Category: ARCHIV RADTOUREN


92 km / 898 hm / 6:21 h – Gesamt 1375 km / 6826 hm / 82:17

Heute ist Finaltag und es war klar ich brauche ein Ziel, wo ich mir sicher sein konnte, dass ich das Spiel sehen kann. Gleichzeitig wollte ich aber auch ein gutes Stück vorwärts kommen.

Die äußeren Bedingungen waren heute bis auf einen kalten Nordwind sehr gut. Sonne und weit und breit kein Regenschauer, das machte Laune, dazu eine echte schwedische Landschaft, mit Seen und Häuschen, wie man das so kennt.

Zwischendurch gab es auch mal knapp 20 km Naturpiste durch einen kleinen Nationalpark, wo mir am höchsten Punkt, ein netter Schwede ein Bier aus seinem Wohnwagen anbot. Das Angebot war verlockend aber eindeutig zu früh, so blieb es bei einem kurzen Schwatz und ich machte mich an die Abfahrt in das sehenswerte Städtchen Nora. Leider war es erst Mittag, so dass ich mich nicht zum Bleiben entschloss.

Die Fahrt nach Kopparberg war eine ziemliche Plackerei gegen den Wind und viele lange Steigungen. Irgendwann war ich da, ist ein winziges Örtchen mit knapp 5000 Einwohnern. Das einzige Hotel öffnet erst am 1. Juni, das habe ich mittlerweile gelernt.

Ich habe mal ein bisschen herumgefragt und da hat sich eine lustige Option ergeben. En junges Pärchen (sie aus Essen, er Holländer) betreiben ein kleines Restaurant (heute geschlossen), ein Café und eine Sprachschule. Sie haben vor ein paar Jahren von der Kommune die frühere Volksschule erworben (zu wenig Kinder mehr im Ort) und nutzen diese gemischt als Lehrinstitut aber auch als B & B.

Ich schlafe heute ganze alleine in dieser alten Schule. Sie haben einen tollen Fernseher, allerdings sieht es so aus, als ob das Spiel in Schweden nicht „free“ übertragen wird. Also gehe ich zum Griechen (essen muss ich ja auch was) im Ortszentrum.

Alle Probleme gelöst. Mal sehen wie das Finale läuft, bin irgendwie ambivalent, einerseits ganz klar für die Bayern (mein Tipp 3:0), irgendwie würde ich es dem „Kloppo“ und seinen Jungs aber auch gönnen.

 

115 km / 903 hm / 7:00 h – Gesamt 1283 km / 5928 hm / 75:57

Die gute Nachricht mal wieder vorne weg. Heute blieben die Regenklamotten im Schrank. Allerdings kroch das Thermometer erst gegen 15 Uhr über 10 Grad, aber dann gleich sehr angenehm, sodass ich tatsächlich in der Dreiviertel-Hose fahren konnte, für braune Waden hat es allerdings noch nicht gereicht.

Mit der Zeltplatzchefin habe ich in aller Ruhe ausgiebig gefrühstückt und bin gegen 9:00 Uhr aufs Rad gestiegen. Schöne Landschaft, viel Wald und immer wieder ganz putzige Seen, mal größer – mal kleiner.

Der Preis für diese heimelige Landschaft rund um den Tiveden- Nationalpark war ein stetiges Auf und Ab, also so etwas wie „rolling hills“, nie wirklich steil aber dafür nachhaltig, am Ende waren es dann rund 900 Höhenmeter.

Ein angepeilter Campingplatz öffnet erst nächste Woche, das nützt mir wenig. Die Ecke hier etwas westlich von Örebro ist „right in the middle of no where“. Für einen Umweg von gut 40 km nach Örebro um städtische Infrastruktur zu genießen war ich nicht zu gewinnen. Örebro liegt etwa auf gleicher Höhe wie Stockholm, also ich arbeite mich so langsam in Schweden aufwärts. Dieses Land ist verdammt groß und vor allem lang.

Gerade als ich mich entschieden habe, solange zu fahren bis ich keinen Bock mehr habe und dann irgendwo auf einem privaten Grundstück zu zelten, da ist es gegen 19:15 Uhr passiert.

Ich bin schwach geworden !!

Als ich in dem Flecken Lanna über den Berg fahre, liegt plötzlich vor mir das Lannalodge Golf Resort und die haben doch tatsächlich einige Zimmer und eins war auch noch frei. Da bin ich einfach geblieben, auch wenn der Preis deutlich „über Budget“ liegt.

Jetzt habe ich herrlich geduscht (hatte ich geistig für heute schon abgeschrieben), sitze im Golfrestaurant und habe gut gegessen ( hatte ich ..), trinke gerade mein zweites Bier und die Welt ist in Ordnung.

Halt !! Wenn da nicht die Golfer wären? In Schweden sind die besonders laut und die trinken viel und schnell und dann singen sie im Restaurant !! Gottseidank verstehe ich nichts. Habe mal eben den Raum gewechselt, weil ich dachte das sind nur die Männer, Irrtum die Mädels singen nebenan genauso, nur ein bisschen höher.

Also in Rottenberg wäre das nicht möglich, oder ???

 

127 km / 450 hm / 7:29 h – Gesamt 1168 km / 5025 hm / 68:57

Als ich das nette Café verlassen hatte, gut gestärkt und ordentlich aufgewärmt wurde mein Wunsch sukzessive erhört. Es hörte zu regnen auf und im Laufe des Nachmittags wurde es richtig schön und jetzt ist ein zwar kalter aber wunderschöner Abend mit herrlichem Licht. Das war schon ganz viel Astrid Lindgren-Landschaft heute.

Bei einem Zwischenstopp gab es den ersten Umfaller meines Rades, als ein Ziegenbock unbedingt auf den „Blauen Elefanten“ aufsteigen wollte, der ist vielleicht erschrocken als das Rad umfiel, ich nicht viel weniger, mit den Taschen ist jedoch ein relativ großer Schutz für die „verletzlichen Teile“ vorhanden.

Gelandet bin ich hier in Vassbacken auf einem großen Campinggelände (noch weitgehend leer) welches witzigerweise von einer ausgewanderten deutschen Familie betrieben wird. Schlafen werde ich in einem der netten Häuschen, ist doch etwas trockener als im Zelt und vielleicht auch wärmer.

Die Gegend am Göta-Kanal ist bei den Schweden sehr beliebt, da wird im Sommer gepaddelt, gerudert, Boot gefahren, geradelt und auch nur einfach rumgesessen. Wen der Göta-Kanal interessiert, mal googeln, das ist eine interessante Geschichte.

Hier kommen jetzt einige Impressionen heute von entlang der Strecke.

 

Heute mal ein kurzer Bericht zwischendurch, quasi fast live !

Dem Regen geschuldet mache ich nach 50 km hier am Vänersee in Lidköping eine ausgedehnte Wärme- und Trockenpause in einem netten Kaffee. Bei acht Grad bin ich durch eine sehr ansprechende Landschaft „gepflügt“, der Regen und die Kälte verderben mir aktuell ein bisschen den „Spaß an der Freude“. Auf „Beißen“war ich eigentlich erst ganz im Norden eingestellt !

Ich habe mich gerade ausgiebig am Mittagsbuffett entschädigt, das ist hier in Schweden weit verbreitet und eine Spielart des „all-you-can-eat“. Die nette junge Dame hat mir die Spielregeln erklärt, die passen genau für einen nassen und durchgefrorenen Radfahrer.

Die Prognosen sehen eigentlich trockenes Wetter vor, wünschen würde ich mir das jetzt auch ziemlich arg.

So heute Abend ggf. mehr !

 

137 km / 801 hm / 7:54 h – Gesamt 1039 km / 4575 hm / 61:28

Bereits um 6:30 Uhr frühstücke ich im Starbucks am Göteborger Hauptbahnhof (war als einziges Café offen um diese Zeit) und verlasse die Stadt auf dem bestens ausgebauten und markierten „Sverigeleden“.

Der Sverigeleden ist eine Radfernroute die ganz Schweden durchzieht und auch in wesentlichen Teilen von mir befahren werden wird. Darunter darf man sich jetzt nicht einen ausgebauten Radweg (wie z.B. den Mainradweg) vorstellen, auch wenn das im Großraum Göteborg tatsächlich so ist.

Es dauerte nicht allzu lange bis sich ein heftiger schwedischer Landregen einstellte und ich mir, wie fast schon die ganze vergangene Woche, die komplette Regenkluft anziehen musste.

In Skepplanda „landete“ ich zielsicher nach rund 60 km im Café Molin. Jonas ein junger Schwede hat sich vor rund 2 1/2 Monaten dort seinen Traum vom eigenen Café erfüllt, bei knapp 2000 Einwohner sicher ein mutiger Schritt, der Capuccino war jedenfalls exzellent, die süßen Stückchen und das Sandwich deckten meinen Kalorienbedarf, so dass ich mich nach reger Unterhaltung auf die Weiterfahrt machen konnte.

Im Tagesverlauf nahm der Regen sukzessive ab, bis nur noch einzelne Schauer herunter prasselten, da ist man schon mal mit einer kleinen Unterstellhütte zufrieden.

Kurz bevor sich die ersten Fleckchen blauer Himmel zeigten, gab es ein heftiges Knacken, im Wald durch den ich gerade fuhr, und eine mächtige Elchkuh wollte sich wohl mal dem „Blauen Elefanten“ zeigen. Ich bin total erschrocken vor allem auch über die doch sehr stattliche Größe dieses Tieres. Für ein Foto hat es leider nicht gereicht.

Die ersten 1000 km habe ich ganz nebenbei heute auf meiner Tour absolviert.

Für die Geographie-Interessierten, der heutige Tag hat sich ausschließlich im Västra Götalands län abgespielt. Grästorp liegt etwas unterhalb des Südendes des riesigen Vänersees.