Category: ARCHIV RADTOUREN


FIGUEIRA DA FOZ Km 1191

Nach der herrlichen Mittagspause bin ich dann wieder etwas geradelt, durch Wald und Flur hinter den Dünen. Hier sind im Sommer bestimmt viele Portugiesen, die Strände sind unendlich und das Meer ist super schön. Aber für Ferien bräuchte ich etwas mehr Infrastruktur. In Figueira do Foz habe ich es dann gut sein lassen für heute und auf einem fast menschenleeren aber schön gelegenen Campingplatz mein Zelt aufgestellt. Morgen geht es nach Porto, da denke ich im Moment zwei Tage zu bleiben.

Das Meer hat mich wieder. Es ist traumhaftes Wetter und ich sitze in einem schnuckeligen Restaurant (bin allerdings der einzige Gast) und werde maximal kulinarisch verwoehnt. Der Wirt kuemmert sich mich als ob ich vier Wochen mit Vollpension gebucht haette. So jetzt kommt mein Fisch. Ganz ehrlich, so in etwa hatte ich mir das vorgestellt. Allerdings ist das nicht meine Endposition für heute. Ein bisschen Radeln ist noch angesagt. Es ist erst kurz nach zwei hier am westlichen Rand Europas und auch sehr lange hell. Ich will heute irgendwo am Meer zelten und wenn alles klappt koennte ich morgen Abend in Porto sein, da werde ich ggf. zwei Tage bleiben. Mensch und Material brauchen mal eine Generalüberholung

Irgendwie hatte ich heute kein rechtes Ziel und dann ist Fátima draus geworden, war doch gerade erst vor 14 Tagen der Papst hier (heißt übrigens Bento XVI. in Portugal). Zuerst hatte ich allerdings erstmal mit den Straßenbelägen in Portugal zu kämpfen. Mein einziger vollständiger Satz auf portugiesisch heißt: „povimento em mau estado“. Ratet mal was das heißt ? Ich werde mich nie wieder über den Belag in der Ortsdurchfahrt Waldaschaff beschweren.
Also mein Rad fuhr fast von allein nach Fátima, mit der kleinen Einschränkung, dass es ziemlich oben auf einem Berg liegt und ich eine gute Stunde bergauf zu tun hatte. Mittags hatte ich genau am Tejo (das ist der Rhein von Portugal) meinen ersten 1000er gefahren und dies mit einer alkoholfreien Brotzeit malerisch am Hochufer zelebriert. Der Höhepunkt war aber gerade eben ein Gottesdienst im Sanktuarium von Fátima mit etwa 1000 Pilgern aus aller Welt und einer Lichterprozession über das gesamte Gelände, das hat mich schwer beeindruckt. Das Wunder von Fátima kann man ganz gut googlen. Morgen habe ich vor den Atlantik zu erreichen.

Der Helfer im Radladen

Bei der Einfahrt nach Fátima bin ich an einem tollen Radgeschaeft vorbeigeduest und da fiel mir mein Problem von gestern ein, das gelockerte Pedal. Obwohl mir Tino Hasenstab (mein Radausstatter) ganz dringend ans Herz gelegt hatte, die Pedale bei der Endmontage in Malaga gut festzumachen, ist mir das anscheinend nicht wirklich gelungen und die Nachjustierung gestern, geisterte mir noch im Kopf herum. Also der Typ im Radladen hat mich nicht verstanden, logisch, aber dann habe ich ihm einfach gezeigt was mein Problem ist. Er sagte „klack, klack“ nahm einen supergrossen Schluessel und hat mir beide Pedale fuer immer festgezogen.

Auf dem Weg nach Fátima stoppte ich an einem netten Restaurant/Cafe und bestellte mir an der Theke einen Kaffee. In der Auslage lag ein leckerer Krapfen mit Vanillefuellung, da konnte ich nicht widerstehen. Jetzt wollte ich nicht so plump mit dem Finger drauf deuten und sagen „dass da“. Also habe ich hoeflich gefragt wie man das auf Portugiesisch nennt, daraufhin hat mir die Wirtin gesagt „una bola“ und dann hat sie gesagt „sie koennen ihn aber auch gerne als Berliner essen“ (und zwar in bestem Schwyzerduetsch). Also das portugiesische Ehepaar hat 14 Jahre in Appenzell gearbeitet und sich dann zu Hause mit dem wirklich netten Lokal niedergelassen. Wir haben noch eine ganze Weile geratscht, die Mittagsgaeste (alles Portugiesen) haben geguckt und sicher gedacht, was ist das denn fuer eine Sprache. Mit grossem Hallo wurde ich dann verabschiedet.