Category: ARCHIV RADTOUREN


65 km / 334 hm / 3:40 h – Gesamt 2695 km / 15655 hm / 164:49 h

Heute ist bekanntermaßen mein Geburtstag. Vor drei Jahren auf dem ersten Teilstück von Gibraltar nach Goldbach habe ich ihn in Pamplona mit einer Flasche Wein gefeiert, im legendären Café Irun.

Vergangenes Jahr habe ich den „großen Runden“ mit vielen von Euch in Schloß Weiler gefeiert

Ein Jahr später kann ich nun unmittelbar am Polarkreis in Jokkmokk (am Ende der Welt, aber Natur pur) feiern. Zunächst bin ich ziemlich dankbar, dass es mir zum einen gesundheitlich und konditionell möglich ist, eine solche Tour zu absolvieren, zum anderen, dass ich mit Marion eine Frau habe, die mir diesen Freiraum großzügig gewährt.

Heute morgen bin ich um 5:30 Uhr aus der „Geisterstadt“, die nur im Winter lebt, geflüchtet. Die Wolken hingen tief und Regen lag in der Luft. Die Straße in Richtung Jokkmokk ist vor wenigen Jahren generalüberholt worden und hat einen wirklich fahrradfreundlichen Asphalt, mit anderen Worten, es lief richtig gut und ziemlich bald war ich am Polarkreis angekommen. Da musste ich schon mal schlucken, vor knapp vier Wochen aus Goldbach hinausgeradelt und heute am Polarkreis !!!

Exakt hier klingelte auch mein Telefon einige Male und ich konnte, zu meiner Freude, die ersten Glückwünsche entgegennehmen. Mittlerweile prasselt es richtig, via SMS, E-Mail oder Facebook. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an alle für alle guten Wünsche.

In Jokkmokk habe ich dann erstmal einen ordentlichen Kaffee getrunken und eine Ortsrunde gedreht (sehr übersichtlich bei 2000 Ew.) und dann das Hotel Jokkmokk angesteuert.

Jetzt nach einigen Saunagängen und einer kompletten „großen Wäsche meiner Ausrüstung“, werde ich ein Nickerchen machen (es regnet immer noch) und später etwas für morgen einkaufen gehen und mir zum Abend ein Geburtstagsessen gönnen (das Starköl ist schon von Berthold und Moni Orschler bezahlt).

Morgen geht es dann wieder rund 100 km weiter nach Gällivare, langsam nähere ich mich dem Ende Schwedens.

 

102 km / 746 hm / 5:48 h – Gesamt 2630 km / 15321 hm / 161:09 h

Intensiver Plausch beim Frühstück mit dem Schweizer Tandempärchen und dann aufs Rad und weiter nach Norden.

Die Gewitterwand war schon im Westen sichtbar und sie kam ziemlich flott auf mich zu. Ich erwischte gerade noch die Veranda eines Bauernhauses, niemand daheim, schade, aber zumindest blieb ich trocken.

Der Blitz schlug dann auch irgendwo in der Nähe ein. Als ich mich wieder aufs Rad setzte fuhr ich quasi von hinten wieder in den Regen. Am nächsten Haus angehalten, sitzt einer im Wintergarten, als er herauskommt stellen wir fest, dass er Deutsch kann und aus Pforzheim ist. Also plaudern wir eine Weile, leider ohne Kaffee, da der Blitzschlag die Stromversorgung in der Umgebung unterbrochen hat.

Einige Kilometer weiter bekomme ich bei seiner Frau im Eisenbahnmuseum in Mokosel ein Stück Kuchen und auch Kaffee.

Es war schön zu radeln, Rentiere wechselten sich mit Elchen ab und ab und zu kam eine Brücke über einen wilden Fluß. Am Piteälven ließ ich mich von einem Wohnmobilisten aus Künzelsau fotografieren.

Hinter mir dann wieder eine Regenwand, da schielst du schon ein bisschen ehrfurchtsvoll auf die Wohnmobile. Diesmal konnte ich dem Gewitter etwas vorneweg fahren, wurde zwar ein bisschen nass aber von Blitz und Donner verschont.

In Kåbdalis einem beliebten Wintersportort der Schweden, Anja Pärsson trainiert hier jedes Jahr mit der schwedischen Nationalmannschaft, bin ich in eine kleine Ferienwohnung direkt am Skilift eingezogen. Wirkt etwas skurril das Ganze, außer mir ist hier keine Menschenseele. Die Frau die mir die Wohnung vermietet hat, betreibt einen Gemischtwarenladen mit einer kleinen Konditorei. Da habe ich mir noch schnell einen super leckeren Kuchen und einen Klasse Kaffee reingezogen.

Für morgen habe ich mir im 60 km entfernten Jokkmokk ein Hotelzimmer gebucht um meinen Geburtstag würdig am Polarkreis zu feiern. Werde sehr zeitig hier aufbrechen um quasi zum späten Frühstück schon in Jokkmokk zu sein (ich finde den Namen cool).

Ganz nebenbei, das Gemeindegebiet von Jokkmokk entspricht in der Fläche etwa unserem Bundesland Rheinland-Pfalz, das lässt so ein wenig die Dimensionen Schwedens erahnen. Jokkmokk ist sämisch und bedeutet soviel wie „Kurve des Baches“.

126 km / 640 hm / 7:46 h – Gesamt 2528 km / 14575 hm / 155:21 h

Heute ist schwedischer Nationalfeiertag und dazu passt das Wetter. Herrlicher Sonnenschein und ich kann mit kurzer Hose und T-Shirt fahren, das gab es morgens noch nicht auf dieser Tour.

Kurz nach der Abfahrt begegnet mir mein erstes Rentier.

In Sorsele findet ein Festakt anlässlich des Feiertages statt und ich gucke mir das Treiben bei einem gesponserten Kaffee eine Weile an, bevor ich dann auf der E 45 nach Osten abbiege und die rund 80 km nach Arvidsjaur in Angriff nehme.

Kurz vor Slagnäs erreiche ich die nördlichste und wohl größte Provinz Schwedens – Norrbottens län –

Ich mache eine Pause hier auf dem Campingplatz und der Inhaber stellt sich als Deutscher aus Geretsried heraus. Es ist unglaublich, fast alle Plätze werden hier von „emigrierten Ausländern“ betrieben. Es ist ein schöner Platz aber 14:30 Uhr ist mir zu früh zum Bleiben. Ich strebe Arvidsjaur als Ziel für heute an.

Unterwegs wechselte die Landschaft immer wieder, die Bäume nehmen langsam ab bzw. der Bewuchs wird niedriger, dafür nahmen die Rentiere sprungartig zu. Sind irgendwie lustige Tiere, stehen gruppenweise ziemlich stoisch auf der Strasse herum.

In Arvidsjaur wohne ich in der Lappland Lodge, einem netten B & B, welches auch von einer Deutschen betrieben wird. Begegne dort einem Schweizer Ehepaar, die seit 3. April für drei Monate mit dem Tandem unterwegs sind.

 

133 km / 804 hm / 8:07 h – Gesamt 2402 km / 13935 hm / 147:35 h

So sah es heute Morgen um 1:30 h auf meinem Platz aus.

Es fiel mir nicht leicht morgens meine warme Hütte zu verlassen. Der Wind pfiff um die Ecken und die Temperatur ist deutlich im einstellig niedrigen Bereich, aber baw. kein Regen.

Nach knapp 30 km bin ich in Vilhemina – einem kleinen Städtchen – eingetroffen und gönne mir ein ausgiebiges Frühstück. Der Capuccino hier in der Konditorei ist exzellent.

Bei diesen Temperaturen fahre ich nicht ins „Blaue“. Der nächste Ort mit Struktur ist ca. 70 km entfernt. Viel weiter glaube ich geht es heute nicht.

Im Moment spiele ich auf der E 45 ein lustiges Spiel. Südlich fahrende deutsche Autos gegen nördlich fahrende, aktuell steht es 3:2 für die südlichen.

Kaum hatte ich das Café verlassen habe ich Viktor getroffen, auch ein Einzelkämpfer mit dem Rad auf dem Weg zum Nordkap. Ein bisschen Infos ausgetauscht und dann ging es für mich weiter.

Der Tag entwickelte sich blendend, gegen frühen Nachmittag kam die Sonne raus und damit stieg auch die persönliche Performance deutlich. Bei einer Rast wurde ich von einem sehr netten Schweden in sein Haus eingeladen und wir tranken Kaffee zusammen. Ist bei uns irgendwie nicht vorstellbar, dass man jemanden von der Straße weg einlädt.

Jetzt sitze ich in Storuman beim quasi Abendessen und werde das gute Wetter nutzen um weiter in den Abend hineinzufahren. Je weiter ich komme, desto eher ist es möglich morgen am Nationalfeiertag bis Arvidsjaur zu kommen.

Das Spiel steht im Moment 7:8 für die Nordfahrer. Endstand 7:13, die Nordfahrer haben eindeutig gewonnen.

Es hat riesig Spaß gemacht noch eine ganze Ecke weiterzufahren. In Sandsjögården bin ich kurz vor 21 Uhr in einen schönen Campingplatz an einem riesigen See eingebogen und habe Schluß für heute gemacht.

Hier noch ein paar Motive an welchen ich vorbeigeradelt bin.

Der Tag war ein Lehrstück wie Motivation und Leistung von den Wetterbedingungen abhängt.

 

119 km / 546 hm / 7:43 h – Gesamt 2269 km / 13131 hm / 139:28 h

Schöner Start in den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück und einem intensiven Gespräch mit Jennifer der Inhaberin des B & B. Gegen 8:30 Uhr starte ich einen wieder sehr kalten (8 Grad) und vor allem windigen Tag.

Mit dem Provinzschild von Västerbottens län bin ich jetzt tatsächlich in Lappland angekommen.

Die Wetterbedingungen fordern ihren Tribut und ich fahre in ein tiefes Energieloch. Was bin ich froh, dass nach 38 km in Hällsta ein nettes Café auftaucht, welches ich natürlich ansteuere. Die Inhaberin (Christien) ist Holländerin und wir plaudern eine gute Stunde auf Deutsch über das Leben in Schweden. Ich erfahre wieder eine ganz Menge. Danke Christien, dass du dir Zeit genommen hast, hat mir gut getan. Mein Akku lädt sich auf und wir verabschieden uns herzlich voneinander.

Åsele erreiche ich nach rund 70 km und bin wieder total leer. Erste Gedanken tauchen auf, den Tag hier zu beenden, da Vilhelmina weitere rund 70 km entfernt liegt, als nächste Ansiedlung mit Infrastruktur.

Jetzt sitze ich erst mal in einer Pizzeria und lade Kohlenhydrate nach, dann gucken wir weiter.

Im Turistbyra in Åsele frage ich, ob das Vandrarhem in Meselefors geöffnet hat. Der Typ ist ein bisschen wortkarg, greift aber zum Telefonhörer und kündigt mich dort an.

Kurz hinter Åsele ist die Straße auf einer Länge von fast 40 km komplett neu, mit einer total glatten Asphaltdecke, so dass trotz meiner heutigen „Schwächephase“ das Rad wieder läuft. Immer entlang des Ångermanälven stoße ich irgendwann auf die E 45, die finale Route nach Norden in Schweden.

Ab hier habe ich das Roadbook des Transeuropalaufes von 2009 quasi als Track, jetzt ist ein Verfahren allerdings schlichtweg nicht mehr möglich. Die noch zu fahrende Strecke beläuft sich nach der szt. Detailausarbeitung von Joachim Barthelmann auf 1250 km. Also lande ich bei den schon grob genannten 3500 km.

Als ich gegen 19 Uhr nach rund 120 km ankomme, werde ich schon erwartet und darf die Hütte Nr. 6 beziehen. Die älteren Herrschaften, die das Gelände seit über 20 Jahren führen, sind supernett. Leider ist es so kalt, dass ich von der unmittelbaren Lage am Fluß nichts habe.

Ich kaufe mir zwei Bier, drehe in der Hütte die Heizung auf Anschlag und mache es mir gemütlich.