Genauso wie gestern abend noch gepostet, haben wir den Tag heute gestaltet. Alle notwendigen Dinge erledigt, Einkaeufe, Waesche etc. Nach einem Superfruehstueck in einem fast europaeischen Cafe haben wir uns die Stadt ein wenig erschlossen, was hier maechtig anstrengend ist, da es so gut wie keine flachen Stuecke gibt. Es geht entweder steil hinauf oder hinab und trotz unserer bereits guten Hoehenanpassung wackeln einem die Beine ab und zu ganz maechtig.
Klar gemacht haben wir fuer morgen einen Tagesausflug zum Titicacasee. Abreise 7:45 Uhr ab unserem Hostel, so eben kam ein Anruf der Agentur, wir muessen bereits um 4:45 Uhr los, da eine Blockade der Strasse angesagt ist. So ist halt Lateinamerika, aber fuer den Titicacasee nehmen wir das locker in Kauf und nach der Nacht von Uyuni schreckt uns ja nun garnichts mehr.
Jetzt knapp zwei Stunden spaeter ist der Titicaca-Trip definitiv gecancelt. Auch das ist Lateinamerika, da finden wir sicher dann von der peruanischen Seite her eine Loesung.
Category: 2011_02 LATEINAMERIKA
Puenktlich um 20:00 Uhr startete unser Bus in Richtung Oruru, geplante Ankunft dort gegen 3:30 Uhr. Der Bus war etwa zur Haelfte mit Einheimischen besetzt, zur anderen Haelfte mit Travellern. Es braucht nicht viel Phantasie um sich das Klima und die Gerueche im Bus vorzustellen. Wir schaukelten ca. 2 Stunden so vor uns hin, als der Bus ploetzlich stehen blieb. Dies sollte auch die naechsten 9 Stunden so bleiben. Es gab keinerlei Information, warum oder wieso, wir standen einfach. Aussteigen war unmoeglich, aus dem Oberdeck des Fahrzeugs gibt es auch keine Sicht- und Sprechverbindung zum Fahrer bzw. den anderen Bordmitgliedern. Ausserhalb des Busses sah man immer weider schemenhaft Menschen mit Taschenlampen ganz wichtig auf und ab laufen. Irgendwann war uns allen klar, vor dem hell werden geht hier garnichts mehr und so war es dann auch. Wir richtetem uns so gut wir konnten fuer eine doch lange Nacht im Bus ein.
Was war geschehen ? Durch die starken Regenfaelle der letzten Tage war eine ansonsten wohl problemlos zu nehmende Furt unter starke Stroemung geraten und ein LKW hatte sich in unserer Richtung, kurz vor uns, festgefahren. Im Morgengrauen ist dann von der Gegenseite her ein Wahnsinniger mit seinem Bus mit Vollgas hineingeprescht und ebenfalls stecken geblieben. Also Totalsperrung, fast wie an der Einhausung Goldbach. Ich habe selten so bizarre Szenen erlebt wie an diesem Morgen, Indiofrauen mit Kleinkindern, Bauern mit Ihren Produkten, Reisende aus aller Herren Laender und ein wohl nicht loesbarer Knoten. Meine Prognose das dauert mindestens nochmal 24 h und ohne schweres Geraet und Militaer geht da garnichts.
Weit gefehlt, Bolivianer sind im Vergleich zu uns wohl eher unorganisiert aber „Meister der Improvisation“. Innerhalb vom einer Stunde wurde etwa 20 Meter unterhalb der Furt mit abgeschnittenem Praeriegras eine Art Damm und gebaut und flugs versuchte der erste Bus sein Glueck und unter riesigem Gejohle erreichte er das andere Ufer. Vor unserem Bus war noch ein Dritter, der gleich beim Ausscheren stecken blieb. Alle Passagiere aus unserem Bus waren laengst ausgestiegen, als unser Bus sein Glueck versuchte. Er schaukelte sich mit viel Schwung und Virtuositaet des Fahrers tatsaechlich ebenfalls ans andere Ufer. Uns blieb vor Staunen der Mund offen und nur noch ueber ebenfalls hinueber zu waten, was ein wenig nasse Fuesse einbrachte, aber keine Schwierigkeit darstellte.
Mit gut 10 Stunden Verspaetung setzten wir unsere Fahrt fort, mit der ein oder anderen noch kritischen Passage, aber ohne weitere Probleme. Einige Stunden spaeter erreichten wir eine Asphaltpiste und die Fahrt wurde ruhiger. Wir hatten in der Zwischenzeit entschieden unseren Abstecher nach Cochabamba sausen zu lassen und den Bus erst in La Paz zu verlassen. Julian regelte das ganz elegant mit dem Schaffner und nach rund 22 h erreichten wir das Busterminal in La Paz.
Noch einmal blieb uns der Mund offen als wir in diese riesige Stadt eintauchten, die sich in einem weiten Tal oder besser einer weiten Schlucht von 3200 m bis auf 4000 m erstreckt.
Mit Arthys Guesthouse fanden wir ein gutes und zentral gelegenes Hostel. Nach einer warmen Dusche und einem leckeren Abendessen ging es uns dann wieder gut. Lediglich der sintflutartige Regen und die ungewohnten Temperaturen von nicht mehr als 15 Grad machten uns etwas zu schaffen.
In unserer groben Reiseplanung waren vier Vorgaben: 1) Buenos Aires und Montevideo 2) einen 5000er besteigen 3) den Salar de Uyuni besuchen und 4) den Inka-Trail nach Machu Picchu zu gehen.
Heute stand also Nummer 3) auf dem Programm.
An einem riesigen Eisenbahn-Schrotthaufen, dem „Cementerio del Tren“ vorbei, fuhren wir hinaus an den Salar. Es war klar, dass in der sog. Regenzeit die Oberflaeche mit Wasser bedeckt sein wuerde. Regenzeit darf man hier nicht tropisch verstehen, das bedeutet dass es im Januar und Februar mal regnet, was in anderen Monaten ueberhaupt nicht stattfindet.
Mit unserem Jeep befuhren wir den Salar, der mit einer Wasserhoehe von ungefaehr 10 cm bedeckt war. Nach ungefaehr 5 – 8 km begann die Unendlichkeit. Gigantische Bilder und Spiegelungen auf dieser riesigen Ebene sind mit Worten nicht zu beschreiben und mit der Kamera kaum einzufangen.
Im Laufe des Nachmittags endete dann unsere Tour und die Gruppe loeste sich in ihre unterschiedlichen Reisebestandteile auf. Ueber Facebook und E-Mail werden in den naechsten Wochen und Monaten die geschossenen Bilder ausgetauscht und ein bisschen Verbindung und Reisebericht moeglich sein.
Am spaeten Nachmittag entschieden wir uns via Oruru nach Cochabamba zu fahren, Abfahrt 20:00 Uhr in Uyuni, Ankunft Vormittag in Cochabamba. Wissen muss man, dass das Strassennetz in Bolivien nur zu ca. 10 % aus Asphalt besteht, der Rest sind Naturpisten, wie wir sie in Europa nicht mehr kennen. Unser Plan sollte vor diesem Hintergrund etwas durcheinaner geraten.
Gegen Morgen regnete es maechtig und nur 200 m hoeher fing der Schnee an. Wir fuhren weiter durch diese gigantische Landschaft, besuchten den sog. „Steinernen Baum“ ein duch maechtige Erosion geformtes Felslabyrinth. Wenig spaeter fuhren wir in eine voellig unberuehrte Schneelandschaft und landeten auf etwa 4800 m an der „Laguna Honda“. Sagenhaft !!!
Im Verlaufe des Tages verliessen wir dann die Gebirgswelt und fuhren viele Stunden durch den Altiplano (immer auf einer Hoehe von um die 3500 m) mit Ziel Uyuni am Rande des „Salar de Uyuni“, dem groessten Salzsee der Welt. Uyuni selbst ist ein kleines Indio-Nest, welches als Ausgangsort fuer Touren auf den Salar, aber auch tiefer hinein nach Bolivien (Potosì, Oruru, La Paz etc.) dient. Dementsprechend hoch ist die Traveller-Frequenz und das Angebot an typischen Dienstleistungen. Unsere Unterbringung war einfach und sauber und mit einer warmen Dusche ausgestattet, so dass wir uns den Reisestaub abspuelen konnten, oben an der „Laguna Colorada“ gab es so gut wie kein fliessendes Wasser. Ein sehr einfaches Abendessen in der Gruppe bildete den Ausklang eines intensiven Reisetages.
Sonntagmorgen um 8:00 werden wir mit dem Bus an die bolivianische Grenze auf 4500 m gebracht. Es hat heute Nacht gut 10 cm hier oben geschneit und Julian hat mit seinen Flip Flops etwas „verwachst“. Die angekündigte strenge Prüfung des Gelbfieberzertifikates bei der Einreise nach Bolivien juckt den Grenzer nicht. Ohne hinzusehen stempelt er unsere Pässe und wir sind im vierten Land unserer Tour: BOLIVIEN. Unsere Gruppe besteht aus 2 Jeeps mit jeweils 5 Personen, mit uns im Jeep sind 2 Mädels aus Dublin (Sam und Vickey) und Angie aus München. Im anderen Jeep fahren 2 Jungs aus Rio und 3 Mädels aus Chile, Israel und Manchester. Eine gute Gruppe, lauter Traveller zwischen 25 und 30, die meisten schon lange „on the Road“.
Unsere Tour an diesem Tag bewegt sich immer zwischen 4000 m und 5000 m Höhe, ausschließlich off-Road (da oben gibt es keine Straßen mehr). Wir sehen traumhafte Berge und Täler, dazwischen immer wieder eingebettete Lagunen. Am Spätnachmittag steuern wir an der Laguna Colorada unser Quartier für diesen Tag in 4200 m Höhe an. Wir erleben einen schönen Sonnenuntergang und einen gigantischen Sternenhimmel. Bei einem einfachen Abendessen und einem lustigen Kartenspiel (Shit-Head) wächst die Gruppe zusammen. Die Höhe fordert ebenfalls ihren Tribut und gegen 22:00 Uhr liegen wir alle ziemlich dick angezogen in unserem rustikalen und ziemlich kalten Quartier. In dieser Höhe schläft der eine oder andere schon mal schlecht. Julian und ich haben wenig Probleme und schlafen unserem 2. Tag entgegen.