Eine sehr angenehme und ruhige Nacht in dem riesigen Kiefernwald verbracht. Um 8 Uhr rollte mein Fahrrad komplett gepackt „vom Hof“. Es ging nach kurzer Zeit auf eine gute und relativ wenig befahrene Straße entlang des Peipussees.

Bei meinem ersten Stopp traf ich die vier Berliner von vorgestern wieder, die allerdings aus Dresden sind, alles stramme Männer um die siebzig. Das signalisiert mir noch „Luft nach oben“. Einige Zeit fuhren wir immer so auf Sichtweite, bis wir uns in den Dörfern am Ufer aus den Augen verloren.

In Kallaste einem „Seebad“ mit sehr herbem Charme, gab es eine super besetzte Tourist-Info. Die junge Dame war nicht nur hübsch, sondern auch wirklich sehr hilfsbereit. Ich bekam meinen ersten Kaffee des Tages (13:00) von ihr, sie reservierte mir mein Hotel in Tartu für die beiden folgenden Nächte und ich konnte einen schnellen Internetzugang benützen. Darin sind die Esten wirklich Weltmeister, die wählen nicht nur per SMS, die haben in vielen Dörfern einen freien Internetzugang für jedermann, in den Städten sowieso und Hotels, Cafés und Restaurants werben ganz aktiv damit.

25 km weiter habe ich in einem ganz kleinen Fischerdorf geräucherten Fisch aus dem Peipussee gegessen in einer Art Kulturzentrum und dabei eine ganze Menge über das tägliche Leben in dieser Einsamkeit am See erfahren. Der See ist Sommers wie Winters der Mittelpunkt des Lebens der Menschen hier. Rund um ihn leben sehr viele Russen und das Verhältnis zu den „heimatstolzen“ Esten ist eher zwiespältig. Als Nachtisch habe ich mir bei der russischen Oma ein paar Mohrrüben gekauft.

Der restliche Nachmittag ging radtechnisch ziemlich zäh dahin, mal war es der Wind, mal der Belag und so richtig gut saß ich heute auch nicht auf dem Rad.

Nach rund 120 Tageskilometer war ich dann in Tartu, der zweitgrößten Stadt Estlands, die viele als die Perle Estlands bezeichnen . Der Kontrast zur fast russischen Stadt Narva vorgestern könnte nicht größer sein. Eine vor Lebensfreude sprudelnde Stadt, ganz viele junge Leute durch die beliebte Universität und eine sehenswerte Straßengastronomie.

Also genau recht für den Tag Pause morgen. Erstmal ausschlafen, in aller Ruhe frühstücken und dann die Stadt erkunden. Nachmittags ist dann sicher ein bisschen Pflege des Fahrrads angesagt.