Category: 2014 PATAGONIEN


Etappe 103 – Villa Tehuelches – Punta Arenas

104 km – 550 hm / Gesamt: 2013 km

Die Kälte blieb auch am Morgen hartnäckig und ich zog so ziemlich alle verfügbaren Teile übereinander an, was immer ein bisschen anstrengend im Zelt ist. Der Wind war heute morgen sehr friedvoll und stellte uns vor keine Probleme. Mittlerweile fahren wir meistens nach Südosten und ab Punta Arenas soll der Wind bis Ushuaia „nur noch unser Freund sein“. Das glaube ich erst wenn ich es erlebt habe.

Was mir schon seit Beginn der Tour auffällt sind die vielen Gedenkstätten für Unfälle entlang der Routen. manche sehr aufwändig und sehr gepflegt, oft mit ganz vielen Gegenständen, wie Essen und Trinken für den oder die Verunglückten. Exemplarisch heute mal ein Foto.

Nach frühem Start war ich gegen 12:30 Uhr in Punta Arenas, der Stadt an der Magellanstraße. Die Einfahrt bis ins Zentrum hat einige Zeit in Anspruch genommen und gemeinsam mit J.R. bin ich an dem Hospedaje angekommen, welches Bike Dreams für zwei Nächte in Mehrbettzimmern gebucht hat, für die Tour.

Das hatte ich mir ja schon gestern vorgenommen an beiden Tagen ein eigenes Zimmer, mit eigenem Bad und Toilette und vor allem Wärme zu haben. Alfred und ich sind ein bisschen durch die menschenleere Stadt geradelt und haben im Hostal Avenida eine nette Unterkunft gefunden, die unseren Vorstellungen entspricht.

Ein Taxi organisiert und unser Gepäck an den Trucks geholt und erstmal Auspacken und relaxen. Warum die Stadt so still ist hat sich schnell geklärt, es ist Feiertag in Chile, Inmaculada Concepción ! das dürfte wohl für Maria Empfängnis stehen !

 

Etappe 102 – Puerto Natales – Villa Tehuelches

149 km – 1520 hm / Gesamt: 1909 km

Für die gesamte Strecke heute habe ich ziemlich genauso lange gebraucht, wie gestern für die 50 km. Das veranschaulicht welche Rolle der Wind hier spielt.

Zwischen 40 km/h und 50 km/h waren heute mit dem Wind kein Problem auf den ersten 100 km. Später gab es eine Passage über eine Hochebene mit Seitenwind und kurzzeitig kräftig Regen. Das war mehr „Radsegeln“ als Radfahren und ziemlich kräftezehrend, allerdings lerne ich von Tag zu Tag mein Bike technisch besser zu beherrschen.

Gerne würde ich beschreiben wie der Wind hier heult, ich hätte nie gedacht, daß einem Windgeräusche Angst einflößen können ! Mein Zelt hält den Wind super aus und warm ist es im Schlafsack auch.

Die Landschaft war heute unspektakulär, wir fahren auf der Ruta 9 – gut asphaltiert – auf direktem Wege nach Punta Arenas. Dort kommen wir am Montag an, am Dienstag wird der letzte Ruhetag vor Ushuaia sein.

Heute sind wir nochmal im Bushcamp, diesmal am Rande einer großen Sammelstelle für Schafe, riecht zur Abwechslung mal anders als Pferd.

Es war sehr lustig mit dem gesamten Team eine um einen Tag verspätete Nikolausfeier zu haben. Jeder hatte ein Geschenk für einen ihm zugelosten Teilnehmer besorgt und ein kleines Gedicht dazu geschrieben.

Hier ein paar Schnappschüsse aus der Feier.

Der Mann mit der Mütze ist Jan aus Belgien und erhielt von Santa Claus eine Flasche Wein und ein Shirt vom 19. HVB-Citylauf aus Aschaffenburg.

Was die Bilder nicht hergeben, es war ein bitterkalter Abend und fast alle verkröchen sich zeitig in die Zelte. Wehe wenn du nachts raus musst, entweder du ziehst dich komplett an oder du frierst jämmerlich (letzteres hatte ich gleich zweimal in dieser Nacht).

„Morgen in Punta Arenas werde ich mir ein Hotelzimmer für zwei Nächte gönnen um alles mal wieder auszupacken und durchzuwärmen.

Meine Stimmung ist sehr gut, trotz der „Widrigkeiten“, ist ja alles freiwillig !

Ab Ushuaia erfolgt dann die „Rückkehr in die Komfortzone“.

 

Etappe 101 – Nationalpark Torres del Paine – Puerto Natales / Lunchtruck

50 km – 1600 hm / Gesamt: 1760 km

 

Das war der Tag der „Flying Bicycles“ und teilweise Horror pur.

Zur Vorgeschichte: Gestern nach einem opulenten Abendessen im Hotelrestaurant sind wir die 800 m zum Camp schon im Sturm gegangen. Zu meiner großen Freude hatte sich unmittelbar neben meinem Zelt eine chilenische Großfamilie einquartiert, welche ein opulentes Barbecue um 22 Uhr begonnen hat. Mindestens 10 Kinder die zwischen unseren Zelten Fußball gespielt haben und ein Geschnatter wie im Entenstall. Nachdem alles mal ein Ende findet, so war dann gegen 0:30 Uhr endlich Ruhe.

Kaum eingeschlafen gab es maximalen Regen und einen Sturm, wie ich ihn in meinem Zelt noch nicht erlebt habe. Die Zeltstangen haben sich gebogen, dass mir Angst und Bange wurde. Irgendwie hatte ich auch nicht besonders gut meinen Platz gecheckt, jedenfalls kam irgendwie der Regen zwischen meinen Zeltboden und meinen Unterboden. Gegen morgen wurde es nass und ungemütlich.

Im Aufwachen hatte ich mich eigentlich entschieden mit dem Lunchtruck bis zur Hälfte des Tages zu fahren und den zweiten Abschnitt zu fahren. Hätte ich mich mal nur daran gehalten !!!

Es war zunächst ein sonniger Morgen und so änderte ich meinen Plan und bin von Anfang an gefahren. Nach 10 km ging es im Nationalpark eine heftige Steigung hinauf, ich hatte gute Beine und war ziemlich weit vorne mit dabei.

Das Desaster begann als unser Kurs in Richtung Westen schwenkte und wir plötzlich einen Gegenwind hatten, der uns alle von den Rädern zwang. Gegen 100 km/h Wind hast du keine Chance, das Rad wird zum Spielball und plötzliche Böen degradieren dich zum Fußgänger und das alles noch auf übelster Naturpiste.

Die wunderschöne Landschaft hier im Torres del Paine war uns ziemlich egal, es ging eigentlich nur um Vorwärtskommen. Für 20 km habe ich ungefähr 2 1/2 Stunden gebraucht. Bei Kilometer 40 hatten wir mal für einige Passagen Rückenwind, das war ebenfalls sehr kritisch, weil du nie sicher warst wo der Wind dich hin bläst. Einen heftigen Umfaller musste ich akzeptieren, außer ein paar Kratzern ist nichts passiert.

Unser Lunchtruck kam uns entgegen um „verwehte Fahrer“ aufzusammeln, mit der Botschaft beim km 50 ist Mittagessen. Meine Entscheidung war klar, bis dahin fährst/schiebst du und dann ist Schluß für heute.

So war es auch, allerdings hatten sich 12 weitere Fahrer gleich entschieden, fünf waren garnicht erst gefahren ! Es gab zwei Probleme, soviele Leute und Räder haben auf einem Auto nicht Platz und zum anderen war unsere Route, für sechs Stunden – wegen Erdrutsch – für Autos gesperrt. Zwei Teilnehmer, die bisher ab Quito jeden Kilometer gefahren sind, haben heute ihren 100 Standard verloren. Jetzt sind es noch vier Fahrer, die im Bereich EFI fahren.

Nach endlosen Diskussionen haben wir eine Lösung gefunden und ich bin mit dem Lunchtruck um 19 Uhr in Puerto Natales eingetroffen. Ein Teil der Gruppe kam mit dem anderen Truck gegen 21 Uhr auf unserem Campingplatz an.

Jetzt sitze ich mit Alfred in einem Café hier in Puerto Natales und versuche den heutigen Stress und die grenzwertige Anstrengung zu verarbeiten.

Morgen stehen 140 km an, allerdings auf Asphalt und wahrscheinlich mit dem Wind, sicher bist du da allerdings nicht.

Die Landschaft ist weiterhin unglaublich, leider ist es fast immer kalt und windig. Für Bilder hatte ich heute wenig Sinn. Einige liefere ich die nächsten Tage nach.

Morgen in einer Woche hat die „Plackerei“ ein Ende in Ushuaia – am Ende der Welt und da wollte ich hin !!

 

Ruhetag

Was machen durchgeknallte Radfahrer am Ruhetag ? Sie fahren nicht Rad – korrekt. Aber sie gehen auf eine sechsstündige Bergtour im Nationalpark !

An dieser Tour möchte ich euch mit einigen Bildern gerne teilhaben lassen.

Am Ende war es ein ziemlicher langer „Hatsch“ und wir waren ziemlich beinmüde und froh den Campground erreicht zu haben.
Torres del Paine ist ein sehr beliebter Nationalpark in Chile und wird von Touristen aus aller Welt bereist, entsprechend hoch war auch die Frequenz auf der Tour.
Morgen geht es weiter nach Puerto Natales, langsam nähern wir uns tatsächlich dem „Ende der Welt“. Noch 8 Tagesetappen und einen Ruhetag in Punta Arenas dann sind wir in Ushuaia.
Mal sehen wie die nächsten Tage internettechnisch aussehen, spätestens aus Punta Arenas melde ich mich dann wieder.
¡Hasta pronto

Etappe 100 – Cerro Castillo / Chile – Nationalpark Torres del Paine

66 km – 569 hm / Gesamt: 1710 km

Auf guter Asphaltpiste geht es in einen sonnigen Morgen. Die Landschaft ändert sich permanent und nach einer Stunde tauchen erstmals die Torres del Paine auf.

Erinnert mich ein bisschen an die Drei Zinnen in Südtirol, wo ich im September noch einen Berglauf absolviert hatte. Das erschein mir ungeheuer lange her.

Der Verkehr nimmt zu, da der Nationalpark ein beliebtes Ausflugsziel für Leute aus aller Welt ist.

Fast eine halbe Stunde rolle ich durch Guanakoherden. Erinnert mich stark an die Rentiere vergangenes Jahr am Nordkapp.

Wir erreichen den Nationalpark und unsere Campsite am Füße der Las Torres ist großzügig und gut gelegen. Eine ordentliche heiße Dusche ist auch vorhanden, also alles in Ordnung.

Beim Zeltaufbau beginnt es leicht zu regnen, ohne in Dauerregen überzugehen.

Im nahegelegenen Hotel nutzen wir das Internet und freuen uns auf den morgigen Ruhetag. Die All-Time-Fahrer haben heute ihre 100. Etappe absolviert – unglaublich für mich, der ich jetzt drei Wochen mit den Jungs und Mädels unterwegs bin.

Morgen steht eine ca. 5 – stündige Wanderung hinauf zum Fusse der Las Torres an.