Category: 2015 BENELUX – FRANKREICH


Ein kompletter Radtag in Friesland, genauer in der Provinz Groningen. Flaches Land – Schafe – Kühe – Pferde. Dazwischen immer mal wieder ein arbeitender Bauer auf dem Feld und riesige Bauernhöfe – fast schon festungsartig angelegt.

Das alles hinterm Deich – klare Luft – mäßiger Wind (aus Osten) und ein herrlicher Radtag.

Gestartet bin ich morgens in Delfzijl, das ist ein relativ wichtiger Hafen für die Niederlande – ein kleines Städtchen ohne viel Erinnerung.

Es passt alles – ich bin seit vergangenen Sonntag nur im Zelt – die Plätze sind prima und nur wenig besucht. Die Ausnahme war dann der Platz für heute in Lauwersoog, da war ein bisschen mehr los – aber hielt sich im Rahmen. Von hier aus geht eine Fähre hinüber nach Schiermonnikoog und eine riesige Schleusenanlage regelt „das Meer“.

In einer Fischräucherei habe ich ausgiebig zu Abend gegessen.

Einziges Problem mit dem ich mich beschäftige ist, dass mein neuer Sattel sich noch besser mit meinem Allerwertesten verstehen lernen muss – oder umgekehrt !

Nach regnerischer Nacht war witziger Weise morgens mein Zelt fast trocken, bedingt durch den starken Wind. Der Mittwoch versprach gutes Wetter und tatsächlich im Laufe des Tages verschwanden nach und nach alle Wolken und am Spätnachmittag war der Himmel strahlend blau.

Rein radtechnisch gibt es heute nichts zu berichten. Entlang der Ems und weiter nach Ostfriesland führte mich meine Route. Mit dem Städtchen Leer erreichte ich meinen nördlichsten Punkt in Deutschland auf dieser Tour. 1959 in meinen ersten Schulferien war ich hier ein paar Tage mit meiner Großmutter.

Eine Stunde hinter Leer habe ich dann die „Grenze“ nach den Niederlanden passiert und bin auf den Nordseeküstenradweg eingebogen. Auf ihm werde ich jetzt bleiben bis zur französischen Grenze. Klar ist dass ich in der verkehrten Richtung fahre, da der Wind meist von Westen kommt. Eine kleine Kostprobe gab es gleich am Spätnachmittag. Solange mein Tacho noch Werte um 13 bis 15 km/h zeigt werde ich mit dem Wind klarkommen. Patagonien lässt grüßen !!

In Termunterzijl habe ich gleich hinterm Deich einen sehr schönen und ruhigen Platz für die Nacht gefunden. Nur die Dusche war kalt – da muss ich durch !!

 

Heute war es den ganzen Tag wirklich nur grau in grau. Nach 14 Uhr hörte gottseidank wenigstens der Regen auf. Dazu blies ein permanent heftiger Wind der mich aber meistens unterstützte.

Nach einem ausgiebigen Frühstück in Bad Bentheim habe ich mich ein bisschen unorientiert zum Emsradweg „durchgeschlagen“. Ich wusste irgendwo in Nordostrichtung werde ich auf ihn treffen. So war es dann tatsächlich auch.

Über Lingen, Meppen und Haren bin ich jetzt in Lahten geendet, auf einem netten Campingplatz am See, in der Hoffnung dass es weiterhin trocken bleibt.

Irgendwie ist es anstrengender vom Kopf her wenn es düster ist. Meine Motivation ist ungleich höher wenn es hell ist.

 

Ich verlasse in Wesel den Rhein in Richtung Norden, während der Rhein langsam aber sicher nach Westen fließt. Ich denke, dass ich in einigen Tagen sein Mündungsgebiet wieder kreuze.

Jetzt heißt es wieder von Ort zu Ort das jeweilige lokale Radwegenetz zu nützen, das gelingt manchmal sehr gut und manchmal fahre ich ein bisschen Umwege.

An Bocholt und Rheine vorbei komme ich über Borken nach Ahaus und später erreiche ich Gronau unmittelbar an der holländischen Grenze. Nach Enschede sind es rund 20 km.

Am Dreiländersee beende ich meinen Tag auf einem kleinen und ziemlich leeren Campingplatz.

Es ist ein sonniger Frühlingsabend, genau so, wie ich es mir wünsche. Leider kommt nachts heftiger Wind auf, der auch ein wenig Regen mit sich bringt. Mit meiner Patagonien- Erfahrung – was Wind und Regen betrifft – lässt mich das ziemlich entspannt in meinem kuscheligen Schlafsack.

Gottseidank habe ich mich kurz vor Abfahrt noch gegen meinen Sommerschlafsack entschieden und die wärmere Variante eingepackt.

 

Mein letzter Tag entlang des Rheins begann an meinem Hotel gegen 9 Uhr mit dem Wechsel an das rechte Ufer. Eine Stunde später erreichte ich Düsseldorf. Die gesamte Rheinpromenade zeigte noch ziemlich heftige Spuren des großen Japantages am Samstag, so dass ich mich nicht zum Verweilen entscheiden konnte.

Weiter ging meine Route in Richtung Duisburg. So grau, wie manche der riesigen Industrieansiedlungen, war auch das Wetter fast den ganzen Sonntag, immer wieder durchsetzt mit kurzen Regenschauern. In Duisburg selbst habe ich irgendwie die Orientierung verloren und bin ziemlich rumgegurkt bis ich wieder auf Kurs am Rheinufer war.

Auch heute wieder eine klare Entscheidung – no Camping im Regen.

Wesel habe ich als Endpunkt angepeilt. Etwa sieben Kilometer vor dem Ziel hatte ich dann meinen ersten Platten mit dem „Blauen Elefanten“. Natürlich hinten – natürlich im Regen. Also komplett „Abrödeln“ und den Schaden untersuchen, der Übeltäter war schnell entdeckt – ein veritabler Glassplitter hatte sich im Mantel festgesetzt und sich seinen Weg bis zum Schlauch gebahnt. Keine Chance zum Flicken vor Ort – Ersatzschlauch rein und wieder „Aufrödeln“. Leider hat mich meine Luftpumpe etwas im Stich gelassen, so dass ich nur mit Mühe genug Luft zum Weiterfahren in den Reifen bekam.

In Wesel hatte ich noch eine kleine Odyssee bis ich eine geeignete Bleibe gefunden habe.