Category: 2013 NORDKAPP


140 km / 924 hm / 8:08 h – Gesamt 3298 km / 19056 hm / 202:15 h

Heute ist ein Sommertag schon gegen 8:30 Uhr als ich die Hütte verlasse und was das Ganze noch krönt, der Wind kommt tatsächlich von schräg hinten. Viktor und ich haben die vergangenen Tage ohne uns tagsüber zu sehen, den gleichen Takt gefahren.

In Kautokeino organisiere ich mir ein Frühstück (war nicht so einfach) und starte die Etappe nach Alta. Rund 140 km stehen wieder auf dem Programm.

Mit Hilfe des Windes lässt es sich super fahren. Immer entlang des über 200 km langen Alta-Rivers, zwar meist weit oberhalb und schon ziemlich Auf und Ab, aber durch wunderschöne Landschaft, könnte fast im Allgäu sein. Ab 15 Uhr hat der Wind entschieden, dass es genug der Hilfe ist und er kam wieder von vorne.

Zur Hälfte etwa mache ich hier Màze einen kleinen Kaffeestop, bevor ich mich an die zweite Tageshälfte wage.

Was mir erst am Spätnachmittag so richtig bewusst wurde, war dass ich seit Tagen ja zwischen 300 m und 400 m Meereshöhe unterwegs war. So war ich ziemlich überrascht, dass es zu einer langen Abfahrt in einer Schlucht, die gut und gerne auch in Südtirol hätte sein können, hinunter nach Alta auf Meereshöhe ging. Immer wenn es schneller als 50 km/h wird geht mir mit dem schweren Gepäck hintendrauf etwas die Düse.

Landschaftlich gesehen war der heutige Tag der wohl spektakulärste bisher.

So langsam rückt das Ziel jetzt in greifbare Nähe, am Samstag denke ich steht der sieben km lange Tunnel an, ja und dann könnte ich am Sonntag „ganz oben“ sein.

Meine heutige Hütte im Licht der Mitternachtssonne !!

 

140 km / 742 hm / 8:15 h – Gesamt 3158 km / 18132 hm / 194:07 h

Über die Brücke und du bist im nächsten Land. Finnland gibt mir sofort Kraft und Motivation zurück und auch den Euro.

Ein kleines Frühstück in Karesuvantoo, der Grenzstadt Karesuando gegenüber und ich glaube es nicht, kein Wind.

Auch wenn plötzlich einige gefrorene Regentropfen auf meinen Helm klopfen, ich habe wieder gute Beine.

Aber es kommt noch besser, wovon ich hunderte von Kilometern in Schweden immer wieder geträumt habe, nach 30 km taucht rechts ein nettes Lappenhäuschen auf und es gibt warme Lachssuppe und Pfannkuchen und Kaffee. Die Stimmung steigt weiter. Mal sehen was der Tag so bringt !!

Unterwegs traf ich Mathias, einen jungen Schweden, mitten auf einer langen Geraden, der vor einigen Tagen am Nordkap gestartet ist. Als ich ihn fragte, wohin ? Kam als Antwort: China !!! Das hat mich schier umgehauen.

Wenige Kilometer später bin ich auf meinen ersten Unfall gestoßen, einer dieser Monstertrucks hat einen PKW förmlich zermalmt, in beiden Richtungen kein Vorbeikommen und lange Schlangen. Ich drängelte mich mit dem Rad durch, war nicht lustig !

Bei km 100 heute sitze ich kurz vor der norwegischen Grenze und speise vorzüglich zu Abend (Lachs mit Kartoffelbrei). Es ist ein wenn auch kalter, so doch trockener und vor allem windarmer Tag den ich gerne nutze. Die Beine sind immer noch gut, so dass ich eventuell bis Kautokeino fahre oder ggf. Station im Wald mache. Ergibt sich irgendwie wohl von selbst.

Vom Abendessen weg bin ich noch rund 40 km bis kurz vor Kautokeino gefahren und habe auf einem schön gelegenen Zeltplatz eine kleine Hütte bezogen. Die Zeltplatzchefin schürt mir gerade (kurz vor 22 Uhr) die Sauna an und ich werde meine Knochen aufwärmen. In meinen Packtaschen ist alles tiefgekühlt.

Es war ein cooler Radtag, gekrönt durch eine wirklich sonnendurchflutete Fahrt in den Abend hinein mit unwahrscheinlich weiten Ausblicken. Ganz nebenbei habe ich heute eine Drei-Länder-Tour gefahren, in Schweden gestartet, durch Finnland durch (100 km) und jetzt in Norwegen geendet.

Viktor aus Bad Bentheim, der gestern schon die Nachbarhütte in Karesuando hatte, trifft witzigerweise auch hier ein und bezieht wieder die Nachbarhütte. Wir tauschen uns seit einigen Tagen aus, fahren aber jeder unser eigenes Ding.

 

111 km / 545 hm / 8:08 h – Gesamt 3018 km / 17390 hm / 185:52 h

Zeitiger Start kurz vor sechs Uhr in einen sonnigen und sehr frostigen Morgen. Die letzte Etappe in Schweden stand auf dem Programm. Es wurde mir sehr schnell klar, dass dies heute ein anstrengender Radtag werden würde.

Es blies ein böiger Sturmwind von Nord/Nordost und packte mich so frontal, dass mein Tacho manchmal nicht einmal 10 km/h anzeigte. Über den Tag verteilt kam ich auf einen 13er Schnitt, das bin ich in guten Zeiten auf solchen Distanzen gerannt. Zu dem Wind und der Kälte kam das zwar nicht steile, aber ewige Auf- und Ab, sowie auf gut einem Drittel der Strecke, der maximale „Bremsasphalt“ und anfangs noch ein paar kurze kräftige Schauer

Zwei schwedische Jungs die mir nach rund 60 km begegneten berichteten von einem so exzellenten Rückenwind, dass sie kaum zu treten bräuchten.

Ich habe mich durchgebissen und Karesuando, den letzten Ort in Schweden erreicht. Ich bin jetzt ziemlich genau drei Wochen in Schweden gefahren und wirklich froh dieses unendliche Schweden „geschafft“ zu haben. Jetzt der kurze Abstecher nach Finnland und dann der „Einkehrschwung“ nach Norwegen.

Von meiner Campinghütte aus sehe ich die Grenzbrücke, dort steht auch erstmals ein Schild mit dem Hinweis „Nordkap 434 km“. Nach meiner Rechnung sind es es noch rund 500 km, aber was soll's in dieser Dimension sind ein paar Kilometer rauf oder runter gerade egal.

Kurz vor Karesuando habe ich dann mit meinem letzten Schluck Cola auf die 3000er Marke getrunken.

Zu sehen gab es eigentlich gar nichts unterwegs. Rentiere und Elche haben schon ein paar Tage Pause. Kurz bevor der Kirchturm von Karesuando auftauchte – hier steht die nördlichste Kirche Schwedens – hat sich eine imponierende Wasserlandschaft aufgetan, das war's aber dann auch, bei rund 400 Einwohnern gibt es so gut wie keine Struktur nach unseren Maßstäben.

Ich habe im lokalen „Landkrafthandel“ mein Abendessen und Verpflegung für morgen besorgt und werde versuchen, die heute verbrauchten „Körner“ wieder aufzubauen.

Interessant ist vielleicht noch, dass es hier vor einigen Jahren mit – 50 Grad so eine Art schwedischen Kälterekord gegeben hat. Vielen Dank mir war es heute einstellig Plus schon kalt genug.

 

107 km / 545 hm / 6:48 h – Gesamt 2907 km / 16845 hm / 177:44 h

Meine fünfte Radwoche beginnt ziemlich hart. Nachdem gestern sehr gutes Radwetter war, ist es über Nacht wieder ziemlich kalt geworden (einstellig), dazu bläst „mein Freund“ der Nordwind und lässt die verdienten Abfahrten ins Schneckentempo abrutschen.

Nach guten 50 km gönne ich mir eine Mittags- und Aufwärmpause, da überraschend in einem Drei-Häuser-Ort ein nettes Café mit Bäckerei zu finden war. Ich weiß ja nicht was kommt (siehe gestern).

Schweden erstreckt sich jetzt noch ziemlich genau 150 km vor mir her nach Norden. Wenn ich zurückschaue, dann bin fast 2000 km in diesem unendlichen langen Land seit Göteborg vor drei Wochen geradelt. Es gibt außer Russland, wohl kein Land mehr in Europa, wo dies möglich ist.

Nachmittags war es mit dem Wind etwas besser und die „Bodenwellen“ nahmen auch langsam ab, aber es blieb sehr kalt.

Gelandet bin ich in Vittangi auf dem Campingplatz (mega primitiv) direkt an einem sehr breiten Fluß, dem Torneälven. Eine kleine sehr einfache Hütte, aber warm und die Dusche war ebenfalls angenehm warm. Das genügt mir für heute, Brotzeit habe ich inkl. „Starköl“ auch eingekauft und so sind die Basisdinge der Maslowschen Pyramide voll erfüllt.

Ich werde früh schlafen und morgen zeitig starten. Wäre gerne spätestens gegen drei Uhr an der schwedisch-finnischen Grenze in Karesuando. Mal sehen ob es klappt.

 

105 km / 645 hm / 6:07 h – Gesamt 2800 km / 16300 hm / 170:56 h

So der Geburtstag ist rum, war ein entspannter und schöner Tag. Beim Frühstück habe ich mich mit einem nach Deutschland ausgewanderten Schweden unterhalten, der eine relaxte Motorradtour durch Schweden fährt. Er ist mit den Hurtigruten von Bergen zum Nordkap gefahren und fährt jetzt mit seiner Maschine nach Süden bis Göteborg.

Jetzt geht mein Trip nach Norden weiter. Heute heißt mein Ziel Gällivare, das ist rund 100 km von Jokkmokk entfernt und ein Städtchen mit 8000 Einwohnern, das ist für diese Region richtig viel und hat mit dem etwas über 800 m hohen Dundret als Hausberg einen bekannten Namen in der alpinen Skiwelt.

Jetzt gegen 13 Uhr bin ich die Hälfte gefahren, ganz viel am Randes eines Nationalparks. Eine beeindruckende Landschaft, die in Poljus allerdings von einem riesigen Stauprojekt von Vattenfall aus meiner Sicht verschandelt wird. Das Nutzen dieser Wasserkraft ist aber wahrscheinlich unumgänglich.

Zwischen Jokkmokk und Gällivare gibt es also nur diese eine Ansiedlung in Poljus und da war kein Mensch, alles was an Einrichtungen existiert (Hotel, Café, Grill etc.) war geschlossen.

Nach einer kurzen Pause hat mich plötzlich ein echtes Energietief getroffen, da waren noch gut 45 km zu fahren. Als ich auf einem Parkplatz ein deutsches Wohnmobil sah, bin ich kurz entschlossen hingefahren und habe die Leute um einen Kaffee „angebettelt“.

Ein pensionierter Polizeibeamter mit seiner Frau (und pensioniertem Polizeihund) aus Winsen an der Luhe auf großer Wohnmobilfahrt durch Skandinavien (3 Monate) haben mich mit einem Capuccino und Plätzchen aus dem „Loch“ gerettet.

Gegen 17 Uhr bin ich auf der schönen Campinganlage in Gällivare und beziehe ein ordentliches Zimmer im Vandrarhem.

Ich treffe hier auch einen deutschen Radler aus Bad Bentheim wieder (Viktor), dem ich vor einigen Tagen schon in Vilhelmina begegnet war. Spannend war auch mein Austausch mit einem britischen Pärchen (Dana + Alan – www.northcape-rock.com) die am 1. Juni am Nordkap gestartet sind und in zwei Monaten Gibraltar erreichen wollen.