Category: ARCHIV RADTOUREN


Genau zum Ende meiner dritten Reisewoche bin ich heute in der lettischen Hauptstadt Riga eingetroffen. Ich habe mir ein Zimmer direkt in der Altstadt besorgt, so daß ich viele Dinge fußläufig machen kann.

Die Einfahrt in große Städte mit einem vollgepackten Fahrrad hat oft so ihre Tücken. Ich erreichte Riga über den beliebten Mežapark in welchem auch der Zoo ist. Von dort aus brachte mich mein Garmin 62st sicher und auf dem besten Weg an meine Bleibe.

So jetzt ist bis Donnerstag Rad-Pause und ich gönne mir auch eine Blog-Pause, lediglich ein paar Fotos werde ich sukzessive einstellen.

Quasi zur Halbzeit meiner 2012er-Tour gönne ich mir vor der Petrikirche im Herzen der Altstadt von Riga eine Zigarre und eine Flasche Rotwein, das muss heute sein !

Einige erste Impressionen aus Riga.

Red Roofs Hotel - This is my stay for 3 nights

Gerade jetzt um 23 Uhr geht hier ein maximales Gewitter herunter. Was bin ich froh, dass ich ein Dach über dem Kopf habe.

Gegen acht Uhr trinke ich zusammen mit der Vermieterin einen Kaffee und mache mich auf den Weg zu einem erneuten Transfertag, d.h. das Ziel ist möglichst weit an Riga heranzufahren, leider sind dabei viele Kilometer auf der A 1 zu fahren, dass ist die Hauptverbindung zwischen Tallinn und Riga. Die Strasse ist an vielen Stellen sehr gut ausgebaut und bietet einen Randstreifen, auf dem man ganz gut fahren kann, man muss nur die ganze Zeit höllisch aufpassen und das strengt irgendwann an.

Kurz vor drei Uhr passiere ich die ehemalige Grenze zwischen Estland und Lettland. Mit ziemlich genau 1650 km habe ich mir Estland weitgehend „erfahren“. Ich habe zwar nicht alles gesehen, aber sicher ziemlich viel, wenn ich so die einschlägige Literatur (Lonely Planet) durchblättere.

Die lettische Küste bietet viele langgezogene Strände und an einem strahlenden Sonntag wie heute ist ziemlich viel los.

Um 21:00 Uhr erreiche ich endlich Saulkrasti, der Ort ist allerdings rund 15 km lang, so dass ich an einigen guten Übernachtungsmöglichkeiten vorbeirolle, in Erwartung einer besseren Gelegenheit. Am Schluß wurde es etwas eng und ich quartiere mich in einem einfachen „Rooms for Rent“ ein, aber nachdem das Zelten im gesamten Bereich der Stadt ausdrücklich verboten ist, soll das so sein.

Morgen geht es nach Riga, der baltischen Metropole, das ist nur noch ein Katzensprung und ich werde dort bis Donnerstagmorgen bleiben. Zweieinhalb Tage Pause, ziemlich in der Mitte meiner Tour, kommen mir sehr gelegen und die Stadt ist es bestimmt wert.

 

Die Wolken hingen sehr tief als ich aus dem Hof hinausrollte. Von den Anwohnern war noch nichts zu hören und zu sehen. Ich hatte jetzt zwei Probleme. Das erste und dringlichste war die Frage, wie bekomme ich meine Sachen wieder trocken ? und das zweite, ein bisschen weniger wichtig aber dennoch elementar, wo bekomme ich etwas zum Frühstücken her ?

Das mit dem Frühstück regelte sich ziemlich genau 25 km später in Tõstamaa, wo ich im „Mõis“, so heißen hier die wichtigen öffentlichen Gebäude, zumindest einen Kaffee von den jungen Damen erhielt. Warum die so zeitig am Samstagmorgen in ihren „Kostümen“ aktiv waren, erschloss sich mir leider nicht.

Das „Große Trocknen“ dauerte noch so bis km 45, dann setzte sich die Sonne durch und ich packte mal wieder aus. Getrocknet ist das Zelt in „Null-Komma-Nichts“, aber halt nur mit Hilfe der Sonne.

Kurz vor dem Erreichen der Stadt Pärnu (45 Tsd. Ew und ein beliebter Badeort) bin ich am Ende einer etwa 10 km langen Sand- und Schotterpiste ganz plötzlich dagelegen. Das Hinterrad rutschte mir im Sand weg und das Rad war nicht zu halten. Die Packtaschen dämpfen so einen Sturz ja ein bisschen ab, so dass dem Fahrrad gottseidank nichts passiert ist. Ich habe mir ein paar Schrammen an Ellenbogen und Knie zugezogen, aber nicht schlimm.

In Pärnu selber, gab es zum ersten Mal ein Problem mit der Quartiersuche, da irgendein Sommerfestival alle Kapazitäten aufgebraucht hat. Nachdem ich heute keine Lust auf Zelten im Stadtbereich habe, war ich in der Tourismus-Info ein bisschen penetrant und habe die Lady zum Telefonieren „gezwungen“. Und siehe da in der Villa Kristina, direkt am Stadtpark habe ich das letzte Zimmer bekommen, einfach aber absolut ok für die acht Stunden Schlaf und meine hygienischen Bedürfnisse.

 

Ich starte gemütlich in einen langen Radtag. Kuressare ist ein wirkliches Kleinod, dominiert von der mächtigen Ordensburg und natürlich dem kleinen Hafen.

Mein Weg führt mich ins Innere der Insel, wo ich, den neben Tallinn wohl meist besuchtesten Ort in Estland anfahre. In Kaali gibt es mehrere ca. 4000 Jahre alte Meteoritenkrater zu sehen, vor allem der Hauptkrater ist schon beeindruckend.

Das Wetter ist etwas zwiespältig, es begleiten mich andauernd drohende dunkle Wolken, auch wenn es zunächst trocken und sonnig bleibt.

Am Nachmittag erreiche ich den 3 km langen Damm der die Inseln Saarema und Muhu verbindet. In Muhu gönne ich mir ein reichlich spätes Mittagessen. Am Südrand von Muhu liegt das wohl schönste Herrenhaus von ganz Estland – Pädaste -. Wunderbar restauriert beherbergt es heute ein erstklassiges Hotel und ein Restaurant der Spitzengastronomie. Ich spiele kurz mit dem Gedanken hier zu übernachten, schrecke jedoch vor dem genannten Zimmerpreis von 230 Euro zurück.

Um 18 Uhr erreiche ich die Fähre aufs Festland nach Virtsu. Ich besorge mir ein wenig Verpflegung für eine Nacht im Zelt und beschließe bis ca. 21Uhr zu fahren. Hinter Virtsu beginnt ein sehr weitläufiges Naturschutzgebiet mit extrem dünner Besiedlung.

Gerade hier überstehe ich nur knapp unbeschadet meine erste Hundeattacke auf dieser Tour. Ein ziemlich „großes Gerät“ schoss aus einem Hof auf mich zu, ich bin so erschrocken über diesen Angriff, dass ich den Hund maximal anschreie und mit einem olympiareifen Spurt aus seinem Territorium verschwinde.

Ich finde einen netten kleinen Bauernhof für die Nacht. Die Tochter der Eigentümer ist zu Besuch, sie lebt in Liverpool, spricht ausgezeichnet Englisch und so kommt es zu einem langen Gespräch über das Leben hier im Südwesten Estlands.

Gegen Mitternacht wird es ziemlich ungemütlich, da die drohenden Gewitter sich jetzt ziemlich heftig entladen. Mein Zelt hält dem starken Regen stand, allerdings schlafe ich diesmal nicht wirklich gut.

Am Morgen kommt nochmal eine gewaltige Front und ich habe schon ein bisschen Bammel in meinem Zeltchen. Der näheste „Einschlag“ war aber dann doch gut 1 km entfernt. Geknallt hat es trotzdem ganz furchtbar.

Nachdem der Regen später etwas nachließ, habe ich das ganze Gerödel ziemlich nass eingepackt und mich auf den Weg nach Pärnu gemacht.

 

Also ganz ehrlich, die Insel ist der Hammer, soviel traumhafte Natur und Landschaft das ist echt der Wahnsinn. Ich bin natürlich nicht ganz allein unterwegs, aber arg viele Touristen sind es nicht, gemessen an der Inselgröße.

 

Hier unten in Kuressare, der Inselhauptstadt, da ist allerdings schon einiges los. Da legen jede Menge Ostsee-Skipper mit ihren Booten an, dementsprechend ist auch die Hotellerie und Gastronomie entwickelt, aber trotzdem noch „very basic“.

 

Ich gönne mir heute, nach einem sehr sonnigen Tag, auch wieder ein bequemes Bett in einem netten Guest-House.

 

Heute Nachmittag habe ich mich selbst übertroffen und bin doch tatsächlich splitternackt in einen herrlichen See gesprungen (die Badehose ist so tief in einer Packtasche versteckt), das war für mich als eigentlich „wasserscheues Element“ ein Quantensprung, aber im wahrsten Sinne des Wortes „cool“.