Beim Aufstehen habe ich gedacht „heute habe ich nicht wirklich Lust zum Fahren“. Nach 4 km im Ortskern von Ouistreham habe ich in aller Ruhe Kaffee getrunken, mein Handy geladen (Ulli Brass hat mir dankenswerter Weise zwei hilfreiche – höfliche Fragesätze geschickt) und bin bei bestem Wetter und kaum Wind unmittelbar am Strand entlang gerollt.
Die Stopps kamen von allein, da immer wieder „Memorials“ zu sehen und zu lesen sind. Sword Beach – Gold Beach und später der berühmte Omaha-Beach.
Kurz vor Courseulles-sur-Mer, der Partnergemeinde von Goldbach hatte ich kurzen Kontakt mit einer französischen Familie – zwei Kinder auf den Rädern vorne drauf und bepackt, wie die Esel, sind sie vor sechs Wochen in Bordeaux gestartet und wollen in zehn Wochen in Dänemark enden. Der Ehemann hat ein Sabbatical und das lebt die ganze Familie auf dem Rad aus. Also – nicht nur ich bin verrückt.
In Courseulles – übrigens ein ganz netter Ort – viel schöner als Goldbach konnte ich einer Austerndegustation nicht widerstehen und wieder kam ich nicht voran.
Am Omaha-Beach angekommen musste ich an den Vortrag von Berthold Orschler im Rotary Club denken, der uns detailliert die Landungsstrategie der Amerikaner hier am 6. Juni 1944 erklärte. Ein riesiger Friedhof gefallener US-Soldaten erinnert eindrucksvoll daran.
Am westlichen Ende der Bucht gibt es einen wunderbar gelegene Campingplatz mit bester Aussicht auf den Beach und die ganze Bucht. Dort genieße ich aktuell mein Feierabendbier zumal die Sonne hier in diesen Tagen nicht vor 23 Uhr verschwindet.
Ich habe auch kein schlechtes Gewissen, dass meine heutige Fahrleistung eher einem gemütlichen Kaffeeausflug gleichkommt.
Morgen neues Spiel – neues Glück. Ich verlasse Calvados und komme ins Département Manche – den Utah-Beach habe ich mir auch für morgen aufgehoben.