Category: 2014 PATAGONIEN


Etappe 99 – Bushcamp – Cerro Castillo / Chile

91 km – 540 hm / Gesamt: 1642 km

Eine Nacht im Bushcamp hat schon ihren Reiz. Maximale Stille – einfach Natur pur !!

Die Nachteile liegen auf der Hand – keine Waschmöglichkeiten, geschweige denn Toilette. Mit ein bisschen Kreativität geht das problemlos einige Tage.

Zeitiger Aufbruch und fast Windstille bringen uns auf den Kurs, nach 35 km erreichen wir wieder eine Asphaltpiste in Richtung Chile.

Der Wind nimmt zu und eine unangenehme Kälte kriecht durch die gesamte Kleidung. Nach 50 km gibt leider die Batterie meines Fotoapparates auf. Dafür wird es hoffentlich im Camp eine Lösung geben.

Die Landschaft ist einfach nicht zu beschreiben, unendlich weit, endlose Blicke, kuriose Wolkenformationen und ein gigantisches Licht.

Ein kurzes Mittagessen, Walter hat Bratäpfel gezaubert, und gegen 13 Uhr reise ich wieder mal aus Argentinien aus um sechs Kilometer weiter in Chile einzureisen.

An der sehr rustikalen argentinischen Grenzstation treffen wir auf eine deutsche Reisegruppe, die sich garnicht mehr einkriegen, als sie unsere Reiseroute nachvollziehen.

Gegen extremen Wind kämpfen wir uns zu den Chilenen. Immer wieder füllen wir Formulare aus. Ich schreibe wie meist eine Phantasienummer bei der Rubrik Pass-Nummer aufs Formular, das hat bisher noch niemand bemerkt. Das war schon 2011 bei meiner Backpacking-Tour mit Julian ein lustiges Spiel.

Die Campingsite ist „very basic“ – alles ist voller Pferdesch…..! Aber irgendwie findest du deinen Platz. Eine Dusche und eine Toilette für rund 35 Personen. Im Vergleich zum Busch gestern – 100 % Steigerung !!.

In Cerro Castillo gibt es zwei „Cafés“, leider mit sehr schwankendem Internet.

Der Nachmittag und frühe Abend geht mit diversen Gesprächen und einigen „Austral-Bieren“ zu Ende.

Um 21:30 Uhr sind ziemlich alle in den Zelten. Morgen stehen 65 km in den Nationalpark Torres del Paine an, wie immer ungewiss, was den Wind betrifft.

Freitag ist Ruhetag. Wir werden eine längere Wanderung im Nationalpark hinauf zu den Türmen machen.

Vielen Dank für die vielen lieben Grüße aus der Heimat und den diversen „Mutmachern“. Meine Wackelphase der vergangenen Wochen ist beendet. Wir haben jetzt noch 9 Radetappen bis Ushuaia und ich werde dort mit der Gruppe ankommen.

 

Etappe 98 El Calafate – Bushcamp

128 km – 1135 hm / Gesamt: 1551 km

Der gestrige Ruhetag und der Ausflug zum Gletscher haben uns auf die rund 1000 km bis zum Ziel nach Ushuaia bestens vorbereitet. Heute morgen gutes Radwetter, man sah kaum lange Hosen im Feld.

Die ersten 32 km ging es auf der gleichen Strecke zurück, auf der wir uns am Sonntag gegen den Sturm gestemmt hatten. Heute haben wir dafür gerade mal eine Stunde gebraucht.

Nach rund 50 km galt es einen ca 10 km langen Aufstieg mit etwa 800 Höhenmetern zu bewältigen, das fiel mir leicht. Ich hatte lockere Beine und saß entspannt auf dem Rad.

Auf der Hochebene angekommen war der Blick zurück frei auf den Lago Argentino. Sehr beeindruckend !

Hier oben blies der Wind mächtig, war aber zumeist eher hilfreich. Wenn er stramm von der Seite kommt kostet es auch Kraft das Rad entsprechend zuhalten.

Nach meiner sehr kurzen Mittagspause bin ich zusammen mit Jan aus Belgien weitergefahren. Die letzten 30 km waren wieder anspruchsvolle Naturpiste, da merke ich einen deutlichen technischen Fortschritt auf dem Rad.

Unser Camp ist ein echtes Bushcamp in einem etwas windgeschützten Flußtal. Weit und breit ist nichts als Natur.

Ich freue mich auf den wahnsinnigen Sternenhimmel heute Nacht bei keinem Fremdlicht.

Unseren letzten Regen hatten wir vor zwei Wochen, als ich fast abgesoffen bin. Die Tendenz sieht gut aus weiter im Trockenen zu fahren.

Morgen geht es wieder über die chilenische Grenze nach Cerro Castillo.

 

El Calafate – Ruhetag

El Calafate ist die Hauptstadt des Departemento Lago Argentino und Zentrum des Tourismus für den Nationalpark Las Glaciares mit dem bekannten Gletscher Perito Moreno am Fuß der Anden. Es ist eine rasch wachsende Kleinstadt im Südwesten Argentiniens in der Provinz Santa Cruz am Ufer des Lago Argentino.

Gegen 13 Uhr fahren wir zu viert mit einem Mietauto auf einen halbtägigen Ausflug an eben diesen Gletscher. Wir haben – wie schon die letzten Tage – einen klaren sonnigen Tag mit dem entsprechenden Wind, der uns aber heute nicht wirklich interessiert.

Ich denke die Bilder sprechen für sich. Eine gewaltige Naturlandschaft hat sich uns gezeigt. Spektakuläre Abbrüche von hausgroßen Teilen sind durchaus an der Tagesordnung. Zwei haben wir hautnah erleben können, leider war ich mit dem Foto nicht schnell genug. Alleine das Geräusch der einstürzenden Eismassen ist fantastisch, geschweige denn die Farben.

 

Einen tollen Nachmittag mit den Jungs im Nationalpark Los Glaciares werden wir heute Abend noch mit einem leckeren Abendessen krönen. Die Nacht im Hotelbett genießen, alles wieder funktional einpacken und morgen früh um 9:00 Uhr geht es zurück auf die Straße.

 

Etappe 97 La Leona – El Calafate

107 km – 895 hm / Gesamt: 1423 km

Die Nacht im Hotelzimmer hat sehr gut getan. Abends saßen wir in dem kleinen Café von La Leona zusammen. Ich habe mit den beiden Belgiern, Jan und Reindert, die mit mir in Bariloche eingestiegen sind, eine Flasche Malbec getrunken und bin zeitig zu Bett.

Am Morgen – wieder strahlendes Licht – haben wir Ben verabschiedet, er fliegt von El Calafate zurück nach Melbourne. Sein Freund Tim, beide kamen ebenfalls mit mir nach Bariloche, bleibt noch den Ruhetag morgen mit uns und fliegt am Dienstag nach Hause.

Es war der zweite Tag auf der Tour an welchem ich mit nackten Beinen gestartet bin. Mit sehr guter Windunterstützung sind wir die ersten 75 km in einer größeren Gruppe über die wellige Strecke geflogen.

Lunch gab es an einem Zufluß zum Lago Argentino und nach weiteren 7 km drehte unser Kurs nach El Calafate in direkter Richtung West.

Ich habe mich dieser Aufgabe zusammen mit Marius, einem Kieferorthopäden aus Holland, gestellt und gemeinsam haben wir fast 3 Stunden an der Schmerzgrenze gegen den patagonischen Sturm gekämpft.

Mich hat der Wind mindestens fünfmal von der Straße geweht, gleichzeitig hat der Verkehr stark zugenommen, da Calafate ein beliebtes Touristenziel ist. Eine anstrengende Geschichte mit dem guten Gefühl am Ende, angekommen zu sein.

Alfred und Juerg waren um etliches früher am Zielort und hatten bereits „Quartier gemacht“, der Campingplatz für das Bike Dreams-Team ist zwar sehr schön, ein Hotelbett hat aber für den Ruhetag eindeutige Präferenz.

Mal alles Auspacken, neu ordnen, die Schmutzwäsche in eine Lavanderia geben etc. das sind die kleinen Dinge des Alltags die auf einer solchen Tour wichtig werden.

In einem sonntäglich quirligen Café habe ich einen exzellenten Kaffee getrunken, der morgendliche lösliche Kaffee im Camp befriedigt meinen Kaffeebedarf nur bedingt.

Persönliche Geburtstagsgrüße via FaceTime an meinen Sohn Julian in Victoria, E-Mail-Check, Blog aktualisieren, diverse andere Heimatkontakte, all dies war nach neun Tagen „Outback“ einfach notwendig und angenehm.

In einem exzellenten Parillarestaurant habe ich mit Max und Juerg zu Abend gegessen. Das Menü ist einfach zu beschreiben: ein Riesensteak und köstlicher argentinischer Rotwein dazu.

Anschließend in einem richtigen Bett im Hotel Upsala, dem Ruhetag entgegen schlummern. Einfach nur gut.

 

Etappe 96 Tres Lagos – La Leona
58 km – 310 hm / Gesamt: 1316 km

 

Sehr kalte Nacht, die in einen strahlenden Morgen überging, das Licht ist nicht beschreibbar.

Frühstück im Freien und Abfahrt um 8 Uhr. Wenn 58 km auf dem Papier stehen mit überschaubaren Höhenmetern und auf einer echten Straße, so erscheint das erstmal als „Kaffeefahrt“. Entscheidend ist hier im tiefen Süden des Kontinents die Fahrtrichtung.

Da der Wind fast immer heftig weht und bisher nur aus Westen, bedeutete dies für heute ausschließlich kräftigen Gegenwind oder wie es hier in der Fahrersprache heißt – „Headwind“.

Nach ca. 13 km Gewürge allein gegen den Wind habe ich mich dem „holländischen Zug“ angeschlossen und eine Menge über Radfahren in der Gruppe gelernt.

Gemeinsam haben Letty, Brigit, Hanni, Marius und ich gegen die Natur gekämpft und einen interessanten Radtag erlebt. Immerhin konnten wir als „Peloton“ einen 16 km/h Schnitt gegen den patagonischen Wind aufrechterhalten.

Die Holländer haben logischerweise vom Wind ein bisschen mehr Ahnung als ich auf dem Rad und so war ich der Gruppe sehr dankbar, dass sie mich integriert haben und meine „kleinen Anfangsunsicherheiten“ großzügig akzeptiert haben.

Traumhaft schön tauchte ca. 1 Stunde vor dem Tagesziel der Lago Viedma vor uns auf mit dem gleichnamigen Gletscher im Hintergrund.

In La Leona angekommen habe ich mir heute den „Luxus“ eines eigenen Zimmers geleistet. Mein Verlangen nach einer windfreien Nacht und etwas mehr Ordnung und Privacy als im Zelt war übermächtig.

Morgen am Sonntag geht es nach El Calafate dem Ausgangsort für Touren zum Perito Moreno Gletscher. Gute 100 km stehen an, davon wohl die letzten 40 km wieder gegen den zu erwartenden Wind.

Montag ist Ruhetag, den wir für einen halbtägigen Ausflug zum Gletscher nutzen wollen. Diese beiden Tage werde ich auch im Hotel schlafen und hoffe meine Berichte der letzten Tage online stellen zu können.

In El Calafate beginnen dann für die Dauerfahrer die rund letzten 1000 km, für mich quasi die zweite Hälfte der Tour.

Meine unter der Woche hier ausgeführten Gedanken sind ad acta. Mein Ziel heißt – wie geplant – in Ushuaia mit der Gruppe ankommen.