107. Etappe – Río Grande – Tolhuin 89 km – 580 hm / Gesamt-Km: 2337
Ein luxuriöser Start in den Tag. Dusche und Frühstück im Hotel. Strahlender Sonnenschein und kräftiger Wind begleiten uns aus Río Grande hinaus. Die ersten zehn Kilometer sind heftig, dann haben wir erstmal den Wind von hinten.
Entlang der Atlantikküste sausen wir nach Süden. Ich fahre etliche Kilometer mit Michelle zusammen, der schnellsten Frau im Feld und sie erzählt mir eine ganze Menge von sich.
Nach dem Mittagessen – bis dahin war das letzte Timing – fahre ich alleine weiter. Michelle und Joost überholen mich später. Wir fahren durch ein interessantes Flusstal , allerdings stresst der Wind, so dass es wieder mehr Kampf als Spaß ist.
Ich sehe die beiden lange Zeit nebeneinander etwa einen Kilometer vor mir fahren. Als ich über eine Kuppe komme sehe ich plötzlich eine ziemliche Staubwolke voraus und denke mir noch, das sieht komisch aus.
Kurze Zeit später bin ich vor Ort. Michelle ist von einem Auto von hinten angefahren worden. Ihr Rad ist nur noch Schrott. Sie sitzt als „Häufchen Elend“ am Straßenrand, es scheint aber keine wirklich ernsten Verletzungen zu geben.
Ich bitte einen Pick-Up- Fahrer sie mit ihrem Rad einzuladen. Joost fährt noch auf 100% und ich schlage ihm vor weiterzufahren, während ich bei Michelle bleibe. Wir packen mein Rad auch auf den Pick-Up und das argentinische Paar fährt uns die 25 km nach Tolhuin.
Am Ortseingang melden wir den Unfall an der Polizeistation und fahren weiter zu einer kleinen medizinischen Station, wo Michelle versorgt wird. Die Röntgenaufnahmen zeigen keine Brüche. Ich bleibe bei ihr und versuche sie zu trösten bis Annelot unsere Medizinassistentin von der Strecke geholt wird.
Das Resümee – Glück im Unglück für Michelle – allerdings wird sie nicht auf dem Rad in Ushuaia ankommen.
Diese Situation hat mich ziemlich runtergezogen. Ich habe in der berühmten Panaderia in Tolhuin erstmal einen Kaffee getrunken und bin die ca. 4 km zum Campingplatz am Lago Fagnano gefahren.
Logisch dass der Unfall unseren vorletzten Abend bestimmt hat. Ich hoffe sehr dass Michelle, das alles auf die Reihe kriegt. Sie hat von Ushaia aus noch einen zweiwöchigen Trip in die Antarktis gebucht. Die Aussie-Mädels sind tough, sie kriegt das bestimmt auf die Reihe.
Fazit des Tages: Freud und Leid liegen sehr nahe beieinander.
Morgen geht es auf die letzten 100 km nach Ushuaia.