Category: 2015 BENELUX – FRANKREICH


Heute ist so etwas wie Halbzeit gewesen – am 2. Juli möchte ich wieder zu Hause ankommen – also bleiben mir noch 18 weitere Tage für die vielen Dinge die es zu sehen gibt.

Heute morgen kam ich überhaupt nicht in die Gänge – vielleicht lag es an dem Aligoté vom Vorabend oder an den 1000 Höhenmetern von gestern. Aus Veulettes ging es schon mal rund 150 Höhenmeter rampenartig hoch – da hätte ich oben am liebsten mein Zelt wieder aufgebaut und Feierabend gemacht und es wurden auch wieder knapp 1000 Höhenmeter.

Nachdem ich ja nicht zum ersten Mal unterwegs bin, weiß ich das es solche Tage gibt, die aber oft auch eine überraschende Entwicklung nehmen.

Bis Fécamp (30 km) mühte ich mich wirklich ziemlich ab. Ein leckeres Sandwich und einen Kaffee und auf einmal waren die Beine da und es lief den Rest des Tages wie am Schnürchen.

Wie schon in Holland erlebt, so auch in Frankreich, der Sonntag ist an den tollen Plätzen maximal besucht, das macht als Tourenradler nicht immer Freude. Hier in Frankreich scheinen die Leute von 10 Uhr morgens bis spät abends immer zu Essen, die Lokale sind jedenfalls alle voll.

In Étretat habe ich die berühmten Felsformationen bestaunt, leider konnte ich nicht hinaufsteigen, das ist das Los des Alleinradlers, dass man das sein vollgepackten Rad nicht einfach mal eine halbe Stunde stehen lassen kann.

Zum Ausgleich habe ich mir eine Kugel Eis gegönnt (2,30 €) da habe ich schon schlucken müssen.

Gegen 19 Uhr war ich in Le Havre und wie immer sind Großstädte (180' Ew)ein Horror für mich – wenn ich mit dem Rad unterwegs bin. So habe ich nach einigem Rumgegurke mir ein Hotel gesucht und die Überquerung der Pont de Normandie über die Seinemündung für morgen aufgehoben.

 

Der Blick aus meinem Hotelzimmer zeigt graue Wolken über dem Meer bei Le Tréport. Es ist Samstag und ich lasse es ruhig angehen.

Die „Funiculaire“ bringt mich mit dem Fahrrad hinauf die Klippen und ich genieße oben frische Croissants und Kaffee.

Hier in Seine-Maritime gibt es eine gut markierte Fahrradroute die bis nach Le Havre führt. Allerdings der Landschaft angepasst eine Berg- und Talbahn. Immer wieder hinauf auf ungefähr 100 m und wieder hinab in die Orte auf Meereshöhe. Das kostet mich heute „Körner“ zumal der Wind absolut gegen mich ist.

Die Sonne kämpft sich ihren Weg durch die Wolken, wie ich mich durch die eindrucksvolle Landschaft. Schmucke Häuser, nette kleine Orte und eine grüne Agrarlandschaft mit tollen Flachsfeldern und dazu die imposante Steilküste – Radfahren ist schön – wenn auch heute sehr anstrengend.

In Dieppe – Etappenort auf unserer Rotary-Radtour 2012 – genehmige ich mir eine längere Pause und rolle weiter durch das Land. In einem kleinen Küstenort wird gerade ein 8 km Lauf im Sand gestartet und mit ziemlich viel Rummel machen sich rund 100 Aktive auf den Weg. Später folgt noch ein Lauf „Mensch und Hund“, es herrscht ein maximales Gebelle bei den aufgeregten Hunden.

Ich setze meinen Weg fort und entscheide mich für Camping in Veulettes-sur-Mer und genieße den herrlichen Sommerabend mit einem Fläschchen Aligoté.

 

Ja der Tag hat sich entwickelt – habe mir erstmal einen Kaffee gekocht und entspannt gefrühstückt. Die Entscheidung „Abbau“ war richtig – das Unwetter selbst war zwar einige Kilometer entfernt – aber 1 gute Stunde hat es wie aus Eimern geregnet.

Um 6:30 Uhr bin ich los und nach 1 1/2 km kam einer neuer Guss – ich erwischte gerade noch ein Bushäuschen. Als ich so gegen halb acht in Berck-Plage ein Café gesucht habe, stand ich überall vor verschlossenen Türen.

Kurz hinter Berck bin ich in die Picardie gekommen und aus dem Pas-de Calais ins Département Somme. Hier hat sich im ersten Weltkrieg viel Schreckliches abgespielt.

Irgendwie bin ich brutal in meinen Fettstoffwechsel geraten – ich konnte kaum mehr das mittlere Kettenblatt treten und war froh also ich in einem namenlosen Dorf einen Kaffee und zwei Croissants bekam.

In Le Croyot erreichte ich die Somme-Mündung, das war beeindruckend und eigentlich ein Platz wo man bleiben sollte. Aber um 11 Uhr den Tag beenden ist wohl ziemlich doof. In einer guten Stunde war ich auf der anderen Seite und total müde. Habe erstmal 20 Minuten tief geschlafen. Das fühlte sich alles an wie Jet-Lag.

Der Tag war wieder heiß und drückend und ich entscheide mich heute geht es nach 5 Tagen im Zelt ins Hotel. In Le Treport – die Kreidefelsen sind mindestens so beeindrucken wie die von Dover – erreiche ich die Haute Normandie und das Département Seine-Maritime.

Als es zu regnen beginnt steuere ich das Hotel Calais an und beende den Radtag. Später bringt mich die „Bergbahn“ hoch auf die Kreidefelsen mit tollen Ausblicken.

Den Tag beschliesse ich im „Blauen Hummer“ bei einer tüchtigen Portion Meeresfrüchte.

 

An der Haibacher Partnergemeinde Marck vorbei bin ich morgens nach Calais gefahren – einige Besorgungen standen an und ein gemütlicher Kaffee in einem gut frequentierten Café.

Gleich hinter Calais war erstmal „Schluss mit lustig“ – die ersten echten Steigungen auf dieser Tour waren zu bewältigen. Auf den gesamten Tag bezogen wurden es immerhin fast 800 Höhenmeter – mit guten 30 Kilo Gepäck doch spürbar.

Sehr lohnenswert war der „Aufstieg“ aufs Cap Blanc Nez (rd. 150 hm) mit einem herrlichen Blick auf die zahlreichen Englandfähren. Überhaupt war es hier im Département Pas-de-Calais ein herrlicher Sommertag – so gut wie windstill.

Eine heftige Abfahrt brachte mich in das Dörfchen Wissant, wo mein Vater die meiste Zeit des Krieges verbracht hat. Vor über 70 Jahren waren es nur ein paar Häuser (nach den Erzählungen meines Vaters) – heute gibt es etliche Hotels und Restaurants – die Strandpromenade war eine riesige Baustelle. In einem der Restaurants gab ich mich dem Angebot an Meeresfrüchten hin.

 

Munter ging es weiter durch diese hügelige Landschaft – mal direkt oberhalb des Meeres – mal ein bisschen weiter im Hinterland.

Der Nachmittag wurde richtig heiß und in Boulogne-sur-Mer war nochmal Pause angesagt. Später rollte ich in Le Touquet ein – dem Nobelort hier an der Côte Opale – allerdings noch ziemlich menschenleer.

Einige Campingplätze in der Umgebung waren noch garnicht geöffnet (Saison Juli – August) so dass ich schließlich ziemlich müde in Stella Plage gegen 21 Uhr mein Tagesende fand.

Bei einem Dauercamper musste ich mir einen Hammer (Le Mateau) ausleihen, da der Boden so hart war, dass kein Hering befestigt werden konnte.

Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass diese Nacht relativ kurz sein würde. Gegen 3:30 Uhr wachte ich von weiter entferntem Donner auf und eingedenk diverser Erfahrungen in den letzten Jahren entschied ich mich für „Abbau“.

Was soll ich sagen – ich war gerade mal fünf Minuten fertig und hatte das ganze Equipment auf dem Rad – als es heftig zu regnen begann.

Jetzt sitze ich um 5:00 Uhr in einem trockenen Raum des Campingplatzes, nütze die Zeit um den Blog zu schreiben und warte mal wie der Tag sich entwickelt.

 

 

Bin heute erst um 8:30 Uhr aufgewacht ! Also relaxed in den Tag starten.

Gegen 10 Uhr habe ich den Campingplatz t'Minne verlassen und bin nach Ostende an die Strandpromenade geradelt.

Der Wind hat gepfiffen und kaum Menschen auf den Beinen. Ein Capuccino in einer der wenigen geöffneten Bars und dann war „Radsegeln“ angesagt.

Gegen Mittag war ich in De Panne, dahinter beginnt Frankreich. Eine leckere Portion Muscheln und weiter gings – allerdings habe ich Frankreich nicht gefunden. Erstmal bin ich mit herrlichem Schubwind an einem Kanal entlang gedüst, das endete nach drei Kilometern an einem Moorgelände. Also zurück – gegen den Wind. Irgendwie habe ich in dieser weiten Agrarlandschaft die Orientierung verloren.

Mit etlichen Kilometern Umweg habe ich – voll im Feierabendverkehr – Dunkerque erreicht. Gleich ins Tourist-Office und eine Karte des Départements besorgt.

In dieser Ecke zwischen Dunkerque und Calais gibt es keine Radrouten, da ist sehr viel Industrie u.a. in Gravelines eines der größten Kernkraftwerke Europas.

Ich bin weiter munter in den frühen Abend geradelt und schließlich in Grand-Fort Philippe gelandet. Ein gemütlicher Campingplatz und eine guter Platz für mein Zelt und ein Feierabendbier – mehr wollte ich garnicht.