Ruhetag in Coyhaique
Ausschlafen in einem warmen Bett, eine gute Dusche mit warmem Wasser und all dem Komfort, den ein Dach über dem Kopf eben bietet. Wie muss es den Fahrerinnen und Fahrern gehen, die bereits seit 1. August unterwegs sind, wenn ich nach gerade einer Woche schon dieses extrem zu schätzen weiß.
Wenn ich die erste Woche mit meinen Individualtouren vergleiche, dann gibt es Vorteile, aber auch Nachteile. Im wesentlichen hält sich das wohl die Waage. Die Vorteile liegen auf der Hand: Verpflegung morgens, mittags und abends, falls erforderlich Pannenhilfe, unterwegs immer mal wieder Kameraden zu treffen, ggf. auch ein Stück gemeinsam zu fahren, keine einsamen Abende, eben alles was eine Gruppe hergibt.
Die Nachteile für mich sind ebenfalls durch die Gruppenstruktur bedingt, fixe Termine, Abfahrtszeiten, vorgegebene Tagesetappen und gewisse Zwänge, die das Funktionieren einer Gruppe voraussetzen, wie gemeinsames Be- und Entladen der Trucks, Unterstützung rund um die Küche etc.
Was mir ein wenig fehlt ist das gemütliche Anhalten unterwegs und irgendwo sitzen bleiben, das geht meist für mich aus Zeitgründen garnicht (sh. Tagesablauf) und außer dieser gigantischen Natur gibt es meist auch wenig Möglichkeiten dafür. Ein weiterer Punkt dazu sind auch die Temperaturen.
Neben der extremen Leistung die die Fahrerinnen und Fahrer seit Quito erbringen, sind vor allem die Leute vom Helferteam, Gerti, Annelot, Walter, Roberto und Lucho für mich zu bewundern. Mein Tag auf dem Truck gab mir ein bisschen Einblick in das Geschehen hinter den Kulissen, das ist harte Arbeit mit vielen täglich zu lösenden Aufgaben, oft großen Überraschungen. Ich denke dies ist mindestens so herausfordernd wie das Radfahren selbst.
Der Regelablauf eines Tages sieht wie folgt aus:
- Zelt abbauen und die persönliche Ausrüstung zum Truck bringen
- Gemeinsames Frühstück um 7 Uhr oder 8 Uhr je nach Abfahrt
- Zusammen das Camp wieder klar machen / Aufladen / Abwaschen etc.
- Start der Tagesetappe – 8 Uhr / 9 Uhr
- Zelt aufbauen, persönliche Dinge ordnen, wenn möglich ausgiebige Hygiene
- Nach der Ankunft steht immer eine Suppe parat – für den ersten Hunger und heißes Wasser für Tee oder Kaffee
- Meist um 18 Uhr gemeinsames Abendessen mit kurzem Briefing für den Folgetag
- Falls zum Dienst eingeplant (Küchenplan) entsprechende Küchendienste
- Small-Talk und meist gegen 21 Uhr (korrespondiert mit dem Sonnenuntergang) ins Zelt kriechen
- Blog schreiben
Gerade sitze ich in einem netten Café hier in Coyhaique, einer typischen südamerikanischen Kleinstadt (in Patagonien sind 40' Ew allerdings sehr viel). Das Leben spielt sich um die Plaza de Armas herum ab und alles ist relativ übersichtlich.
Heute Nachmittag werde ich ein wenig mein Rad pflegen, vielleicht ein Schläfchen machen und meine Packstruktur überdenken. Das A & O ist die persönliche Organisation in und um das Zelt herum, da bin ich zwar ganz gut dabei, es gibt allerdings noch genug Optimierungspotential.
Vielleicht noch ein Satz zur Internetverbindung, wie ja unschwer zu erkennen ist, war meine letzte Online-Möglichkeit am vergangenen Sonntag. Zwischen hier und Calafate (30.11.) wird es wohl wieder so sein, d.h. acht Tage kein Wifi in aller Regel nicht mal eine Netzverbindung !
Hallo Günter!
Mein lieber Mann, für mich aus der Ferne liest sich das sehr spannend und diesmal spürt man förmlich die Anstrengung. Scheint schon sehr anspruchsvoll zu sein!
Du schaffst das!! Ich wünsche Dir noch eine tolle Weiterfahrt und viele schöne Eindrücke. Die Bilder sind wieder mal toll!
Liebe Grüße Karin und Klaus
Lieber Günter,
mein Vater hat manchmal gesagt, doa haesd ned wegfoahrn müssn, des haesd dahoam a erlebn kinna….ich hoffe, Du kannst das oberpfälzische aus der weiten Entfernung übersetzen ;-))
Dein Blog wie immer intensiv, emotional, wunderbar beschrieben und dann auch noch die Bilder! Auf der Fahrt an den Tegernsee hast Du deine Erwartungen beschrieben, und Deinen Schilderungen nach, treffen sie alle ein! Bleib bei deinem Rhythmus und find heraus, was Dir gut tut.
Es ist jetzt Samstag Abend, 17.30 Uhr: Bundesliga FCB-Hoffenheim 4:0
Nächste Woche eröffnen schon die Weihnachtsmärkte, Glühwein, Lebkuchen und Bratwürstla….Du wirst es in der Einsamkeit riechen und vermissen? Gut, die Steaks sind schon auch leckere Abwechslung. Sicherlich nicht dass Novembergrau, hat uns seit ein paar Tagen hier im Griff. Das ist die Würzburger Sicht, kann sein, dass bei Marion die Sonne scheint ;-))
Liebe Grüße und weiterhin eine unfallfreie, erlebnisreiche Weiterfahrt!
Erwin+Margot
Bleib am Ball – Du schaffst das, amigo!
Lieber Günter,
super, dass du uns wieder an Deiner Reise teilnehmen lässt. Deine Bilder schaue ich immer gerne an. Sie geben einen tollen Einblick in Deine Situation und entführen mich in eine ganz andere Welt. Schade, dass ich nun auf den nächsten „Schwung“ erst noch warten muss. Wir werden Dich bei unserer Feier am 1. Dezember sehr vermissen. Mit Franz K. war ich vor kurzem zu einer Tour im Spessart unterwegs, die in etwa mit einer Deiner leichteren Tagestouren vergleichbar ist. Ich hätte mich am nächsten Tag nicht mehr auf´s Fahrrad setzen wollen … deshalb … wieder Respekt vor der körperlichen Leistung! Halte durch und mache noch viele schönen Bilder!
Werner Kiesel