Etappe 92 – Bajo Caracoles – Las Horquetas / Im Truck
Gesamt: 1012 km
Ich habe mich eben entschieden (6:00 Uhr) heute nicht Rad zu fahren. Hatte nachts beim Gang „vor die Tür“ mächtig Schüttelfrost. Das klare Signal für mich, gestern war ich am Limit.
Mit dem Truck heute rund 100 km weitergefahren durch eine helle und sonnengeflutete Landschaft. Nicht ein Haus war auf der ganzen Strecke bis hierher und rund 2/3 der Strecke waren gegen den Sturm zu fahren. Im Truck waren wir von Beginn an sieben, kurz nach dem Start kam Kristin wieder zurück und ist auch auf den Truck gestiegen.
Der Übernachtungsplatz hier ist etwa 10% freundlicher als gestern, aber ebenfalls ohne sanitäre Möglichkeiten bzw. die vorhandenen Baños haben kein Wasser.
Für mich wird immer klarer, dass ich diese Tour unter diesen Bedingungen nicht wirklich will, das Radfahren ist bedingt durch Strecken und Wetter überhaupt kein Spaß. Für fast alle geht es nur darum sich von Tag zu Tag durchzukämpfen.
Die Gruppe hat auch ihre Spannungen, was logisch ist nach so vielen Tagen und Wochen. Der Gedanke überwiegend mit dem Truck durch Patagonien zu fahren ist keine wirkliche Option.
In meinem Kopf bildet sich die Vorstellung in Calafate am Sonntag aus der Gruppe auszusteigen, immer fester heraus. Es gäbe dann zwei Möglichkeiten, die eine wäre mit einem Mietwagen weiterzufahren bis Ushuaia und die gebuchten Rückflüge Mitte Dezember zu nutzen.
Die andere Möglichkeit ist zeitnah von Calafate nach Buenos Aires zu fliegen, dort ein paar Tage zu bleiben und einen neuen Rückflugtermin nach Frankfurt zu finden.
Diese Gedanken sind jetzt quasi „work in progress“, ich bin gespannt, wie es sich tatsächlich entwickeln wird ?
Das Abendessen war wieder exzellent, habe mich danach lange mit Alfred bei einem Bier über alles Mögliche unterhalten. Wir haben beide eine sehr angenehme Beziehung entwickelt. Er ist ein pensionierter Lehrer aus der Nähe von Ravensburg, ein Modellathlet und der wohl beste Fahrer im Feld, der auf Gesamtsieg fährt, den ich ihm auch sehr gönne.