Category: ARCHIV RADTOUREN


Es gibt so Städtenamen auf der persönlichen Landkarte, da muß ich einfach mal hin. Einer davon ist Ventspils, ein anderer war vor etlichen Jahren Ystad in Schweden (da war ich dann 2001).

Also jetzt bin ich Ventspils angekommen, von hier aus geht eine Fähre nach Sassnitz auf Rügen. (Stimmt garnicht, die geht erst ab Klaipeda). 2002 war hier das Jahr der „Cow Parade“, demzufolge stehen an allen Ecken Kühe und sind damit natürlich beliebte Fotoobjekte.

Ich mache eine intensive Mittagsrast in dieser touristisch belebten Hafenstadt. Heute Abend will ich, irgendwo weiter in Richtung Litauen, am Meer Station machen.

 

Heute war ein Tag auf einer solchen Tour, wie es ihn immer wieder mal gibt. In der Nacht keine Auge zugemacht, sechs Stunden Gewitter unmittelbar am Meer habe ich noch nicht erlebt. Morgens dann Sturm und Regen quer. Ich dachte mein Vaude Zeltchen wird zerfetzt. Keine Aussicht auf überhaupt losfahren.

Gegen 11 Uhr dann doch los in voller Regenkluft mit klatschnasser Ausrüstung in den Taschen um festzustellen dass fünf Kilometer weiter eine ordentliche Bleibe gewesen wäre. Der Weg zum Kap Kolka schien endlos, Wind natürlich brutal von vorne, der Belag so schlecht wie nur vorstellbar.

Aber es gab Licht am Horizont, sukzessive wurde die Regenausrüstung ausgezogen und als ich dann endlich an dem wirklich eindrucksvollen Kap war, war ich zwar kaputt und gefrustet, aber die Sonne kämpfte sich durch. Wiedermal war Trocknen angesagt, das geht wirklich auch ratz-fatz.

Eingestellt war ich jetzt auf eine Schotterpiste in Richtung Ventspils, so steht es überall geschrieben und so ist es auch in den Karten etc. Aber welche Überraschung, das war die wohl neueste und beste Straße in ganz Lettland. Kein Verkehr, Sonne von vorne und Wind von hinten und plötzlich auch Druck auf den Pedalen. Schnell war der Frust vergessen und es ging im 25er Schnitt dahin (mit voller Ausrüstung). Das große Kettenblatt kam erstmals wirklich richtig zum Einsatz auf dieser Tour.

Ich bin heute rund 100 km quasi immer dicht an der Küste entlang gefahren, meist nur getrennt durch einen Waldstreifen, es ist unglaublich wie schön und naturbelassen diese Strände sind.

In Mikeltornis ein sehr schön gelegener und sehr gepflegter Campingplatz, warme Dusche und guter Platz für mein ja wieder trockenes Zeltchen.

Also Fazit für heute: Ende gut alles gut.

 

Im Verlaufe des Nachmittags wurde es dann zunehmend einsamer, je weiter ich mich in Richtung Kap Kolka bewegte.

Bei einer kurzen Unterstellpause wurde ich von einer netten Russin mit einer warmen Tasse Tee versorgt und mit Händen und Füßen erklärte sie mir, dass sie auch leidenschaftlich Rad fährt. Ich musste selbstverständlich das Rad entsprechend begutachten.

Gegen 20 Uhr mache ich Schluß für heute ungefähr 30 km vor der Nordostspitze bei Kolka.

Mein Zelt steht unmittelbar an der Wasserkante und alles deutet auf einen gemütlichen Tagesausklang hin.

Leider beginnt es jetzt gegen 22 Uhr wieder mächtig zu regnen und hat bis jetzt, es ist mittlerweile 9 Uhr morgens, nicht aufgehört. Ich sitze jetzt erst mal fest hier. Ein Zeltabbau und komplettes Umziehen mit Fahrrad aufpacken ist im Moment nicht drin, ohne total abzusaufen. Bleibt nur eine Möglichkeit – abwarten und auf Besserung hoffen.

Gegen 10 Uhr habe die ganze nasse Sch… eingepackt und mich dazu, denn es ist auch noch mächtig kalt geworden und bin losgeradelt.

Und es ist nicht zu glauben ganze 5 km weiter liegt ein für hiesige Ansprüche nettes kleines Hotel. Da sitze ich nun, frühstücke erstmal was und gönne mir reichlich Kaffee. Keine Ahnung ob und wie weit das heute geht.

 

Der morgendliche Weg aus Riga hinaus war relativ problemlos, abgesehen von einer ca. 100 m langen Trageeinlage durch eine Baustelle.

Jūrmala ist quasi der Hausstrand von Riga und erstreckt sich über ca. 25 km an einem endlosen Strand entlang. Im Sommer ist die Region hier fest in russischer Hand. Hier wurde und wird gigantisch investiert in Immobilien entlang der „millionairs row“. Nur getrennt von einem Kiefernwäldchen liegen die Immobilien quasi unmittelbar am Strand.

Bei einem Zwischenstopp fand der „Blaue Elephant“ großes Wohlgefallen bei einer Kindergruppe, vor allem mein GPS Gerät interessierte sie ungeheuer.

Mein Weg führt mich jetzt die lettische Küste hinauf nach Norden bis zum Kap Kolka. Dort wird es dann wieder sehr einsam werden.

 

 

 

Auf den ersten Wurf hat sich mir Riga nicht erschlossen. Es ist nie ganz einfach in eine neue große Stadt zu kommen und gleich den Rhythmus aufzunehmen. Die hier viel deutlicher spürbare russische Mentalität, im Vergleich zu Tallinn, macht es mir nicht ganz so leicht.

 

 

Heute am zweiten Tag ging das relativ gut. Ich habe in einer sehr sympathischen Atmosphäre gefrühstückt und mir dann Stück für Stück die Stadt erschlossen. Höhepunkt dabei war sicherlich das Treffen mit einigen rotarischen Freunden vom Rotary Club Riga Baltic und der anschließende Bummel durch wunderschöne Straßen mit Jugendstilhäusern.

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Ich denke, dass ich so ziemlich alles was man in zwei Tagen sehen kann, gesehen habe. Der Vorabenddrink im 26. Stock eines großen Hotels hat den Überblick natürlich perfekt abgerundet. Zum Abendessen habe ich mir das lettische Nationalgericht „Pelmeni“ gegönnt und hintendrauf noch einen echt kräftigen „Schwarzen Balsam“, das ist so eine Art „Rigaer Sechsämtertropfen“. Insoweit ist alles wirklich gut, morgen geht es weiter, allerdings macht das Wetter einige Kapriolen, so dass wohl mit der Regenkluft gefahren werden muss.