Deutschland hat mich wieder. Nach 38 Tagen und über 3700 km auf südwesteuropäischen Straßen aller Art musste ich vom Rheinufer hochfahren (wegen Hochwasser) und befand mich auf einer deutschen Straße. Gleich der erste Autofahrer gab mir durch agressives Hupen zu verstehen „du bist nur ein Radfahrer“. In den ganzen Wochen vorher wurde zwar auch mal gehupt, aber die Vorzeichen waren anders. Egal ich bin wieder in der Heimat und demnächst dann auch wieder in Goldbach. Jetzt habe ich erstmal Quartier bezogen, um das Spiel gegen Ghana in Ruhe zu sehen.
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Bei Seltz erreiche ich den Rhein und denke jetzt rolle ich ganz locker mal nach Deutschland rüber, aber da hatte ich Pech, die Fähre ist derzeit eingestellt und eine neue Brücke ist im Bau. Also Frankreich lässt mich nicht los und ich werde halt erstmal auf dieser Seite bleiben. Ich glaube bei Wörth ist dann Deutschland erreicht.
Heute waren frisch gemähte Wiesen fast den ganzen Tag über meine Begleiter hier in Lothringen. Dieser Duft vermischt mit dem Geruch von Waldmeister macht einen fast high. Ich konnte auch nicht widerstehen und habe ein Nickerchen auf einer herrlichen Wiese gemacht. Gegen Abend wurde es kurzzeitig sehr stressig, da ich auf der N 4 fahren musste und es mir dann zu gefährlich mit den LKWs wurde. Ich bin ca. 20 km vor Sarrebourg einfach über einen Feldweg in die „Sicherheit“ abgebogen. Der Lohn war dann ein Superradweg der mich die letzten Kilometer ins „Zentrum“ brachte. Meine letzte Nacht in Frankreich verbringe ich im Hotel de France. Ja die „Grande Nation“ ist nicht nur im Fußball auf den Hund gekommen, dieses Hotel passt da gut dazu.
Heute war ein guter Radtag, die Sonne war da, es war zwar kalt und sehr windig, aber trocken. Nach 10 km auf der Nationalstraße in Richtung Langres hatte ich die Tuchfühlung mit den LKWs satt und bin total aufs Land abgebogen, das hat mir zwar unendliche Auf- und Abfahrten hier am Rande der Vogesen beschert, aber die Radform stimmt mittlerweile, da schreckt mich nichts mehr. Zwischendurch hat mir mal ein Snickers das „Überleben“ gesichert. Schließlich bin ich in Vittel gelandet, in einem herrlichen alten Jugendstilhotel, das sicher mal tolle Zeiten gesehen hat. Ich hoffe jetzt beim Abendessen, dass es zumindest diese eine Nacht noch stehen bleibt, die Risse in Decke und Wänden sind schon heftig. Das ganze Vittel ist ein bisschen „versifft“.
Ich bin einigermaßen trocken vorhin vom Rad gestiegen. Gleich nach dem Mittagessen hatte ich unglaubliche 45 km Radweg entlang des Canal de Bourgogne bis Dijon. Der erste richtige Radweg nach über 3000 km und dann auch noch fast für mich allein, da es wirklich richtig kalt und windig den ganzen Tag über blieb. Kurz vor meinem Stopp hier wurde es dann nochmal ziemlich stressig, da hier in Is-Sur-Tille das ganze Wochenende die französischen Motocross-Meisterschaften waren und ich auf einer sehr engen Landstrasse in den Abreiseverkehr kam. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Motocrosser es lustig fanden mich immer wieder zum Wackeln zu bringen. Aber gut überstanden werde ich mir jetzt in meinem Privatquartier noch Brasilien gegen Elfenbeinküste ansehen. Morgen beginnt meine 6. Tour-Woche und voraussichtlich auch die letzte.