Category: 2013 NORDKAPP


128 km / 1008 hm / 8:28 h – Gesamt 1971 km / 10913 hm / 120 h

Fronleichnam gibt es in Schweden nicht. Anscheinend wurden irgendwann mal die meisten Feiertage eingesammelt und dafür gibt es am 6. Juni den Nationalfeiertag, das hat mir ein Typ erzählt !?

Die Nacht auf dem Gelände des Bauernhofes war Klasse, ich habe zum ersten Mal komplett mitgekriegt, dass es eigentlich nicht wirklich dunkel wird. Faszinierende Farbspiele und Eindrücke.

Heute morgen bin ich dann in einen Hochsommertag gestartet. Die E 4 hat einiges meiner Konzentration abverlangt, allerdings waren es dann 55 km hierher nach Sundsvall, die verschiedenen Radrouten hätten gerne das doppelte benötigt.

Sundsvall gefällt mir sehr gut. Ganz viel sommerliches Leben in der Stadt. Ich genehmige mir eine ausgiebige Pause und dann führt mich der Weg weiter nach Norden.

Das muntere Provinzen sammeln ging auch weiter. Jetzt bin ich in Västernorrland angekommen.

Beim Ausfahren aus Sundsvall ist mir dann irgendwie mein Motto begegnet.

Der Weg hierher nach Härnösand war sehr anstrengend. Es gab keine Alternative zur E 4, außer anstelle der 128 km ungefähr 180 km zu fahren. Nachdem die Topographie hier im Rückraum der Küste sehr wellig ist, habe ich dann die Gefahren der E 4 auf mich genommen. Ich vermute die werde ich noch einige Tage immer wieder mal unter den Rädern haben.

Morgen sind es maximal 50 km bis zu meiner 2000er Pause. Mein Freund Klaus Hofmann, der seit einigen Jahren sehr viel hier in Schweden zu tun hat, hat mir hier in der Nähe ein Quartier besorgt, da freue ich mich morgen drauf. Ich werde am Samstag nicht fahren ggf. auch am Sonntag noch ein bisschen Faulenzen, bevor ich mich dann in den wirklichen Norden begebe.

Ein aktueller Blick gegen 22 Uhr aus meinem Zelt über den Sund.

Und jetzt nochmal ein bisschen später.

Und so im Verlaufe der Nacht.

 

119 km / 896 hm / 7:36 h – Gesamt 1843 km / 9905 hm / 111:32

Ein vollkommen trockenes Zelt einzupacken zeugt von sehr guten Wetterbedingungen. Tatsächlich strahlt die Sonne vom Himmel, bei herrlich frischer Luft. Und das Beste ist, im Moment sieht es nach dauerhaft schönem Wetter aus.

Mit Martin, dem Platzbesitzer, super gut gefrühstückt. Kurz noch mit einem rumänischen Radler gesprochen, der am 6. April in Bukarest gestartet ist und das gleiche Ziel hat wie ich. Es gibt also noch mehr so „Radnomaden“ wie mich. Allerdings hatte der Kollege gerade ein echtes Tief. Das kommt vor bei so langen Dingern, da muss man irgendwie durch.

Jetzt nach rund 50 km Berg- und Talfahrt im Hinterland der Küste immer parallel zur E 4 muss ich mal eine Pause machen. Runde 30 km weiter komme ich in Hudiksvall an. Eine kleine Hafenstadt, die mich aber nicht besonders in ihren Bann schlägt. Ich genehmige mir zwei exzellente Capuccini bevor ich mich auf den Weg in einen langen Abend mache.

Ich werde heute mit „offenem Ende“ fahren und mal sehen was sich so ab 20 Uhr / 21 Uhr zum Übernachten anbietet. Gegen 19 Uhr bot sich die Möglichkeit an einem herrlichen See im Umfeld zweier Wohnmobile aus der Schweiz mein Zelt wieder aufzustellen, zum einen war es mir etwas zu früh, zum anderen hatte ich das Gefühl so sehr erfreut waren die nicht über mein Ansinnen.

Also weiter gen Norden. Irgendwann stürzte ich mich auf die E 4, das ist die Hauptroute nach oben, die aus meiner Sicht, zumindest in dem Bereich hier, sehr gut zu befahren ist (mit relativ breitem Seitenstreifen). Da erinnere ich mich mit Grausen an Teilstücke in Spanien bzw. in Lettland im vergangen Sommer, wo die Feindberührung (sprich LKWs) deutlich intensiver war.

Plötzlich war es dann soweit, es gibt immer den Moment, wo sich das Thema Übernachtung entscheidet, Diesmal wurde es ein Bauernhof etwa 1,5 km abseits der E 4, wo ich eine ziemlich neue Hütte gegen 21 Uhr bezogen habe.

Jetzt sitze ich auf der Veranda, kämpfe erstmals auf der Tour ein wenig mit den Moskitos, und mache meine Hausaufgaben.

Das einzige was mir heute fehlt ist ein Bier, habe ich verpeilt unterwegs einzukaufen und der Bauer hat mir deutlich erklärt, dass er keines hat, Himbeerbrause hatte er, auch gut. Gerne hätte ich so ein gutes tschechisches Bier, wie gestern in Ljusne beim Plausch mit Martin.

Was das Thema Licht angeht, also dunkel (kann man eigentlich so nicht sagen) wird es gegen 23:30 und hell ist es so um 2:30 wieder.

 

122 km / 504 hm / 7:27 h – Gesamt 1724 km / 9009 hm / 103:56

Nach guten zwei Stunden habe ich hinter Gävle die Ostsee erreicht. Heute ist ein Tag mit sehr blauem Himmel, dem gewohnt kalten Wind aus Norden, aber gut zu fahren.

Ab hier in Bonän geht es wieder nach Norden. Sollte sich der irrige Glaube bei einigen halten, dass man an dieser Küste quasi flach „an der Strandpromenade entlang rollt“, dann ist das ein ziemlicher Irrtum.

Vor lauter Freude an der Küste zu sein, habe ich mich gleich mal kräftig verfahren und bin lockere 20 km im „Wald herumgeirrt“. Was hier wieder anzutreffen ist, wie schon m vergangenen Jahr in Estland, ist dieser wunderbare Geruch nach sonnenwarmem Kiefernwald. Einfach ein Genuß.

Nach 100 Tageskilometern gönne ich mir gerade ein leckeres Essen in einem herrlich gelegenen Restaurant in Axmar Brygga.

Zwanzig Kilometer weiter findet der Einkehrschwung statt, in Ljusne auf einem schön ruhig gelegenen Campingplatz finde ich neben einem deutschen Pärchen, die mit dem Auto auf dem Weg zum Nordkapp sind, einen schönen Platz für mein Zelt. Der Platzbesitzer ist Schweizer und wir plaudern lange und ausgiebig über „Gott und die Welt“ und das Leben in Schweden.

 

109 km / 635 hm / 6:40 h – Gesamt 1602 km / 8505 hm / 96:29

Die erste Nacht im Zelt war tatsächlich dann zu einer Regennacht geworden. Geschlafen habe ich einigermaßen, allerdings fangen die Vögel bereits um 2:45 Uhr zu pfeifen an. Irgendein mittelgroßes Exemplar saß wohl auch direkt bei meinem Zelt.

Im Moment sitze ich in Falun in einem Café und frühstücke ausgiebig. Das Wetter ist wieder ziemlich trüb und kalt. Mein Hauptproblem ist jetzt eine Möglichkeit meine nasse Zeltausrüstung irgendwo zum Trocknen aufzubauen, dazu müsste die Sonne sich vielleicht für eine Stunde blicken lassen.

Genau das ist mir jetzt in Svärdsjö geglückt, alles wieder trocken und sauber. Bei der Gelegenheit hat das Fahrrad auch ein bisschen Pflege abgekriegt, schadet sicher nicht.

Wie so oft auf meinen Touren ändere ich unterwegs gerne meinen Weg. Der Sverigeleden hat jetzt mal für rund 300 km Pause. Ich fahre aktuell nach Osten um bei Gävle dann den Bottnischen Meerbusen zu erreichen und an der Küste entlang nah Norden zu Rollen.

Mit Erreichen der Provinz Gävleborg änderte sich die Landschaft mehr und mehr von Wald zu Feld. In Sandviken nehme ich mir heute Quartier im Vandrarhem, das ist zwar eine alte Burg, aber nachdem die Nacht nicht regenfrei bleiben wird gibt das Sinn. Bis Gävle an die Ostsee sind es es noch rund 30 km. Morgen geht es auf Route „Cykelspåret längs ostkusten“ wieder nach Norden.

 

118 km / 1034 hm / 7:32 h – Gesamt 1493 km / 7869 hm / 89:49

Heute ist Muttertag in Schweden, da ist jede Menge los. Ich frühstücke zusammen mit meinen Gastgebern und erfahre ganz viel über schwedische Gepflogenheiten.

Aus Kopparberg hinaus geht es erstmal eine Stunde hinauf in eines der größten Naturreservate des Landes. Hier beäugt mich auch mein zweiter Elch auf der Tour. Mal sehen, ob der Schnappschuss gelungen ist.

Nach gut zwei Stunden treffe ich hier in Kloten wieder auf den Sverigeleden, den ich gestern verlassen hatte.

Ich kann heute tatsächlich in kurzer Radkleidung fahren. Einzig der starke Wind aus Norden ist hie und da lästig. Eigentlich könnte ich an fast jeder Ecke stehen bleiben, so beeindruckend ist die Landschaft.

Mittlerweile bin ich in der Provinz Dalarna angekommen.
Nach einer Mittagspause in einem „Michel aus Lönneberga – Garten“ bin ich weiter viele Berge hinauf und hinab und an endlosen Seen vorbei gefahren bis ich in ziemlich rasanter Abfahrt plötzlich wieder im Tal war.
Raus aus den Reservaten und in die Vorstädte von Borlänge, das ist die Stadt aus der Mando Diao kommen und die einmal im Jahr der Mittelpunkt der schwedischen Rockmusik ist.
Gegen 20 Uhr entscheide ich mich nicht mehr bis Falun zu fahren, sondern stelle mein Zelt in Torsang an einem kleinen See auf. Mitten im Aufbau beginnt es kräftig zu regnen und ich muss ein wenig wursteln, um alles organisiert zu kriegen.
Es fühlt sich nach diesem herrlichen Tag an, als ob mir eine Regennacht im Zelt blüht. So sah es dann gegen 23:00 Uhr aus
Ein kleiner technischer Hinweis, das Uploaden der Bilder ist ziemlich aufwändig, bezogen auf meine Telia- Karte, so dass diese bereits leer ist. Text funktioniert baw., Bilder lade ich dann jeweils hoch wenn ich W-Lan zur Verfügung habe.
Noch ein Schmankerl zum Schluß: Was heißt „Vattensyddsómrade“ auf Deutsch !?