Category: 2014 PATAGONIEN


Etappe 87 – Glaciar Collante – Lago Las Torres

78 km – 1400 hm / Gesamt: 547 km / 5430 hm

Es wurde wieder ein etwas feuchte Nacht, allerdings nicht in der unangenehmen Form des Vortages. Ich war schon sehr früh wach und bin gegen 6:00 Uhr knapp 20 Minuten durch den morgendlichen Regenwald hinauf zu einer Gletscherlagune gewandert. Natur pur – einfach nur schön.

Nach den üblichen Morgenroutinen sind wir gegen 9:30 Uhr aufs Rad gestiegen und durch eine absolut urwüchsige Landschaft an einem fjordartigen See entlang durch den Regenwald gefahren. Warum der Regenwald so heißt liegt im Sinne des Wortes !

Nach ca. 20 km kam ein knackiger Anstieg von etwa 600 Höhenmeter und ich hatte zu meiner eigenen Überraschung sehr gute Beine, so dass ich oben am Lunchtruck in einem Bereich ankam, in den ich fahrerisch nicht wirklich gehöre.

Es wurde bitterkalt und eine lange Abfahrt durch matschige Baustellen erforderte meine volle Aufmerksamkeit. Die letzten 30 Tageskilometer ging es auf gutem Asphalt ins Camp an den malerisch gelegenen Lago Torres.

Ein ständiger Begleiter sind riesige Rhabarberpflanzen rechts und links des Weges.

Nach dem Ankommen im Camp passiert eigentlich immer das Gleiche. Du suchst dir deinen Platz fürs Zelt, holst deine Sachen am Truck und baust auf und richtest dich ein. Heute gab es keine Duschen, so dass die Mutigen in den sicher sehr kalten See sprangen, dazu gehöre ich nun wirklich nicht. Also Katzenwäsche und schon ist es Zeit zum Abendessen.

Heute hatten zwei Personen im Team Geburtstag – Hilde aus Oslo und Tim aus Brisbane. Entsprechend fröhlich wurde auch gefeiert und ich saß lange mit dem norwegischen Team und einigen anderen in fröhlicher Runde zusammen. Dabei haben wir einige Flaschen sehr guten chilenischen Wein geleert. Beschwingt bin ich in mein Zelt gekrochen und habe schnell und tief geschlafen. Gottseidank war es wieder mal eine trockene Nacht, nur begleitet vom Rauschen eines Wasserfalls auf der anderen Seite des Sees, das ist ein wunderbares Geräusch zum Einschlafen

 

Villa Vanguardia – Glaciar Collante / Im Truck

Die Nacht war ein einziger Regenguss und nahezu unser ganzes Camp hatte mit dem vielen Wasser zu kämpfen. Gegen 4:00 Uhr morgens musste ich bei „einem Gang vor die Tür“ feststellen, dass mein Zelt in Kürze im Wasser stehen würde.

Also Stirnlampe aufsetzen und im Sinne einer Rettungsaktion alles Einpacken und das Zelt abbauen. War ein bisschen stressig und auch anstrengend. Habe mich dann in die Hütte zurückgezogen, die eher einem Stall glich, aber zumindest Schutz vor der Nässe bot.

Beim Warten auf den beginnenden Tag und in Gedanken an das ganze „klamme Zeug“ habe ich mich entschieden, heute nicht aufs Rad zu steigen, sondern den Tag im Truck zu verbringen. Gut ein Drittel der Truppe hat sich gleich entschieden, so dass es etwas eng im Auto wurde.

Zum besseren Verständnis, es gibt zwei Begleitfahrzeuge, zum einen den Lunchtruck, der die Fahrer mit Mittagessen versorgt und ein bedingte Aufnahmekapazität für Aussteiger unterwegs hat. Zum anderen, den Dinnertruck, der das komplette Gepäck fährt, unterwegs einkauft und möglichst vor Ankunft der Fahrer, das Camp vorbereitet. In letzterem bin ich und natürlich auch mein Fahrrad mitgefahren. Selbstredend ist jeder einzelne zur aktiven Mithilfe verpflichtet

Es wurde ein langer Tag mit einer fast 2h Unterbrechung wegen eines Erdrutsches, den auch die Radfahrer nicht passieren konnten. Die Carretera Austral ist ein Straßenprojekt, welches noch auf Pinochet zurückgeht und ganz Chile von Nord nach Süd erschließen soll. In Patagonien sind noch sehr viele Stücke echte Naturpisten oder auch Baustellen. Nach solch intensivem Regen sind die Pisten dann in entsprechendem Zustand. Für die Fahrer war es eine schmutzige und harte Etappe, die am Ende von ein wenig Sonne belohnt wurde.

Als Tagesziel sind wir im Naturpark Los Glacieres angekommen, in Sichtweite einiger mächtiger Andengletscher und einem tosenden Fluss. Es ist uns kurzzeitig gelungen unser Equipment einigermaßen zu trocknen bevor der nächste Regenschauer von den Bergen herabkam.

Unser Camp ist eine Mischung aus Bushcamp und Campingplatz mit zumindest einer warmen Dusche und Toilette. An einer offenen Feuerstelle gab es zum Abendessen leckere Spareribs und wie jeden Abend einen Becher Wein.

Ganz regenfrei wird die Nacht nicht bleiben – allerdings wird nichts überschwemmt werden. Morgen sitze ich wieder auf dem Rad – 78 km stehen an, mit einem heftigen Anstieg nach 20 km.

Wie es im Moment aussieht werde ich frühestens in Coyhaique am Donnerstagabend oder am Ruhetag am Freitag die Berichte und hoffentlich Fotos hochladen können.

Jetzt trinke ich noch ein Bier in meinem „Vaude Odyssee“ in der Hoffnung auf nichtallzuviel Feuchtigkeit.

Etappe 85 – Futaleufú / Chile – Villa Vanguardia

108 km – 1400 hm / Gesamt: 469 km / 4030 hm

Die Übernachtung in Futaleufú war sehr gut und nach ordentlichem Frühstück sind wir um 9:00 Uhr zu unserer ersten Tagesetappe in Chile aufgebrochen.

Angesagt waren 106 km auf den gefürchteten „unpaved roads“ mit rund 1200 hm und am Ende auf der berühmten „Carretera Austral“ 30 km bis Villa Vanguardia (10 Häuser).

Radtechnisch war es für mich ein sehr harter Tag mit dauerndem Auf- und Ab, der Untergrund ist bei meinem Standard schwierig zufahren, ständig ist man am Rutschen. Es gab etliche blutige Knie heute im Team.

Landschaftlich war es sehr beeindruckend, wie die ganze Region hier. Viele Kilometer sind wir an einem riesigen See entlang gefahren, allerdings gilt mein Maß an Konzentration dabei doch eher der Strecke und dem Verkehr, auch wenn dieser eher überschaubar bleibt, als dem „Sightseeing“.

Nach dem Mittagessen zeichnete sich schon eine Wetteränderung ab. Zum Glück war ein Großteil der letzten Kilometer auf der Carretera gut asphaltiert, so daß ich gegen 1/2 4 Uhr in unserem Bushcamp, das bedeutet echt im Nirgendwo – ohne Sanitärmöglichkeiten – wie auf den Campingsites sonst schon vorhanden, ankam.

Ich habe es gerade noch geschafft mein Zelt im Trockenen aufzubauen, dann begann es zu regnen. Jetzt gegen 20 Uhr nach dem Abendessen schreibe ich diese Zeilen im Zelt, während der Regen auf mein Dach pladdert.

Die morgige Etappe ist fast eine Kopie von heute und führt uns in den Naionalpark „Los Glaciares“. Die Hoffnung, die ich jetzt mit in den Schlaf nehme, ist die, dass es nachts zu regnen aufhört und wir im Trockenen fahren können.

Etappe 84 – Camping Abuelo Daniel – Futaleufú / Chile

143 km – 1250 hm / Gesamt: 361 km / 2630 hm

Das war ein richtig hartes Ding heute, von den 143 km waren knapp 100 km Naturpiste – teilweise richtig übel (was allgemein als Waschbrett bezeichnet wird) da wirst du auf dem Rad durchgeschüttelt, dass die Plomben wackeln.

Beim Abbau unseres Camps heute morgen um 7 Uhr (am ersten Ruhetag werde ich mal über die Routinen berichten) war es bitterkalt und alle waren froh als wir um 8 Uhr auf dem Rad saßen. Wir wissen immer ziemlich genau was uns erwartet am jeweiligen Tag in Form eines Roadbooks.

Nach gut 10 km habe ich dann im „Kiesbett“ Bekanntschaft mit dem argentinischen Boden gemacht. War Gottseidank nur ein harmloser Umfaller.

Es war ein superlanger Tag bei herrlichem Wetter und nicht ganz so heftigem Wind (Wind ist hier ja immer). Wir sind fast 50 km durch den Nationalpark „Los Alerces“ geradelt, die Schönheit der Landschaft ist nicht in Worte zu fassen und auch die Fotos geben nur einen Teil wieder.

Unser Mittagessen war nach ca. 60 km und kurz darauf hatten wir für 30 km herrlichen und schnellen Asphalt. Ab Trewelin (kurzer Kaffeestopp) waren dann nochmals über 30 km „Gravel Road“ bis zur Grenze nach Chile zu bewältigen.

Ich liebe es mit dem Rad in ein quasi neues Land einzureisen. Die Formalitäten sind für uns „Schengen-Bürger“ etwas merkwürdig. An diesem Mini-Grenzübergang „El Limite“ war das unproblematisch.

Der chilenische Grenzer war total happy als er meine chilenischen Stempel aus 2011 gesehen hat. Als ich ihm noch erzählt habe, dass ich 2004 auch schon mal da war, hatte ich einen Freund gewonnen.

In Futaleufú sind wir in einer gemütlichen Hosteleria untergebracht. Gemeinsames Abendessen und eine Flasche Wein mit den beiden anderen Deutschen Hardy und Alfred und dem Führenden James hat den Abend abgerundet (Über die Teilnehmer werde ich auch demnächst mehr erzählen). Ich denke ich bin in der Gruppe angekommen!

Die nächsten beiden Tage in Chile sind hart und enden jeweils im Bushcamp. Es wird also keine aktuellen Berichte geben können. Spätestens Ende der kommenden Woche werden die Tage + Bilder upgedatet sein.

Im Moment (22 Uhr) sitze ich auf der Plaza dieses 2700 Ew. Städtchens und nütze das öffentliche WiFi.

Etappe 83 – El Bolsón – Camping Abuelo Daniel

93 km – 990 hm / Gesamt: 218 km / 1380 hm

Pünktlich um 9:00 Uhr sind wir auf der Ruta 40 weiter nach Süden gestartet. Ein kühler Morgen, der aber schon Wärme und Wind versprach.

Ich bin in einer 5er-Gruppe die ersten 35 km flott mitgefahren. Als die Steigungen begannen habe ich abreißen lassen müssen und mein eigenes Ding, später auch gegen den kräftigen Westwind, gefahren.

Das Timing, also der Teil der als Rennen gewertet wird, war heute bei km 68 am „Lunchtruck“ festgelegt.

Die restlichen Kilometer werde neutralisiert gefahren, was mir persönlich nicht so wichtig ist, da für mich derm.“Weg das Ziel“ ist, also Bariloche – Ushuaia.

Ich habe so ein bisschen gegen den Wind vor mich hin geträumt und dabei den Abzweig auf die für mich erste Schotterpiste verpasst. Irgendwann habe ich es gemerkt und bin umgedreht, waren 5 extra Kilometer, was aber gemessen an der Gesamtheit mehr als unwesentlich ist.

Die unendlichen Weiten Patagoniens haben sich heute deutlich gezeigt und schon einige „Körner“, vor allem durch den Wind, gefordert.

Unsere Campingsite bei „Opa Daniel“ in einem malerischen Tal kurz vor der Einfahrt in den Nationalpark Los Alerces liegt super schön, hat allerdings keinerlei Verbindung zur Außenwelt, weder Internet noch Netz !v

Aber es gab Bier zu kaufen uns so verbrachte ich 1 1/2 interessante Stunden mit den beiden Australiern, die mit mir gestern in Bariloche begonnen haben, bei einem guten Quilmes-Bier.

Morgen wird es ziemlich arbeitsintensiv, mit den 18 km plus von heute kommen wir auf rund 140 km, davon mehr als die Hälfte auf sog. „unpaved roads“ dazu noch der zeitfressende Grenzübertritt nach Chile. Die Belohnung ist morgen Abend eine Hotelübernachtung.

Genug für heute – Posten geht sowieso noch nicht – ich denke morgen im Hotel, dann kommen auch die Bilder.