Category: 2022 Mississippi


Nun ist es leider Gewissheit – meine Mississippi-Tour ist radfahrtechnisch zu Ende. Die Ersatzbeschaffung meiner verlorenen Dokumente ist einfach zu zeitaufwändig bzw. nicht wirklich zu realisieren.

Ich werde die kommenden Tage nutzen um mit Hilfe meiner lokalen Freunde und dem Konsulat in Minneapolis meine Heimreise zu organisieren.

Das schnelle und so nicht zu erwartende Ende nach rund 800 Meilen (rd. 1300 km) entlang dieses mächtigen Stromes – allerdings auch unter extrem schwierigen Wetterbedingungen in der letzten Woche, macht mich schon sehr traurig.

Minnehaha-Falls

Allen die mir gefolgt sind über die letzten Wochen schon mal vielen Dank, leider ist damit auch die rotarische Aktion „Mississippi meets Sambesi“ zu Ende bevor sie richtig begonnen hat (aktuell sind 150 € angekommen).

Natürlich werde ich hier noch über den zu organisierenden Heimweg berichten.

Euer Günter GUDERLEY

Nach einem schönen Abend mit Lisa, Matt und Marta gestern, gab es heute Morgen ein böses Erwachen.

Beim Einpacken meiner Ausrüstung für den nächsten Biketag vermisse ich meine Brieftasche samt Inhalt. Pass, Kreditkarten, Führerschein, Personalausweis, Bargeld etc.

Panisch durchsuche ich mein ganzes Equipment.

Siedend heiß fällt mir mein letzter Stopp am gestrigen Nachmittag ein – ca. 45 Minuten vom Haus der Nelsons entfernt.

Ich habe mir in einer Bar an einer belebten Kreuzung eine eiskalte Cola geholt und habe die Brieftasche auf das Verandageländer gelegt.

Matt und ich fahren sofort (7 Uhr) dorthin und suchen alles ab – Fehlanzeige.

Matt ruft die umliegenden Polizeistationen an, das sind drei, da hier Iowa, Illinois und Wisconsin aneinander grenzen – Fehlanzeige.

Wir recherchieren die Eigentümer – fahren gegen 10 Uhr nochmal an die Bar – öffnet normal erst um 14 Uhr – wir checken gemeinsam die komplette Bar und die Umgebung – Fehlanzeige.

Ich informiere die Freunde in Minneapolis und meine Familie- dort ist auch ein deutsches Konsulat

Es bleibt letztlich nur die Entscheidung zum Abbruch der Tour. Matt fährt mich den halben Weg zurück – Kate übernimmt mich in Decorah und wir sind um 19 Uhr in Minneapolis. 

Ich ärgere mich maximal über meinen Fehler – bin sauer auf mich, traurig über das abrupte Ende und bin gleichzeitig froh, dass mir so selbstlos geholfen wird. Danke an Matt und Lisa und natürlich an Kate.

Matt und Lisa

Ein erster Kontakt mit der deutschen Ehrenkonsulin ist ernüchternd und sehr bürokratisch. Ich erhalte einen Termin für kommenden Samstag !?

Werde morgen versuchen schneller an ein Ausreisedokument zu kommen, damit ich die Heimreise organisieren kann.

Fazit des Tages: Ziemliche Sch…… die ich mir da eingebrockt habe. Hatte mir ein anderes Ende für meinen MRT vorgestellt.

Eigentlich wollte ich die Fähre auf die Iowa-Seite nehmen, der früheste Termin ist 10 Uhr, das passte nicht so zu meiner Aufwachzeit.

Hatte gestern Abend noch eine Warmshowers-Übernachtung bei Lisa und Matt Nelson in East Dubuque klargemacht.

So blieb ich auf der Wisconsin-Seite, auf der etwas längeren Route und bin um 7:30 Uhr los.

Heute gab es alles, tolle Farmlandschaften, Gewerbegebiet, Dörfchen, Kirche und Highway – aber so gut wie keinen MR, dafür aber knapp 1000 Höhenmeter.

Nach meinem Snickers/Espresso-Start am Morgen ging mir nach zwei Stunden bergauf und bergab, ziemlich plötzlich der „Sprit“ aus. Ein 5 km Umweg nach Potosi und eine kleine Tankstelle retteten mich.

Es wurde wieder sehr heiß und auf den letzten 20 Kilometern mächtig Gegenwind.

Ich erreiche den vierten Staat auf meiner Tour.

Und wenig später – nach einem steilen Aufstieg (schiebend) erreichte ich das tolle Haus der Nelson‘s. Besser hätte ich es nicht treffen können. Lisa und Matt sind super Gastgeber.

Wusste heute morgen nicht so genau auf welcher Seite ich fahren sollte. Wisconsin oder Iowa ?

Klar war, dass ich nach Prairie Du Chien musste – gute 25 Meilen – auch einige kleinere Anstiege dabei. Ließ sich gut fahren – war die ersten beiden Stunden meist im Schatten.

Prairie Du Chien ist ein cooler Name – kommt wohl daher, daß der Fox-Häuptling, der sein Land an die Franzosen verschacherte, einen indianischen Ausdruck für Hund im Namen führte. Für mich war heute der Laundromat wichtig.

Ich blieb auf der Wisconsin-Seite – also East-Bank – und hatte mit zwei richtigen Bergen und vielen „Rolling Hills“ zu kämpfen – aber vor allem mit der Hitze, die zwischen 12 Uhr und 18 Uhr immer um die 40 Grad Celsius hatte und im Schatten um die 35 Grad.

Eine sehr schöne Farmlandschaft oberhalb des MR – leider bei der Hitze ohne jeglichen Schatten nur bedingt genußvoll

In Cassville angekommen gab es erstmal zwei Enttäuschungen beim Anfahren der Hotels/Motels. Eines zu, das andere „no vacancy“.

Im Eagles Roost hat es geklappt – zwar musste ich fast 2 1/2 h warten, da die Eigentümer auf Bootstour waren – ohne Telefon. Eine Familie aus Illinois, die eine Ferienwoche hier verbringt, versicherten mir, dass ein Zimmer frei ist.

Ende gut – alles gut – ein kleiner Pool und ein sehr schönes Zimmer mit Ausblick (gekühlt). Camping bei diesen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit schließe ich baw. erstmal aus. Da Beides weiter südlich eher noch Zunehmen wird gibt es aktuell einige Fragezeichen.

Ich muss sicher meine Strategie – was die Hitze angeht überdenken.

Sehr gut geschlafen – trotz Eisenbahn und Straße in unmittelbarer Nähe.

Die Wolken hängen tief und es ist eine ziemliche feuchte Angelegenheit. Um 6:30 Uhr bin ich auf der Straße.

Nach einer knappen Stunde ist der erste Tausender voll.

Es geht zügig nach La Crescent – der Apfelstadt Minnesotas. Leckeres Frühstück in Kaddy‘s Café. Die Sonne kämpft sich durch und ich packe das Zelt aus – in 15 Minuten ist alles trocken und wieder verstaut.

Muss sein – heute wird nicht gezeltet – habe kurz vor La Crescent ein Hotel für heute Abend – zur Feier des ersten Tausenders – klar gemacht.

In Richtung der Staatsgrenze von Iowa wechseln sich spektakuläre Flusslandschaften ab.

Gegen Mittag erreiche ich bei New Albin den Staat Iowa und lasse Minnesota endgültig hinter mir.

Es wird ziemlich heiß am Nachmittag und meine in Minneapolis gekaufte „Hitzeausrüstung“ besteht die erste Bewährungsprobe bestens.

Über die spektakuläre Brücke bei Lansing wechsele ich wieder auf die East Bank und bin erneut in Wisconsin – also Triple-State-Day heute.

Knapp 45 Minuten später bin ich in Ferryville im Grand View Motel angekommen.