Category: ARCHIV RADTOUREN


In Kiefernwäldern zu Zelten ist immer wieder toll – morgens ist das Überzelt total trocken – nicht einmal Kondenswasser bleibt.

Ich hatte gerade mein Rad startklar als es leicht zu regnen begann. War irgendwie so eine Dusche mit Feinsprühung. Nach 5 km in Sables d'Or habe ich mir ein Frühstück gegönnt, da ich außer Kamillentee und ein paar Pringles nichts mehr im Angebot hatte.

Nach rund 2000 km entlang der Küste ging es nun ins Innere der Bretagne – auf zur Loiremündung – erstes Zwischenziel der Brest-Nantes-Kanal ( geht noch auf Napoleon zurück).

Es war ein harter Tag für mich – das Wetter wechselte andauernd – komplette An- und Ausziehorgie. Der Wind stramm – meist von vorne. 1100 hm – ungefähr 20 mal irgendwelche Buckel hinaufgefahren um beim Runterrollen schon den nächsten Anstieg zu sehen.

Es gab außer unendlicher Agrarlandschaft auch keine Fotomotive. So war ich froh, dass ich wenigstens das Départementschild von Morbihan knipsen konnte.

In Josselin bin ich nach guten 100 km an besagtem Kanal angekommen, welchem ich morgen in Richtung Nantes folgen werde. Spricht für eine flache Etappe.

Das Städtchen ist ganz nett und ich habe mich gegenüber des Schlosses im gleichnamigen Hotel einquartiert. Das habe ich mir heute redlich erarbeitet.

 

Als ich mein Hotel verlasse sieht es sehr nach Regen aus. Ich ziehe zum dritten Mal auf dieser Tour meine lange Überhose an. Aus Cancale hinaus geht es gleich gute 150 hm hinauf und da war ich schnell warm. Hatte ich mir gestern in einer netten Bar noch zwei Get 27 gegönnt (sh. Gibraltar – Goldbach 2010) die musste ich gleich wieder büßen.

Bis ich nach St. Malo kam war die Sonne wieder da und ich hatte alles Überzeug wieder eingepackt. Mittlerweile hatte ich mich auch entschieden – wie Oliver in seinem Kommentar geschrieben – heute letzter Tag am Meer – genug Seeluft auf 2000 km an der Küste geschnuppert – morgen geht es quer durch die Département Côtes d'Armor und Morbihan in Richtung Loire-Mündung.

Als das klar im Kopf war – Mittagspause in St. Malo – nochmal ein paar Austern konsumiert ( ist hier wie bei uns Bratwurst – an jeder Ecke). Habe leider verpennt dass ich über die Barrage de Rance muss und da war gerade Mittagspause – also bis 14 Uhr gewartet und rüber mit dem Schiffchen. Von Barrierefreiheit hatten sie noch nichts gehört – am Anleger ging es eine heftige Treppe hoch und ich musste einmal komplett Abrödeln um über dieses Hindernis zu kommen.

Immer schön am Meer entlang bin ich zum Cap Fréhel gekommen (600 hm) – war ein bisschen wie Nordkap. Eine Viertelstunde später habe ich in Pléhérel-Plage meinen Einkehrschwung auf ein riesiges Campinggelände gemacht – im 2 km entfernten Dorf leckeren Fisch gegessen und ein Absacker-Bier zum Sonnenuntergang am Strand getrunken.

Drei Dinge wollte ich als Wahrnehmungen festhalten – die Restaurants sind mittags wie abends immer gut besucht – es gibt keinen Franzosen mehr unter 40 ohne Vollbart und ganz viele Frauen rauchen E-Zigaretten (wie schräg ist das denn – entweder ganz oder garnicht).

Morgen mehr !!!

 

 

Bin heute mal ausnahmsweise sehr früh wach – geweckt haben mich Pferde – megalustig – Traber am unendlichen Strand bei Ebbe im Sulky – das war ein tolles rhythmisches Geräusch – davon bin ich aufgewacht – war leider nicht schnell genug zu fotografieren.

Bin schon vor neun auf der Piste – da ist es noch sehr ruhig – gerade am Samstag. Leider hat auch noch keine Bar auf – hätte mir gerne so einen frühen Koffeinschub gegönnt.

Nachdem ich die erste Höhe erklommen habe taucht in der riesigen Bucht von St. Michel das Weltkulturerbe der berühmte Mont-St.-Michel im Morgenglast auf. Er wird mich den ganzen Tag über begleiten – mal näher mal weiter.

An Avranches vorbei erreiche ich den Übergang zum Mont St. Michel – für Autos und auch für Fahrräder verboten – entweder zur Fuß oder mit dem Shuttle-Bus. Stört mich erstmal nicht und ich fahre bis ca. 200 m „vor die Tür“ – das genügt mir – der Rummel ist selbst jetzt in der frühen Saison einfach zu groß. Werde natürlich ein paar Mal angepflaumt – ne pas Velos – juckt mich aber nicht wirklich.

Ich flüchte und gönne mir einige Kilometer weiter eine mächtige Portion Crêpes – mit Eis. Kurz danach komme ich auf eine beschilderte Radroute – welche ca. 20 km einen Polderdamm nützt. Das war Genußradfahren – weitgehend windgeschützt und eben. Am Ende der riesigen Bucht war schon Cancale, die Austernstadt zu sehen. War aber doch noch ziemlich mühsam bis dahin.

Genehmige mir zum Wochenende ein Hotel mit Meerblick – ist zwar gerade Ebbe – und speise im dazugehörigen Restaurant. Drei mal dürft ihr raten – was ??

Morgen oder übermorgen muss ich mich entscheiden, ob ich die komplette Bretagne – in welcher ich mich mittlerweile befinde – umrunde, um an die Loire-Mündung nach Saint-Nazaire zu kommen oder die zweifelsohne kürzere Route durch das Landesinnere nehme.

Die Rückfahrt entlang der Loire bis Orleans ist ein Muss. Mal sehen – was am Ende dabei rauskommt.

 

Mit Meeresrauschen eingeschlafen und auch wieder aufgewacht. Wieder ein wunderbarer Sonnentag mit frischem Wind und guter Fernsicht.

Nach einem typisch französischen Frühstück saß ich gegen 9 Uhr auf dem Rad und befürchtete das Schlimmste, nach einer Stunde hatte ich schon über 300 Höhenmeter im stetigen Auf- und Ab.

Aber es kam anders – es war so ein typischer Streckentag – plötzlich wurde die Küste flach und ich fuhr auf einer Straße mit bestem Belag bei neutralem Wind. Eigentlich ein bisschen langweilig – rechts das Meer – dazwischen aber ein 1 bis 3 km breiter Agrarstreifen und das wars. Es gab auch kaum was zum Fotografieren.

Die Kilometer rauschten so dahin – ich saß gut und hatte gute Beine. Ein Mittagsstopp mit den hier an jeder Ecke erhältlichen Moules + Frites (sehr lecker) und später ein kurzes Nickerchen und schon hatte ich 100 km auf der Uhr.

Gegen Spätnachmittag wurde es wieder wellig und etwas südlich von Granville habe ich an einer endlosen Bucht mein Zelt aufgestellt. Vor einer Stunde kam die Flut und jetzt brandet es heftig gegen die Ufersteine. Jetzt gegen 22:30 Uhr fällt die Sonne ins Meer und ich werde mich in meinen Schlagsack verkriechen

Meine vage Idee mit einem Abstecher auf die Kanalinseln habe ich aufgegeben, das geht sich zeitlich nicht aus. Morgen geht es in die Bretagne und an deren Ende ist die Loire-Mündung – da will ich hin und an der Loire langsam aber sicher in Richtung Heimat fahren.

 

Heute war ein Tag, wie ich ihn schon so oft auf meinen Touren erlebt habe und irgendwie macht das denke ich auch den Reiz für mich aus.

Aber der Reihe nach – Als ich aufwache plätschert es sehr stimmungsvoll auf mein Zelt und mir ist klar, dass ich nasses Equipment einpacken werde. Also habe ich mir erstmal Zeit gelassen, da nasser als nass ja nicht geht. Mit meinem kleinen Zauberkocher habe ich mir einen Kaffee „gezaubert“ und überlegt, wie ich am intelligentesten mein „Zeug“ verstaue.

Das hat alles gut funktioniert und ich bin in der Regenausrüstung, mit Überschuhen etc. losgeradelt. Im Ort Barfleur habe ich noch einen Koffeinstoß mitgenommen und auf ging's nach Cherbourg – gegen den Wind und mit Regen. Irgendwann war ich dort und der Himmel zeigte blaue Lücken und es hörte zu regnen auf. Cherbourg ist eine lebhafte Hafenstadt – von hier gibt es u.a. täglich Direktverbindungen nach Irland.

Plötzlich überkam mich die Lust auf etwas Süßes.

Im Tourist Office habe ich die Fährmöglichkeiten auf die Kanalinseln gecheckt und schon fast verworfen. Die Lady interessierte sich für meine Route und gab mir mit auf den Weg, dass es zum Cape La Hague sehr hügelig werden würde. Sie hat nicht übertrieben und am Ende des Tages hatte ich über 1000 Höhenmeter zusammen. Das geht nur mit einem „guten Kopf“ neben den Beinen, wenn du gerade auf 130 hm angekommen bist und siehst dass es wieder auf Meereshöhe hinabgeht.

Gleich hinter Cherbourg – als die Sonne wirklich richtig da war – habe ich mein nasses Zeug ausgepackt und nach 20 Minuten war alles wieder trocken. In der Zeit hatte sich ein netter Franzose zu mir gesetzt, der ganz viel wissen wollte zur Ausrüstung etc., da er selbst plane einmal rund um Frankreich zu fahren.

Es wurde ein perfekter Radtag – mit tollem Licht und frischem Wind. Faszinierend für mich – wie immer – wenn ich irgendwo „Lands End“ erreiche Cap La Hague. Erschreckend eine fast 45 minütige Fahrt entlang der riesigen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague – welches wie eine Trutzburg – in der Region steht.

 

Ziemlich am Ende meiner Energie bin ich in dem kleinen Hafenörtchen Dielette gelandet, habe wie gewünscht ein Zimmer in einem kleinen und sehr alten französischen Hotel – direkt am Meer und wunderbarem Blick. Ein Bett – eine warme Dusche und ein gutes Menü – a la Maison – im Restaurant.

Aus einem Tag der ziemlich Sch…. begann ist ein wunderschöner und mächtig anstrengender Radtag geworden (sh. Einleitung). Manchmal gehts natürlich auch andersrum – aber heute war es so und prima.