Category: ARCHIV RADTOUREN


Heute ist mein 66. Geburtstag. Es ist wohl mein gefühlt längster Geburtstag. Während schon die ersten Glückwünsche eintrudeln via SMS, WhatsApp, Facebook und Mail bin ich ja noch kalendarisch am 7.6. Mein Telefon bleibt still, da außer meiner Familie kaum jemand meine US-Mobilnummer kennt. Vielen Dank auch nochmals auf diesem Wege an alle, die an mich zum Geburtstag gedacht haben.

Die Alaska Inside Passage von Skagway mit der aktuell einmal pro Woche verkehrenden Fähre nach Prince Rupert in Kanada zu fahren ist sehr angenehm. Das Schiff ist kaum besetzt und so ist es ein entspanntes Dahingleiten durch eine bezaubernde Naturlandschaft.

Ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit macht sich breit, dass ich mir dies alles zeitlich, körperlich und materiell leisten kann. Ein besonderer Dank gilt dabei Marion, dass sie akzeptiert, dass ich so viele Wochen, mein eigenes Ding mache. In einer guten Woche werden wir uns ja auf Vancoucer Island bei unserem Sohn Julian treffen. Darauf freue ich mich nach einem Monat „Einsamkeit auf der Straße“ natürlich sehr.

Leider sind die Fährpläne von Alaska Ferries und B.C. Ferries um diese frühen Termine in der Sommersaison nicht wirklich abgestimmt. Das bedeutet für mich bis kommenden Dienstag auf meine Weiterfahrt mit dem Schiff nach Port Hardy warten zu müssen. Die Alternative wären rund 1500 Kilometer auf der Straße, das wären mindestens zusätzliche 2 – 2 1/2 Wochen sehr anspruchsvolles Radfahren. Also keine wirkliche Alternative im Hinblick auf mein Endziel San Francisco.

Leider konnte ich mich von Liz und Charlie nicht verabschieden, irgendwie haben wir uns bei der Immigration aus den Augen verloren.

Im Pioneer Inn hier in Prince Rupert bin ich nun bis Dienstag einquartiert. 12.6. gegen 20 Uhr geht das Schiff nach Port Hardy.

Mein Dinner hier in einem coolen Pub mit frischer Seafood lässt die Wartezeit nicht ganz so lange erscheinen.

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Beim Einchecken treffe ich Liz und Charlie, ein US-Pärchen, die in Fairbanks gestartet sind und von Banff aus die „Great Divide“ nach New Mexico fahren. Beide waren immer so ein bis zwei Tage hinter mir unterwegs und hatten schon gehört, dass vor Ihnen ein deutscher Radler unterwegs ist. Sie wollen bis Ende September ankommen.

Sie richten sich auf dem überdachten Oberdeck häuslich ein, während ich meine Kabine beziehe. Da macht sich dann doch der „Convenience-Anspruch“ eines in die Jahre gekommenen Bikers bemerkbar.

Als ich morgens aufwache, sind wir in Juneau der Hauptstadt von Alaska vor Anker. Die City ist ca. 20 km vom Hafen entfernt, so dass es keinen Sinn gibt, das Schiff zu verlassen.

Meinen Morgenkaffee genieße ich auf dem Aussichtsdeck. Es ist einfach beeindruckend. Gegen 9 Uhr geht es weiter – nächster Stopp Petersburg.

Nach den Radkilometern ist es sehr angenehm ohne eigenes Zutun vorwärts zu kommen. Das langsame Dahingleiten in einer einzigartigen Natur ist einfach nur Genuss, zumal das Schiff max. zu einem Drittel gefüllt ist.

Nicht lange nach dem Ablegen in Juneau zeigt sich auch schon der erste Wal, es bleibt nicht der einzige an diesem Tag.

Regen und Sonne wechseln sich schön regelmäßig ab, auf dem Schiff ist das nicht so elementar, wie die letzten Wochen auf dem Rad.

In rund 24 Stunden wird das Schiff in Prince Rupert ankommen. Nachdem Marion heute in Victoria angekommen ist, sind wir dann drei von vier Guderleys, die in British Columbia sind.

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Heute heißt es warten – mein Schiff geht erst um 22:45 Uhr. Aktuell liegen vier riesige Kreuzfahrtschiffe im Hafen und entsprechend drängeln sich etliche tausend Leute auf dem Broadway von Skagway.

Skagway hieß bei den Tlingits, den First Nations in dieser Region, „windiger Platz“. Zum Beweis kam gegen Mittag ein mächtiger Sturm auf. Gottseidank bin ich heute nicht auf der Piste.

Um 16:30 Uhr fahre ich mit der WP&YR, der historischen Eisenbahn, die White Pass Summit Excursion, eine maximale Touristenattraktion, da kann ich mir nochmal gut angucken, wo ich gestern hinunter gebrettert bin.

Anschließend sollte es dann Zeit zum Boarding auf die M/V Malaspina sein.

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Bin zeitig wach und verlasse die Hütte in einen bedeckten und frischen Morgen auf einer Höhe von ca. 800 Metern.

Es geht wieder munter „rauf und runter“. Die Landschaft gestern und vor allem heute ist sensationell und echt atemberaubend. Hinter jeder Biegung gibt es ein neues Panorama. Die Berge sind so ab 1500m alle mit frischem Schnee gezuckert, kein Wunder bei dem Regen gestern.

Nach 1 1/2 Stunden komme ich zu einer Suspensionbrücke über den Yukon. Alle Kreuzfahrer werden von Skagway herauf gekarrt. Ich stehe mit meinem Bike Modell für eine japanische Gruppe.

Ein schneller Kaffee und ein Sandwich und weg bin ich. Wenig später komme ich an eine 10 km lange Baustelle mit richtig Gravel. Der Verkehr wird auf knapp zwei Kilometer einspurig und alle Fahrzeuge müssen hinter einem Pilot-Car folgen. Für mich heißt das Abpacken, alles auf die Ladefläche des Fahrzeugs und ich darf mit Meghan im warmen Führerhaus sitzen. Alles läuft total entspannt und wie in Zeitlupe ab.

Auf den restlichen ca. 7 km saue ich mein Rad mächtig ein, ein Laster mit Wasser verwandelt das ganze in eine echte Dirt-Road.

Kurz danach verlasse ich Kanada und brause, nach dem ich den White-Pass (1000 m) erklommen habe, ca. 18 km hinab nach Skagway. Zwischendurch muss ich kurz anhalten um in die USA einzureisen. Völlig entspannt will der Officer alle Details zu meiner Tour wissen und schon bin ich wieder in den Staaten.

In Skagway auf Meereshöhe ist es kuschelig warm und ich suche mir zentral ein nettes B&B.

Jetzt habe ich bis 6.6. (22:45 Uhr) Zeit, dann geht die MS Malaspina mit mir auf den Alaska Marine Highway.

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Mit guten Beinen in einen sonnigen Morgen gestartet. Die letzten 28 km auf dem Alcan-Highway flogen mit leichtem Schiebewind nur so dahin. Kurz hinter Whitehorse habe ich meinen „Blauen Elephanten“ an der offiziellen Weigh-Station wiegen lassen – stolze 50 kg hat er auf die Waage gebracht.

Am Abzweig zum Klondike Highway South sind es noch 158 km bis Skagway zum Hafen. Ich war mir nicht schlüssig wie die Etappe aussehen sollte.

Nach 60 km gibt es in Conrad einen Campground – 10 km vorher liegt Carcross – ohne wirkliche Infrastruktur.

Relativ schnell wurde gegen Mittag klar, Zelten ist heute eine schlechte Option. Je weiter ich nach Süden in die Berge kam, desto häufiger wechselten kurze kräftige Schauer mit Sonnenschein ab.

Kurz hinter dem herrlichen Emerald Lake – eines der am meisten fotografierten Objekte im Yukon – bin ich ziemlich nass in die „Spirit Lodge“ zum Trocknen und Essen eingekehrt.

Da habe ich zwei Ladies getroffen, die mich etliche km vorher mit dem Auto überholt haben. Terry aus Whitehorse und Manuela aus Berlin, die ca. 35 km hinter Carcross eine rustikale Hütte bewohnt, welche Terry gehört.

Ganz spontan haben sie mir die Hütte für heute Nacht zur Verfügung gestellt, da beide heute zurück nach Whitehorse fahren und die Hütte quasi leer steht. Das Angebot habe ich gerne angenommen.

Kurz vor Carcross habe ich tatsächlich meine ersten beiden Schwarzbären am Straßenrand gesehen, als ich näher kam haben sie sich in den Wald getrollt. Es gab keine Chance zum Fotografieren.

Es wurden sehr anstrengende weitere 40 km mit langen Steigungen und ebensolchen Abfahrten entlang des riesigen Tagish Lake und richtig nass wurde ich kurz vor dem Erreichen der Hütte auch nochmal. Super cooler Spot ohne Strom und Wasser – habe den Bullerofen angeschürt und trockne jetzt meine Sachen und genieße die absolute Ruhe hier.

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