Category: 2014 PATAGONIEN


Etappe 82 – Bariloche – El Bolsón

125 km – 1290 hm

Ich war sehr zeitig wach und froh als wir um 9 Uhr auf die Strecke gingen. Aus Bariloche hinaus ging es gleich mal eine 19 % – Steigung hoch, da war dann der Kreislauf ziemlich gut in Schwung.

Wir hatten anfangs um die 3 Grad, im Verlaufe des Tages wurde es ein prächtiger patagonischer Frühlingstag mit bis zu 18 Grad und wie immer heftigem Westwind.

Ich habe mir einen Platz im Feld der rund 30 Fahrerinnen und Fahrer gesucht. Die ersten zwanzig Kilometer blieb das Feld bis auf die Spitzenfahrer relativ dicht zusammen. Die Strukturen der Gruppe sind nach 3 1/2 Monaten fixiert und jeder weiß was der andere kann oder nicht kann.

Beim Fahren in der Gruppe gibt es natürlich jede Menge Kontakt und auch die Möglichkeit sich ein bisschen auszutauschen. Ein bessere Variante zum Kennenlernen gibt es eigentlich nicht.

Nach ungefähr der Hälfte gab es Lunch, da nimmt sich jeder eine Auszeit nach seinem Gefühl. Die ganz schnellen waren schon durch als ich ankam.

Es sind überwiegend sehr erfahrene und sehr gute Fahrerinnen und Fahrer vor Ort. Ist ja irgendwie auch logisch, wer investiert schon eine Menge Zeit und Geld wenn er nicht auch die Fähigkeit und den Willen für eine solche Tour hat.

Nach rund 90 km hatten wir den Peak-Punkt des heutigen Tages erreicht und dann ging es in einer über 30 km langen flotten Abfahrt hinab nach El Bolsón.

Ich denke dass mein Platz im letzten Drittel der Teilnehmer sein wird, das gibt mir auch die Gelegenheit den einen oder anderen Stopp entsprechend individuell zu machen.

Wir sind heute auf einem sehr großzügigen und wunderbar grünen Zeltplatz untergebracht. Eben gab es sehr leckeres und reichhaltiges Abendessen und entsprechende Kontakte an den Tischen. Die „Geschäftssprache“ ist Englisch auch wenn die holländischen Teilnehmer in der Mehrzahl sind.

Bei so gutem und trockenem Wetter wie heute macht das Spaß. Die erste organisatorische Problematik habe ich heute gemerkt, durch den Gepäcktransport ist meine Ausrüstung deutlich umfangreicher als sonst, d.h. mein Zelt zu klein. An Regentagen wird das schwierig werden.

Morgen ist die Etappe um 18 km kürzer als geplant (88 km), da der ursprüngliche Campingplatz nicht verfügbar ist. Das bedeutet dann allerdings auch dass die Etappe am Sonntag hinüber nach Chile entsprechend länger wird.

Die Überschrift für den heutigen Tag heißt ganz klar „Morgen geht es für mich los“. Auf dem Programm stehen 123 km auf Asphalt mit ungefähr 1200 hm durch ein Seengebiet nach El Bolsón (war mal ein berühmter Ort in der Hippie-Zeit).

Ansonsten gibt es nicht wirklich viel zu berichten. Beim Frühstück habe ich von Rob (Tourchef und Mitinhaber von Bike-Dreams) meine persönliche Einweisung bekommen, dazu gehört auch ein am Fahrrad zu befestigendes „Plate“. Nachdem ich ja so kurzfristig aufgesprungen bin, gibt es das für mich nicht im Original sondern improvisiert, mit Duck-Tape und peruanischer Flagge.

Mit mir starten morgen zwei Australier und zwei Belgier. Die ganze fahrende Truppe ist so um die 30 Leute stark und 5 Personen quasi in der „Etappe“.

Den Vormittag habe ich überwiegend im Städtchen und in einem dieser wunderbaren Cafés verbracht, die man in Argentinien in allen größeren Städten findet.

Um mein Fahrrad an die kommenden Aufgaben heranzuführen bin ich am Nachmittag rund 600 hm auf einer ruppigen Naturpiste, zum Cerro Otto, einem der Hausberge, hinaufgefahren. Dorthin fährt auch eine Bergbahn und es gibt ein Drehrestaurant mit tollen Ausblicken. Leider habe ich verpeilt, dass diese Woche quasi der Frühjahrsputz dort oben gemacht wird, also bin ich ohne Kaffee wieder hinabgefahren. Entsprechend ist mein Rad jetzt dreckig und sticht nicht mehr so von den Rädern der Kameraden ab.

Damit der Weg hinauf nicht ganz umsonst war teile ich zumindest zwei Fotos mit euch.

In El Bolsón morgen ist, wie die meiste Zeit auf der Tour, Camping angesagt. Insofern bitte ich um Geduld falls nicht taggleich eine Bericht hochgeladen werden kann.

¡Hasta pronto!

Das tat sehr gut nach der Nacht im Flieger in einem bequemen Bett zu liegen. Ich habe sehr gut geschlafen, allerdings bin ich noch im Europa-Modus, um 4:00 Uhr Ortszeit war die Nacht zu Ende. Das gab mir die Gelegenheit einen – farblich gesehen – mega-kitschigen Sonnenaufgang über dem See zu erleben.

Ich habe dann noch lange vor dem Frühstück meine Ausrüstung getrennt nach den Dingen, die ich künftig jeden Tag vom LKW bekomme und solchen, die nur an Ruhetagen abgeladen werden. Anschließend kam der spannende Moment beim Auspacken des Fahrrads. Der Karton sah nach den rund 12000 Flugkilo- metern und den diversen Transportwegen übel aus. Zu meiner großen Begeisterung gab es keinerlei Schäden und ich konnte das Rad wieder in fahrbereiten Zustand bringen.

Bei knapp 3 Grad bin ich die wenigen Meter vom Hotel ins Zentrum von Bariloche gerollt und habe meine Reifen wieder entsprechend gefüllt und in einem Fahrradgeschäft mit einem massiven 15er Schlüssel meine Pedalen festgezogen.

Bariloche ist ein Zentrum der argentinischen Schokoladenherstellung und einem dieser tollen Läden konnte ich später nicht widerstehen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das Stück Kuchen nicht „gepackt“ habe.

Gegen Mittag als die Temperaturen die 10 Grad Marke erreicht hatten bin ich am Nahuel Huapi dem riesigen See an welchem Bariloche liegt, entlang, aus der Stadt hinaus geradelt. Einige Impressionen zeigen die Schönheit dieser Andenlandschaft.

Die Region ist sowohl im Sommer und ganz besonders im Winter eine der beliebtesten Gebiete der Südamerikaner. Es gibt Luxusresorts ohne Ende und ganz viele Holzhäuser als Feriendomizile.

Eine faszinierende Landschaft tat sich mir auf und ich fuhr eine hügelige Runde auf dem sogenannten „Circuito Chico“ bei Llao Llao in einer blühenden Frühlingsstimmung.

Im Hotel angekommen hatte ich knapp 65 km gefahren mit fast 900 Höhenmetern. Mittlerweile ist der Tross des „Andes-Trail“ hier angekommen. Vor dem Hotel stehen die beiden „holländischen Feuerwehrtrucks“ und im Hotel tummeln sich sonnenverbrannte Radcracks aus vielen Ländern. Mit einigen habe ich mich spontan bekannt gemacht, andere werde ich während der nächsten Tage kennenlernen. Den kommenden Monat sind wir zusammen unterwegs zum „Ende der Welt“.

Wen die Details der gesamten Tour interessieren und auch die Struktur der Teilnehmer der findet unter www.bike-dreams.com ganz viele Informationen, insbesondere auch zum exakten Streckenverlauf.

Mit viel Zeit konnte ich dem Flug nach Bariloche entgegensehen. Am Flußufer des La Plata habe ich mir noch ein erstes argentinisches Bier gegönnt und das im gesamten Flughafenbereich freie und schnelle WiFi genützt.

Die Maschine ist übersichtlich besetzt und bei herrlichem Sonnenschein fliegen wir die rund zwei Stunden nach Südosten an den Rand der Anden.

Bariloche ist erreicht, bis zum „Fin del Mundo“ sind es noch rund 3000 km. Nach 24 h Anreise und einer dumpfen Müdigkeit erscheint es mir hier schon fast ein bisschen wie am Ende der Welt.

Das Rad habe ich für heute eingepackt im Hotel verstaut. Morgen früh wird ausgepackt. Hoffentlich gibt es keine unliebsamen Überraschungen.

Es ist schöne Sonne, spürbarer Wind und bestimmt 12 Grad – nach 28 in Buenos Aires.

Das Hotel Islas Malvinas ist meine Bleibe bis zur Abfahrt am Freitag.

Ein kleiner Spaziergang am See entlang und dann lecker Abendessen und einen ersten Malbec. Musste sein – bevor am Freitag die Quälerei losgeht.

Nach rund 30 Stunden „on the road“ oder „in the air“ ist jetzt echt Schluß für heute.

Der Lufthansa Check-In am Frankfurter Flughafen war perfekt. Fahrradkarton und Gepäck waren weg und der Abschied von Marion war schneller da als gedacht und fiel mir ziemlich schwer.

Die Nervosität legte sich bald und pünktlich gegen 22 Uhr saß ich im Flieger. Die Hoffnung auf eine nicht volle Maschine ging zwar nicht auf, zum Glück konnte ich mir einen Dreiersitz mit einer zierlichen Italienerin teilen, so blieb ausreichend Platz für uns beide.

Über dem Atlasgebirge in Marokko und später kurz vor Erreichen des südamerikanischen Kontinents hatten wir so mächtige Turbulenzen, das war richtig Berg- und Talfahrt, habe ich selten so heftig erlebt. Vielleicht waren die Berggötter noch zornig über unsere Lauf- und Bergwoche Anfang Oktober.

Jetzt in der Rückschau sind die fast 14 Stunden stressfrei abgelaufen. Pünktliche Landung am internationalen Flughafen in Buenos Aires. Das Immigrationsprocedere war lange nicht so langwierig wie vor drei Jahren. Etwas stressiger gestaltete sich den großen Radkarton durch diverse Stationen und Menschenmengen zu bugsieren. Irgendwann hatte ich den Shuttle zum nationalen Airport klar und ab ging es.

Ein herrlicher Frühlingsmorgen in dieser riesigen Stadt und nach einer kompletten Stadtdurchquerung bei entsprechendem Verkehr bin ich am Jorge Newbery Airport.

Wieder eingecheckt auf die Aerolineas Argentinas und jetzt entspannt Kaffeetrinken am La Plata. Gegen 17 Uhr lokaler Zeit sollte ich dann Bariloche erreichen.

San Carlos de Bariloche (heutige Kurzform Bariloche) ist eine argentinische Stadt in der Provinz Río Negro. Sie ist die Hauptstadt des Departamento Bariloche und liegt am Fuße der Anden. Sie ist mit 126′ die größte Stadt der Provinz und ist wegen ihrer Lage in einer grünen Berglandschaft ein bedeutendes Fremdenverkehrszentrum.