97 km / 78 hm / 6:22 h – Gesamt 4249 km / 25358 hm / 264:22 h

Nach der langen Schiffspassage ging es flugs an die Bahn am Skandinavienkai in Travemünde. Über Lübeck und Hamburg war ich gegen 7:00 Uhr morgens endlich am Frankfurter Hauptbahnhof. Der wundbare Morgen und die vielen Stunden der Unbeweglichkeit brachten mich zu der Entscheidung am Main entlang nach Hause zu fahren und meinen Zug nach Aschaffenburg sausen zu lassen.

Mein erster Besuch in Goldbach galt meinem Freund Tino Hasenstab mit bestem Dank für die gute Vorbereitung meines „Blauen Elefanten“.

Ich muss mir das wirklich verdeutlichen, hier an unserer Haustür in der Ringofenstraße bin ich vor 45 Tagen in heftigem Regen gestartet. Heute kehre ich heim mit vielen gigantischen Bildern im Kopf und in der Seele und um zahlreiche Erfahrungen reicher.

Zu allererst bin ich extrem dankbar dafür, dass ich gesund und wohlbehalten zurück bin und da wiederhole ich mich, ohne meine Marion, die mir großzügig den Freiraum für die Realisierung meiner Radträume gewährt, wäre dies nicht möglich. Umso schöner ist es natürlich zu einem solchen Menschen in eine Welt des Vertrauens zurückzukehren.

Ein kleines Fazit:

  • Es war die bisher körperlich anstrengendste meiner drei großen Touren (mag mit dem älter werden zu tun haben !?).
  • Von einem heftigen Schnupfen in der ersten Woche abgesehen und den temporären Schmerzen im rechten Knie gab es keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
  • Das von Zuhause „wegfahren“ und nicht „heimfahren“ als Ziel, hat mich zumindest in den ersten drei Wochen mental mehr beschäftigt als ich erwartet hatte. Es gab kurze Momente des Heimwehs und an einem „schwachen Tag“ sogar den Gedanken des Abbruchs.
  • Ich hatte erstmals mit wirklich harten Wetterbedingungen zu kämpfen, vor allem der an manchen Tagen extreme Gegenwind und die gefühlte Kälte haben mich echt herausgefordert.
  • Der „Blaue Elefant“ hat sich wieder voll bewährt. Die geänderte Abstufung der Ritzel war die richtige Entscheidung. Wie schon im Baltikum in 2012 blieb ich von jeglichen Pannen verschont, nicht einmal einen Schlauch hatte ich zu wechseln. Lediglich die hinteren Bremsbeläge musste ich ersetzen, sowie die Schaltung etwas nachstellen. Das ist bei über 4000 km eine zwingende Notwendigkeit. Klar habe ich unterwegs das Rad etliche Male gesäubert und die Kette entsprechend geschmiert.
  • Meine Ausrüstung insgesamt hat sich bewährt, vor allem die Investition in die Regenkleidung der Marke „Endura“. Die Jacke ist absolut perfekt. Die Hose auch, allerdings rutscht man in wahrscheinlich jeder Überhose etwas auf dem Sattel. Bei Handschuhen und Überschuhen werde ich weiterhin nach Verbesserungen Ausschau halten.
  • Ich hatte erstmals deutlich weniger überflüssige Ausrüstung dabei. Nach 2000 km konnte ich ungefähr drei kg „Unnützes“ im Hotel deponieren und „Honigbrummler“ hat das einige Tage später für mich mit nach Deutschland genommen.
  • Gezeltet habe ich sehr wenig (nur 4 mal), das war überwiegend den Temperaturen oberhalb des Polarkreises geschuldet. Bei oft niedrigen einstelligen Temperaturen nachts habe ich zumeist die doch etwas wärmeren Holzhäuschen bevorzugt. Ich hatte nicht vor eine Survival-Tour zu fahren.
  • Mein Zelt würde ich trotzdem immer wieder mitnehmen, da es ein gutes Gefühl als „mobil home“ gibt und im „Notfall“ einsetzbar ist.
  • Unangenehme oder gar gefährliche Situationen mit Menschen gab es nicht. Ich bin auf ganz viele sehr nette und hilfsbereite Menschen getroffen. Der Nordländer ist vielleicht nicht so der extrovertierte Menschentyp, aber wenn man offen auf die Leute zugeht, bekommt man meist guten Response zurück.
  • Die gefährlichsten Situationen entstehen immer im Verkehr. Auf den vielen 1000 km Straßenerfahrung, die ich mittlerweile habe, habe ich gelernt damit umzugehen. Das vorausschauende und nach hinten sichernde Fahren erfordert allerdings stete Aufmerksamkeit, insbesondere auch im Hören. Auch hier gilt, die meisten Verkehrsteilnehmer sind sehr faire Partner, vor allem und gerade die LKW-Fahrer.
  • Rentiere, Elche und Füchs waren angenehme Erscheinungen oder Begleiter. Lediglich ein Hund wollte sich mit dem „Blauen Elefanten“ anlegen und natürlich die Ziege in Schweden, die es tatsächlich geschafft hat ihn umzuwerfen.
  • Ich habe deutlich mehr „Gleichgesinnte“ als bei den anderen Touren getroffen. Das hängt mit der exponierten Destination Nordkap zusammen. Witzig war die über 1000 km lange Partnerschaft mit Viktor aus Bad Bentheim.
  • Sehr viel Spaß hat mir wieder die Dokumentation der Tour über den Blog gemacht, wissend dass sich eine Leserschaft zu Hause für meine Beiträge interessiert. Vielen Dank an alle die mich virtuell begleitet haben und vielen Dank für die vielen Kommentare und Wünsche aus der Heimat, das tut sehr gut unterwegs und motiviert wirklich.
  • Mein Traum von der Durchquerung Europas (eigentlich ist es ja eine Durchlängung) ist damit in Erfüllung gegangen und ich habe über 8000 km Europa von Süd nach Nord mit eigener Muskelkraft erlebt. Wenn ich die Tour Helsinki – Berlin aus 2012 dazurechne, bin ich jetzt fast 12000 km in Europa als „Radnomade“ unterwegs gewesen.
  • Mal sehen was die Zukunft so bringt auf diesem Felde. Ich habe etliche Kameraden unterwegs getroffen, die deutlich älter waren als ich. Das lässt hoffen für die nächsten Jahre.

Nach 45 Tagen Berichterstattung sage ich abschließend mit einem der wenigen Worte die ich auf Finnisch kann.

Kiitos!