Etappe 96 Tres Lagos – La Leona
58 km – 310 hm / Gesamt: 1316 km
Sehr kalte Nacht, die in einen strahlenden Morgen überging, das Licht ist nicht beschreibbar.
Frühstück im Freien und Abfahrt um 8 Uhr. Wenn 58 km auf dem Papier stehen mit überschaubaren Höhenmetern und auf einer echten Straße, so erscheint das erstmal als „Kaffeefahrt“. Entscheidend ist hier im tiefen Süden des Kontinents die Fahrtrichtung.
Da der Wind fast immer heftig weht und bisher nur aus Westen, bedeutete dies für heute ausschließlich kräftigen Gegenwind oder wie es hier in der Fahrersprache heißt – „Headwind“.
Nach ca. 13 km Gewürge allein gegen den Wind habe ich mich dem „holländischen Zug“ angeschlossen und eine Menge über Radfahren in der Gruppe gelernt.
Gemeinsam haben Letty, Brigit, Hanni, Marius und ich gegen die Natur gekämpft und einen interessanten Radtag erlebt. Immerhin konnten wir als „Peloton“ einen 16 km/h Schnitt gegen den patagonischen Wind aufrechterhalten.
Die Holländer haben logischerweise vom Wind ein bisschen mehr Ahnung als ich auf dem Rad und so war ich der Gruppe sehr dankbar, dass sie mich integriert haben und meine „kleinen Anfangsunsicherheiten“ großzügig akzeptiert haben.
Traumhaft schön tauchte ca. 1 Stunde vor dem Tagesziel der Lago Viedma vor uns auf mit dem gleichnamigen Gletscher im Hintergrund.
In La Leona angekommen habe ich mir heute den „Luxus“ eines eigenen Zimmers geleistet. Mein Verlangen nach einer windfreien Nacht und etwas mehr Ordnung und Privacy als im Zelt war übermächtig.
Morgen am Sonntag geht es nach El Calafate dem Ausgangsort für Touren zum Perito Moreno Gletscher. Gute 100 km stehen an, davon wohl die letzten 40 km wieder gegen den zu erwartenden Wind.
Montag ist Ruhetag, den wir für einen halbtägigen Ausflug zum Gletscher nutzen wollen. Diese beiden Tage werde ich auch im Hotel schlafen und hoffe meine Berichte der letzten Tage online stellen zu können.
In El Calafate beginnen dann für die Dauerfahrer die rund letzten 1000 km, für mich quasi die zweite Hälfte der Tour.
Meine unter der Woche hier ausgeführten Gedanken sind ad acta. Mein Ziel heißt – wie geplant – in Ushuaia mit der Gruppe ankommen.
Lieber Günter,
Das scheint ja Deine härteste Radtour zu werden, aber denke an das gigantische Erfolgserlebnis und Gefühl wenn Du die zweite Etappe gemeistert hast.
Das schaffst Du
Dein Honigbrummler aus einem warmen Büro mit Aussicht auf einen grauen Himmel