Category: ARCHIV RADTOUREN


Habe etwas unruhig geschlafen – viele Tiergeräusche um mich herum. Bin wieder gegen 6:15 Uhr auf der Piste. Es rollt 🚴

Bis Palisade (167 Ew.) sind es dann doch über 40 km – nur mit einem Espresso und einem Riegel – gute Übung fürs Bauchfett 😂😂 Gottseidank ist es weitgehend flach.

So früh am Morgen kommt kein einziges Auto – nur die Tierwelt ist aktiv, Deer (etwas größer als unser Reh), Turkeys, Opossum, Fasanen, riesige Eichhörnchen (Squirrel) und ein Adler. Leider auch sehr viel überfahrene Kadaver.

In Gabby‘s Treat gibt es ein super amerikanisches Frühstück. Es dauert nicht lange, da steht der Chef vor mir (Gabbys Mann), er war acht Jahre in Ramstein, spricht natürlich kein richtiges Wort Deutsch – aber total nett. Sind auch noch etliche andere Ex-GIs im Raum. Alle wollen natürlich wissen wie es heute in Deutschland ist. Ich bin so etwas, wie die Samstagsattraktion – kein Wunder bei 167 Ew.

Im Verlauf wird es sehr schwül, der MR windet sich durch endloses Ackerland und ich erkämpfe mir so manchen Kilometer.

Das ist mir ja nicht fremd – nach über 35.000 km auf dem Blauen Elephanten.

Aitkin (immerhin über 2000 Ew.) – ist quasi die Kreisstadt des Countys hier. Ziehe mir ein großes Eis rein und entscheide mich heute für ein richtiges Bett.

Buche ein AirBnB in Crosby – 20 Meilen entfernt am MRT – quäle mich ein bisschen durch die Hitze – am Ende gibt es noch zwei richtige Berge – die ersten in Minnesota.

Um 17:30 Uhr bin ich da, das Gute ist, im Erdgeschoss des Apartments ist ein Liqour Store – also so ein Laden in USA, wo es Alkohol zu kaufen gibt und eine coole Bar.

Hole meinen Schlüssel – setze mich vor den Store – drinnen ist es saukalt und megalaut – fünf riesige Bildschirme mit Sports Live und besoffene Amis – und trinke zwei exzellente IPAs – heute nicht geschnorrt – aber trinke zwei – zahle eins – da habe ich mitgemacht.

Werde mich später kultivieren – Rasur steht an – gute Dusche und kompletter Klamottenwechsel für morgen.

Mit Sonnenaufgang kurz nach 5 Uhr stehe ich auf und packe meine Ausrüstung – klappt schon wieder ganz gut.

Bei Steve und Linda gibt es noch einen Kaffee und dann bin ich wieder auf der Straße.

In Deer River im Sportsman‘s Café frühstücke ich und mache mich auf den Weg nach Grand Rapids – einem Städtchen mit rund 10.000 Einwohnern. Erledige ein paar Einkäufe – wollte noch zum Haareschneiden, da hätte ich bis Montag warten müssen.

Die Temperatur ist heute ganz okay – so um die 25 Grad mit etwas Wind.

Seine Majestät der Mississippi-River macht sich den ganzen Tag etwas rar. Erst am Tagesziel – dem Jacobson-Campground habe ich wieder Direktkontakt.

Leider ist das soweit im Gebüsch, dass ich keinen Empfang habe, kann sein dass dieser Beitrag die Leser erst spät erreicht – Deutschland + 7 Stunden.

Der CG liegt malerisch oberhalb an einem Bogen des MR – sehr rustikal – tolles Wasser aus einem artesischen Brunnen und Plumpsklo. Jetzt so am frühen Abend fest in Moskitohand.

Ausruhen im Zelt – hinter dem Moskitonetz und hoffen auf eine Abendbrise mehr bleibt nicht – ohne Netz gibt es auch keine Musik.

Später komme ich mit einer größeren Gruppe aus dem nahegelegenen Jacobson ins Gespräch – sie waren den ganzen Tag auf dem MR unterwegs. Einladung zum Bier war logisch 🙏

Bin kurz nach sechs Uhr auf der Straße – alles sehr ruhig – genieße die morgendliche Kühle.

Im Chippewa-State-Park mache ich erstmals mit den aggressiven Mücken Bekanntschaft. Wird ein bisschen anstrengend, da Stehenbleiben fast nicht möglich ist.

Langsam macht sich der Hunger bemerkbar – Frühstück war ein Granola Bar und ein doppelter Espresso.

Ich stelle mir Eier mit Speck vor – nach 50 km erreiche ich Bena – ein Ort mit ca. 100 Ew – aber mit einem Grocery Store und dem Big Winnie Café – und da passiert es – meine Vorstellung wird erfüllt. 👏👏

Am Winnie Dam mache ich ein Pause und denke mir eigentlich wäre das ein super Platz zum Übernachten.

Verwerfe den Gedanken – es ist ja erst 12:30 Uhr. Wenn so ein Gedanke erstmal da ist, kann er hartnäckig werden.

15 km später halte ich am Straßenrand – ggü. geht es in die Ball Lake Club Lodge, da kommt Gary auf einem Trike angebraust, der Eigentümer.

Ich schaue mir die Lodge an und bin schnell entschieden, hier bleibe ich an einem MR-Backwater. Toller Platz für mein Zelt und ich richte mich auf einen entspannten Nachmittag ein. Gary gibt ein Light Beer aus und ich bin ziemlich happy über den Platz.

Fast zu viel des Guten wurde ich zum Dinner in eines dieser riesigen Wohnmobile eingeladen. Habe mich nicht getraut zu fotografieren.

So sitze ich jetzt vorm Zelt – eine Brise hält die Mücken in Schach – und trinke ein kühles Bier, das haben sie mir auch noch mitgegeben.

Natürlich gehört zum Start am MR das Eintauchen des Vorderrades rituell dazu. Habe natürlich auch meine Füße im MR kurz gebadet.

Bei sehr angenehmen Temperaturen bin ich entspannt gestartet. Habe bestimmt fünfmal den entstehenden MR überquert um dann in eine hügelige Farmlandschaft einzutauchen.

An meiner Vorderradbremse habe ich gestern Abend schon ein Problem festgestellt. Meine provisorische Fixierung hat nicht lange gehalten.

In Bemidji – nach 50km – haben mir die Jungs im Bikeshop das Thema Ruckzuck gelöst. Macht mehr Sinn beide Bremsen benützen zu können 😂

Paul Bunyan ist eine lokale Märchengestalt – so ähnlich wie Gulliver nur als Holzfäller. Das Foto am See musste sein.

Mittlerweile ist die Sonne raus und es ist gut warm geworden. Mache aktuell eine Pause in einer kleinen „Kaffee-Rösterei“ – angenehm kühl.

Es ist jetzt 2 p.m. – vielleicht fahre ich noch so zwei Stunden und nehme dann den nächsten Campingground – sollte genug sein für den ersten Tag.

Unmittelbar am MR lande ich im Oak Haven Resort ca. 25 km nach Bemidji. Sie haben kein Zeltcamping – einige mich mit Matt, dem Owner, auf einen Zeltplatz + Dusche. Am Ende der Diskussion darf ich nicht mal etwas bezahlen.

Einer der Dauercamper lässt es sich nicht nehmen und schenkt mir zwei eiskalte Bier. Die nehme ich dankbar an – Bud Light ist genau das Richtige zum Ausklang des ersten Tages.

Start zum Ausgangspunkt meiner Tour – rund 300 Autokilometer nördlich von Minneapolis.


Auf dem Weg nach Norden

Kate und ich sind gegen 15 p.m. am Lake Itasca. Kurzer Besuch an den Headwaters und dann beziehe ich mein Quartier im Headwaters Inn – ab jetzt bin ich alleine und starte morgen Tag 1 meiner MRT-Tour.



Auf dem ca. 25 km langen Wilderness-Trail drehe ich eine entspannte Abendrunde um den Itasca State Park.



Es gibt erste Begegnungen mit der einheimischen Tierwelt.