Sonnenuntergang war um 18:30 Uhr, hier wird es sehr schnell dunkel. Also 19:00 im Zelt – Sonnenaufgang 7:15 Uhr.

Eine sehr lange Nacht – konnte mich anfangs gar nicht sattsehen an dem Sternenhimmel. Lediglich vor 30 Jahren beim Aufstieg auf den Kilimandscharo habe ich einen solchen Himmel gesehen.

Durch die Nähe zur Interstate, der Eisenbahnlinie und der Tankstelle war es eine laute Nacht.

Ich habe erstmals auf meinem Helinox Lite Cot (Geschenk von Matt & Liesa) eine ganze Nacht verbracht – man liegt wirklich sehr gut und bequem.

Geschlafen habe ich aus den genannten Gründen mit vielen Unterbrechungen nur bedingt gut. Die Temperatur war ok.

Beschäftigt haben mich sehr intensiv, die 120 km von Tacna alternativlos nach Gila Bend, zum allergrößten Teil auf der Interstate 8 mit kaum Service.

Eine Horrorvision die mich wirklich gequält hat. Ich überlegte mir einen Plan: Die Tankstelle öffnet um 7:00 Uhr, bis dahin Zelt abgebaut und alles eingepackt, Kaffee und Donut an der Tankstelle und bis maximal 9:00 Uhr spreche ich Autofahrer die nach Osten fahren auf einen Shuttle an, sehr viele Autos können ein Rad + Gepäck locker aufnehmen. Falls es nicht klappt – mache ich mich um 9:00 Uhr auf den Weg.

Gesagt getan, die ersten beiden Ansprachen wurden interessiert entgegengenommen, scheiterten jeweils an der Fahrtrichtung. Mein Ziel ist: Eastbound.

Die nächste Ansprache war Mayra – ein junge Mutter mit drei Kindern in einem sehr großen Auto, auf dem Weg nach Osten zu einem Fußballturnier ihres Sohnes.

Kurz hat sie gezögert, hat ihre Tankrechnung bezahlt und dann den Kofferraum geöffnet – come on.

Ruck zuck war der Blaue Elephant mit allem Gepäck verladen und los ging es nach Gila Bend – der Morgensonne entgegen.

Was mich 1 1/2 Tage stressiges Geradeausfahren auf der „Autobahn“ gekostet hätte – war nach nicht mal 1 1/2 Stunden bequem erledigt.

Vielen Dank Mayra für deine großartige Hilfsbereitschaft, wir haben uns sehr intensiv ausgetauscht und voneinander gelernt. Du warst mein „Engel des Tages“.

Hoffentlich konnte Henry ein gutes Turnier spielen.

In Gila Bend also 120 km weiter östlich, musste ich mich erstmal neu sortieren. In einem netten, kleinen Park habe ich meine Espressokanne ausgepackt und eine Kleinigkeit gegessen.

Neues Tagesziel Maricopa – auf der ST 238 – 35 km mäßig bergauf und 35 km mäßig bergab, ein wenig Headwind, immer an der Bahn lang.

Die Landschaft ist schon beeindruckend – diese typischen Berge Arizonas, wie man sie aus den Western kennt. Zum ersten Mal sind auch die großen Kakteen —> Saguaro aufgetaucht.

Die meiste Zeit ging gut zu fahren – die letzten 10 Meilen gab es nur eine minimale Schulter und heftigen Verkehr – volle Konzentration war erforderlich – hat gut geklappt – kurz nach 16:00 war ich im Hotel.

Heute Nacht ging es mir nicht gut – nachdem gestrigen „Gegurke“ auf der Interstate und dem Stress rundrum, habe ich mir immer wieder die Sinnfrage gestellt.

Mein Gedankenkarussell habe ich mit Angela Merkels Biographie als Hörbuch in den Griff bekommen und bin endlich eingeschlafen.

Heute Morgen „Slow-Start“ – gute Energie – bin lecker Frühstücken gegangen und wieder Richtung Osten.

Sehr motiviert hat mich eine Sprachnachricht meiner Enkeltochter.

Die Route führte mich um die „Fortuna Foothills“ herum, dabei hatte ich eine Stunde heftigen Gegenwind – den Rest des Tages war der Wind mein Freund.

Habe ich mal kurz verfahren (5 km) bis ich auf der richtigen Seite des Wellton-Mohawk-Kanals war. Gute 10 Meilen auf einer asphaltierten mit viel Sand bedeckten Piste und Rückenwind, das macht Spaß.

Parallel zur Interstate habe ich Kilometer gefressen – in Wellton gabs noch ein Motel, das war zu früh.

Hatte noch die Hoffnung auf einen Platz in einem RV-Park unweit von Tacna. Keine Chance mit Zelt.

Also das erste Desert-Bushcamp – bin gespannt auf die Nacht und die Temperatur.

Zelt steht – Luftlinie 500m zum RV-Park, wo sie mich nicht wollten. 18:30 Mountain-Time geht hier die Sonne unter.

Gut ausgeschlafen bin ich früh unterwegs – herrlich sonnig, wie alle Tage, aber ziemlich frisch.

Frühstücke in der Kantine des Gesundheitsamtes – war in Google eine Empfehlung – exzellenter Breakfast-Burrito und Smoothie – guter Tipp.

Es geht locker geradeaus nach Osten – statte mich mit ausreichend Wasser aus, da auf den rund 100 km nichts kommt.

Anfangs geht es durch die riesigen Gemüsefelder – ein Schwerpunkt sind Karotten.

Später wird es sandig mit niedrigem Bewuchs – ohne Baum und größeren Strauch. Der Highway neben der Interstate hat hervorragenden Asphalt und kaum Verkehr.

Als die Dünenlandschaft in Sicht kommt ändert sich das Bild, der Hway verschwindet quasi und Komoot routet mich in die Pampa.

Direkt am Zaun in tiefem Sand hole ich mir Rat bei den Jungs der Border -Patrol. Die sind sehr bestimmt aber nicht unfreundlich und schicken mich auf die Interstate.

Der Randstreifen ist breit und gut zu fahren – allerdings hochkonzentriert auf den mächtigen Luftzug den die riesigen Trucks hinter sich herziehen, das reißt schon mal am Lenker.

Im Auge hatte ich nach rund 70 km den Buttercup Campground – das ist leider nur ein sehr großer Parkplatz für RV‘s und Motorsportenthusiasten, die mit ihren ATV‘s in den riesigen Dünen herumbrettern.

Da bleibe ich nicht – telefoniere zwei RV-Plätze in Yuma ab – keiner hat tent-camping im Angebot. Ziemlich frustiert buche ich wieder ein AirBnB in Yuma.

Es sind nochmal gute 30km mehr oder weniger auf der Interstate – in einer Chevron-Tankstelle – der ersten seit El Centro – rettet mich ein eiskaltes Cola.

Ich fahre über die Stateline nach Arizona, damit bin ich in einer neuen Zeitzone angekommen, die Uhr springt eine Stunde vor.

Sehr anstrengend heute und sehr nervig die Fahrerei in der zweiten Hälfte, da kämpfe ich schon mit der Sinnfrage – Spaß hat das nicht mehr gemacht.

Ich war froh heute Morgen mein Bleibe zu verlassen. Herrlicher Morgen – strahlend blau und glasklar – auch noch frisch gegen acht Uhr.

Im Red Feather Café – gleich um‘s Eck ordentlich gefrühstückt. Der Mann am Counter (etwa mein Alter) präsentierte mir stolz einige Worte Deutsch – ich habe seinen Wortschatz noch um zwei, drei neue Wörter erweitert.

Die Southern Tier Route der ACA (Adventure Cycling Association) geht auf der SR 98 von Ocotillo über Calexico ( Grenz-Doppelstadt mit Mexicali) nach El Centro.

Ein Typ gestern in Jacumba hat mir davon abgeraten und ein Route weiter nördlich der Interstate empfohlen.

Ich bin dieser Empfehlung nicht gefolgt und wurde belohnt – kaum Verkehr – guter Belag und breiter Randstreifen.

Jetzt im Flachen da rollt der Blaue Elephant – kurz nach Mittag war ich in El Centro.

Ganz nebenbei – El Centro ist der Geburtsort von Cher.

Ein vielleicht etwas schräger Vergleich: die unzähligen Border-Patrol Autos hier an der mexikanischen Grenze, haben mich an meine Oder-Tour im vergangenen Mai erinnert, da stand auch an jeder Brücke nach Polen die Bundespolizei.

Was auch sehr interessant ist, nach ca. 40 km hatte ich die Yuha-Wüste passiert und plötzlich gab es einen Wechsel zur Agrarlandschaft. Mein GPS zeigte dabei eine Lage unterhalb des Meeresspiegels an.

Steuere einen RV Park an, der auf der Webseite auch Zeltstellplätze anbietet. Komme genau in die Mittagszeit – warte 30 min auf den Officer.

Er zeigt mir ein Stückchen Wiese in der prallen Sonne – da laufen fünf Sprenger und alles ist klatschnass.

Meine nachhaltige Bitte mein Zelt auf dem Playground aufstellen zu dürfen wird hartnäckig abgelehnt – da würden die Kinder spielen – es sind aber weit und breit keine zu sehen.

Ich schaffe es nicht den Typ zu gewinnen. Die Alternative ist ein kurzfristig gebuchtes AirBnB ca. 20 min weg – sehr gepflegt und großzügig.

Ist auch ein bisschen Kompensation für gestern – hätte allerdings gerne heute gezeltet. Nutze die Gelegenheit meine Wäsche zu machen.

Gehe jetzt mal um den Block – bei Burgers & Beer steppt der Bär.

Gestern Abend bei Frosty Burger gegessen – heute Morgen beim Losfahren auf 1100 Meter auch Frosty.

Ging dann gleich mal kräftig hoch und das wurde belohnt mit einer schönen Abfahrt.

Leider war klar ich muss wieder hoch. Gekämpft und irgendwann oben.

Die Tecate Divide auf knapp 1300 Meter war auch Signal – die Berge Kaliforniens sind durch.

Kurze Zeit später der erste Blick nach México. Schon ziemlich heftig, wenn der Grenzzaun auftaucht.

Hinter Jacumba musste ich mich nochmal quälen – zumal ein ziemlich heftiger „Headwind“ mir einiges abverlangte.

Diese Monstertage liegen jetzt hinter mir.

Final oben angekommen ging es in rasender Fahrt 800 Höhenmeter abwärts – auf der Autobahn in karger Gebirgslandschaft.

Der Standstreifen ist megabreit – mehr als doppelt wie ein Fahrradweg bei uns – der Verkehr mittel – aber fast alle Trucks sind beim Vorbeifahren auf die linke Spur gewechselt – sehr fair.

Unten wurde es ziemlich warm und ich bin nach Ocotillo reingefahren – ein ziemlich armseliger Wüstenort mit rd. 300 Einwohnern. Schöne Bergkulisse rundherum.

Eine kleine Bar gibt es – gut für eine Pizza und Bier

Aus den Bergen heraus bin ich in der Wüste angekommen – das erfordert in den nächsten Tagen weniger Power beim Fahren – da flach, aber volle Konzentration auf genügend Flüssigkeit und Nahrung.

Meine Unterkunft würde ich auf die letzten 15 Jahre Fahrradtouren unter die „miesesten Top 5“ einsortieren – alternativlos.