interesse verfolgt haben.

Danke für alle Kommentare und E-Mails, das ist immer echte Motivation.

 

Die letzte Übernachtung war super, habe mir noch die 2. Halbzeit Dortmund – Bremen angeguckt. Herrliches Frühstück, das beste auf der ganzen Tour, mit Blick in den Schlosspark ausgiebig genossen.

Die nächsten 50 km durch den Landkreis Märkisch-Oderland waren genussvolles entspanntes Radfahren. In Buckow kam sogar die Sonne durch und ich genehmigte mir einen leckeren Capuccino.

Mittagspause am Peetzsee in Grünheide, einfach schön hier die Ecke östlich von Berlin (war ich noch nie). Noch knappe 40 km bis zum Treffpunkt mit meinen Mädels. Die Freude steigt.

Mit der steigenden Freude zeigte sich auch die Sonne immer mehr, so dass ich bei bestem Wetter die Stadtgrenze von Berlin erreichte und wie vereinbart um 18 Uhr meine Damen bei der Curry-Wurst Legende „Konnopke“ an der Kreuzung Schönhauser-/Eberswalder Straße in die Arme nehmen konnte.

Nach 40 Tagen bin ich gesund und munter und um viele Erlebnisse reicher, wieder zurück .

 

Die Villa Toscania war wirklich prima, zwar ein wenig geisterhaft, da außer mir nur zwei weitere Gäste in dem großen Haus waren.

Heute in vier Monaten ist Heilig Abend, was liegt näher als mal zu gucken, ob der Weihnachtsbraten schon in Vorbereitung ist. Sieht gut aus !

Ich bin zeitig los, da ich wusste heute stehen rund 150 km an. Als letzte „Location“ stand mir der Sinn nach einem der Schloßhotels im Oderbruch.

Um Freitagabend keinen Stress zu bekommen habe ich gestern Abend bei zweien angefragt und tatsächlich, das eine komplett ausgebucht (Hochzeit), das andere hatte, trotz großer Gesellschaft noch ein Einzelzimmer für mich.

Kaum hatte ich morgens etwas Fahrt aufgenommen, begann es zunächst leicht zu regnen um sich zu einem soliden polnischen Landregen zu entwickeln. Also am 39. Tag zum zweiten Mal die komplette Regenausrüstung angezogen und rund 60 km durchs nasse polnische Hinterland geradelt. Es ging auch heute viel bergauf und -ab und es war erhöhte Aufmerksamkeit bei den nassen Abfahrten von Nöten.

Am frühen Nachmittag war der Spuk vorbei, es blieb zwar ziemlich düster aber trocken. Gegen 16 Uhr bin ich in Köstrin über die Oder gefahren und schwups nach guten 3500 km durch sechs europäische Länder war ich wieder in Deutschland.

Habe mir am Oderufer eine deutsche Bockwurst schmecken lassen und mir selbst mit meinem letzten polnischen Bier zu geprostet.

In Schloß Hardenberg war ich gegen 19 Uhr. Jetzt genieße ich ein deutsches Abendessen in der „Brennerei“ und freue mich auf die letzten 100 km morgen nach Berlin.

Ich hoffe dass meine Kamera nicht ernsthaft beschädigt ist, irgendwie ist sie wohl heute etwas feucht geworden !

Sehr zeitig breche ich in Pila, dem ehemaligen Schneidemühl, auf und weiß noch nicht recht wie weit ich heute fahre. Der Sturm hat sich gelegt trotzdem ist so ein giftiger Gegenwind aus dem Westen da, der mir manchen Kilometer ziemliche Energie abverlangt, entschädigt haben mich dafür wieder prächtige Alleen.

Die Landschaft geht wieder über in eine Getreideregion mit zwischendurch wunderschönen Wäldern. Die größeren Orte, die ich durchfahre sind ohne besondere Merkmale. Ich brauche fast 50 km bis ich einen Kaffee bekomme. Auf meine Anfragen hin hätte ich mindestens drei Pfund Kaffee in den Packtaschen.

Ich fahre einige Zeit entlang einer Bahnlinie und da stehen auch einige interessante Bahnhöfe. Wildwest ist nichts dagegen.

 

Einige Stunden begleitet mich die Netze, die eine sehr breite Flußlandschaft dominiert, auf meinem Weg Richtung Westen.

Später erreiche ich die Warthe, die ich bei Miedzychod, hieß früher Birnbaum, überquere.

Gegen frühen Nachmittag entscheide ich mich die „Villa Toscania“ als Abenddomizil anzusteuern, allerdings bedeutete das am Ende 140 Tageskilometer. Hat sich aber gelohnt. Ich denke das wird meine letzte Übernachtung in Polen sein.

Bis Küstrin an der Oder sind es noch gute 100 km und weiter nach Berlin nochmal rund 130 km. Ich denke, dass ich am Samstag-Spätnachmittag die Tour am Prenzlauer Berg bei Mirjam beenden werde. Marion macht sich in Kürze auf den Weg nach Berlin, sodaß ich übermorgen meine beiden Mädels in die Arme nehmen kann.

 

Leider blieb es vergangene Nacht doch nicht trocken. Gegen vier Uhr zog wieder einmal eine Gewitterfront über uns hinweg, zwar nicht „schlimm“ aber doch mit genügend Regen, so dass ich gegen Mittag wieder eine „Trockenübung“ hatte. Ich habe die Zeit genutzt und den „Blauen Elephanten“ komplett sauber gemacht und an den entscheidenden Stellen gut geschmiert.

Eines meiner wenigen Wörter auf polnisch ist der Begriff für Krapfen (lautsprachlich „pantschek“). Witzig war als ich heute morgen in Koronowo mutig auf die parat liegenden Krapfen zeigte und auf polnisch bekräftigte, da nahm mich das Mädel beiseite und flüsterte, die sind von gestern, die sollten sie nicht kaufen !

Heute war, wenn man so will, ein echter Arbeitstag auf dem Rad. Wenig Spektakuläres, viele Kilometer bergauf und bergab bei gutem Wetter, allerdings starkem Wind von Westen (wo fahre ich hin ?) teilweise so böig, dass ich beim Bergabfahren mit viel Treten gerade mal 15 km/h erreichte.

Schön anzusehen, aber leider unbewirtschaftet war das Gut Dabski. Gerne hätte ich m Garten einen Kaffee getrunken.

Die Landschaft änderte sich von den unendlichen Kornfeldern des Weichselgebietes hin zu einer Obstbauregion. Allüberall Äpfel ! Zwischendurch machte ich einen kleinen Abstecher in den Orient.

Am Abend habe ich mich für ein richtiges Bett entschieden, was am Ende garnicht so leicht in Pila war, da irgendein Musikfestival die Kapazitäten gut auslastet, am Ende bin ich in einem Motel am Stadtrand gelandet. Augen zu und durch !