Ich starte gemütlich in einen langen Radtag. Kuressare ist ein wirkliches Kleinod, dominiert von der mächtigen Ordensburg und natürlich dem kleinen Hafen.

Mein Weg führt mich ins Innere der Insel, wo ich, den neben Tallinn wohl meist besuchtesten Ort in Estland anfahre. In Kaali gibt es mehrere ca. 4000 Jahre alte Meteoritenkrater zu sehen, vor allem der Hauptkrater ist schon beeindruckend.

Das Wetter ist etwas zwiespältig, es begleiten mich andauernd drohende dunkle Wolken, auch wenn es zunächst trocken und sonnig bleibt.

Am Nachmittag erreiche ich den 3 km langen Damm der die Inseln Saarema und Muhu verbindet. In Muhu gönne ich mir ein reichlich spätes Mittagessen. Am Südrand von Muhu liegt das wohl schönste Herrenhaus von ganz Estland – Pädaste -. Wunderbar restauriert beherbergt es heute ein erstklassiges Hotel und ein Restaurant der Spitzengastronomie. Ich spiele kurz mit dem Gedanken hier zu übernachten, schrecke jedoch vor dem genannten Zimmerpreis von 230 Euro zurück.

Um 18 Uhr erreiche ich die Fähre aufs Festland nach Virtsu. Ich besorge mir ein wenig Verpflegung für eine Nacht im Zelt und beschließe bis ca. 21Uhr zu fahren. Hinter Virtsu beginnt ein sehr weitläufiges Naturschutzgebiet mit extrem dünner Besiedlung.

Gerade hier überstehe ich nur knapp unbeschadet meine erste Hundeattacke auf dieser Tour. Ein ziemlich „großes Gerät“ schoss aus einem Hof auf mich zu, ich bin so erschrocken über diesen Angriff, dass ich den Hund maximal anschreie und mit einem olympiareifen Spurt aus seinem Territorium verschwinde.

Ich finde einen netten kleinen Bauernhof für die Nacht. Die Tochter der Eigentümer ist zu Besuch, sie lebt in Liverpool, spricht ausgezeichnet Englisch und so kommt es zu einem langen Gespräch über das Leben hier im Südwesten Estlands.

Gegen Mitternacht wird es ziemlich ungemütlich, da die drohenden Gewitter sich jetzt ziemlich heftig entladen. Mein Zelt hält dem starken Regen stand, allerdings schlafe ich diesmal nicht wirklich gut.

Am Morgen kommt nochmal eine gewaltige Front und ich habe schon ein bisschen Bammel in meinem Zeltchen. Der näheste „Einschlag“ war aber dann doch gut 1 km entfernt. Geknallt hat es trotzdem ganz furchtbar.

Nachdem der Regen später etwas nachließ, habe ich das ganze Gerödel ziemlich nass eingepackt und mich auf den Weg nach Pärnu gemacht.